Der Plan geht nicht auf
Der Plan geht nicht auf
Zu diesem Zeitpunkt befinden sich geschätzte 60 bis 80 CSV-Mitglieder und -Anhänger in dem abgedunkelten Raum. Alle blicken auf die große Leinwand und die aktuellsten Zahlen und Hochrechnungen.
Die Listenstimmen sind so weit ausgezählt, die CSV verzeichnet einen Verlust von knapp 5,5 Prozent. Das drückt aufs Gemüt. Im Gespräch mit Kandidaten und Parteimitgliedern wird schnell klar: Das hatte man nicht erwartet.
Nur die Ruhe
18.40 Uhr. Generalsekretär Laurent Zeimet gibt sich von den Zwischenergebnissen unbeeindruckt. „Da noch nicht abzusehen ist, wie der Abend ausgeht, bin ich emotional noch sehr gelassen“, sagt er. 19 Uhr. Der Osten ist ausgezählt. Die CSV verliert 7,5 Prozentpunkte, kommt auf 29,4 Prozent und behält ihren dritten Sitz. Dabei hatte sie sogar mit einem vierten Sitz geliebäugelt. Françoise Hetto-Gaasch, Léon Gloden und Octavie Modert schaffen den Sprung ins Parlament.
Kurz nach 19 Uhr. Aufatmen auch im Norden, wo die CSV auf 32,23 Prozent kommt und ihre vier Sitze trotz einem Stimmenverlust von 1,5 Prozent behalten kann. Spitzenkandidatin Martine Hansen wird Erstgewählte vor Marco Schank, Emile Eicher und Aly Kaes.
Im Zentrum sehen die Hochrechnungen weniger gut aus. CSV und LSAP büßen beide einen Sitz ein. Ein Schlag ins Gesicht für die beiden Spitzenkandidaten und Anwärter auf den Premierposten, Claude Wiseler und Etienne Schneider. Im Süden sieht es für die CSV nicht viel besser aus.
21:22 Uhr. Laut der ersten nationalen Hochrechnung kommen die drei Regierungsparteien auf 31 Sitze. Generalsekretär Laurent Zeimet tritt vor die Kamera. Die Enttäuschung ist ihm anzusehen. Doch so schnell gibt er nicht auf: „Wir sind nach wie vor die stärkste Partei im Land“, sagt er.
In den Rotunden ist die Stimmung den ganzen Abend gedrückt. Erst als LSAP-Spitzenkandidat Etienne Schneider auf der Leinwand erscheint und findet, die CSV verzeichne prozentual größere Verluste als die LSAP, kommt Stimmung in Form von Buhrufen auf.
Unser Wahlziel war, zu verhindern, dass die drei Parteien eine Mehrheit bekommen. Das ist uns nicht gelungen.
Und während das Nationalkomitee hinter den schwarzen Vorhängen zusammensitzt und sich berät, erscheinen die definitiven Ergebnisse im Zentrum. Die CSV kommt auf 29,14 Prozent (- 6,17 Prozent) und verliert ihren achten Sitz. Claude Wiseler, Serge Wilmes, Diane Adehm, Viviane Reding, Marc Lies, Laurent Mosar und Paul Galles schaffen den Sprung ins Parlament. Nicht mehr dabei und weit abgeschlagen auf Platz 13: Martine Mergen.
Urplötzlich keimt Hoffnung im Saal auf. Die DP verliert im Zentrum überraschenderweise einen Sitz an die Grünen. Damit wäre die Mehrheit der Dreierkoalition futsch und eine schwarz-grüne Mehrheit (21 + 10) möglich.
Doch die Hoffnung zerschlägt sich schnell wieder, als die endgültigen Ergebnisse aus dem Süden vorliegen. Anders als erwartet verliert die LSAP nur einen und keine zwei Sitze. Damit ist die blau-rot-grüne Mehrheit wiederhergestellt. Die CSV kommt auf 26,91 Prozent (- 5,33 Prozent), verliert einen Sitz und kommt auf sieben Mandate. Erstgewählter ist Parteipräsident Marc Spautz vor Félix Eischen, Georges Mischo, Michel Wolter, Jean-Marie Halsdorf, Gilles Roth und Nancy Kemp-Arendt. Nicht mehr dabei sind Laurent Zeimet und Sylvie Andrich-Duval.
Wahlziel verfehlt
Als die Parteispitze um 22.33 Uhr die Bühne betritt, sieht man ihr die Enttäuschung an. „Unser Wahlziel war, zu verhindern, dass die drei Parteien eine Mehrheit bekommen. Das ist uns nicht gelungen“, gibt Parteipräsident Marc Spautz unumwunden zu und beglückwünscht im gleichen Atemzug die Grünen für ihren Wahlsieg. „Doch weder die DP noch die LSAP sind bei diesen Wahlen gestärkt worden“, fügt Spautz gleich hinzu.
Auch Spitzenkandidat Claude Wiseler macht einen zerknirschten Eindruck. Wohl wissend, dass die Regierungsparteien eine Mehrheit haben, will er sich dennoch nicht geschlagen geben. Das Land brauche eine stabile Regierung, meint Wiseler. „Die CSV ist nach wie vor und bei Weitem die stärkste Partei im Land.“ Als solche sei sie bereit, Verantwortung zu übernehmen, so Wiselers Botschaft um 22.40 Uhr an die anderen Parteien.
