Covid-Ausblick 2021: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
Covid-Ausblick 2021: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
Nun ging es doch schneller als anfangs gedacht: Ende Dezember konnten das erste Vakzin gegen Covid-19 zugelassen und die Impfungen begonnen werden. Das Licht am Ende des Pandemie-Tunnels, der weltweit seit Anfang 2020 durchquert werden muss, wird schon beschworen. Doch es wird noch eine ganze Zeit vergehen, bis Entwarnung gegeben werden kann.
Auf sanitärem Niveau, aber auch für die konjunkturelle Entwicklung 2021 ist der weitere Verlauf der Corona-Pandemie entscheidend. Es warten noch viele Unwägbarkeiten und es werden auch noch so einige mittelfristige und Langzeitfolgen zu bewältigen sein.
Wie viele Impfstoffe können ergattert werden?
Wie gut man nun, da Impfstoffe zur Verfügung stehen, durch den Rest der Pandemie kommt, hängt vom Land ab, in dem man lebt: In den USA waren am vergangenen Montag, als in den EU-Ländern die ersten Impfungen starteten schon 1,9 Millionen Menschen geimpft, vier Millionen Dosen hatte da Großbritannien schon zur Verfügung. Welche Impfstoffe und wie viele Impfdosen wie schnell verfügbar sind und ergattert werden können, ist eine der Fragen, die 2021 prägen werden.
Am kommenden Mittwoch könnte die Europäische Medikamentenagentur EMA einen zweiten Impfstoff – den von Moderna – auch in der EU zulassen. Derweil zählte die Weltgesundheitsbehörde am 22. Dezember 233 Impfstoffprojekte weltweit, zehn davon sind in der abschließenden Entwicklungsphase III.
Nach derzeitigem Stand sind für Luxemburg bis Ende März Vakzine für gerade einmal 36.000 Personen zugesagt. Das reicht knapp für die als prioritär vorgesehene Gruppe der Ärzte, Pfleger und Angestellten in den Spitälern und Alten- und Pflegeheimen – rund 38 000 Menschen. Erst dann kommen Personen ab 65 Jahre sowie besonders Gefährdete an die Reihe.
Impfkampagne bis in den Herbst
In Luxemburg wird die Impfkampagne wohl weit in den Sommer, womöglich noch in den Herbst hinein andauern, meint der Infektiologe Dr. Gérard Schockmel, der sich aber auch ein Absinken der Virusübertragung erwartet, wenn es anfängt, wieder warm zu werden. Und auch die ständig verbesserten Schnelltests könnten dazu beitragen, dass das Leben sich ein Stück weit normalisieren wird.
Die ständig verbesserten Schnelltests können dazu beitragen, dass das Leben sich normalisiert.
Dr. Gérard Schockmel
Dass sich sehr schnell eine Herdenimmunität von mindestens 60 Prozent der Einwohner einstellt, erwarten Experten europaweit dagegen nicht. Die Impfung bleibt freiwillig und man kann nur auf eine Sogwirkung hoffen, wenn sich viele, vor allem junge Leute, impfen lassen oder negative Tests nachgewiesen werden müssen, um Zugang zu gewissen Dienstleistungen zu bekommen.
Bereits jetzt wird über Impfnachweise, wenn man reisen möchte, zum Eintritt in Bars, Restaurants, Hotels oder zu Kulturveranstaltungen aus ethischer und juristischer Sicht sowie aus Datenschutzgründen heftig debattiert. Wird es zu einer gesellschaftlichen Spaltung und zu Ausgrenzungen kommen? Das ist eine der Fragen, die sich stellen werden.
Noch keine wirksame Behandlung
Offene Fragen stellen sich auch noch in der Wissenschaft. Während sich bei den Impfstoffen und den Tests wohl noch so einiges tun wird, ist man von einem Heilmittel weit entfernt und es hat sich auch noch nichts getan, um einen schweren Krankheitsverlauf verhindern zu können.
Derweil tauchen bereits neue Corona-Varianten auf, wie VOC 202012/01 in Südengland, die nach neuesten Berechnungen von britischen Mathematikern zu 56 Prozent ansteckender als die bisher dominierenden Stämme von Sars-CoV-2 sind. Der Krankheitsverlauf ist hier zwar nicht anders und auch der Impfstoff wirkt, aber weitere Varianten sind nicht ausgeschlossen.
Nicht geklärt ist auch die Frage, ob man das Virus übertragen kann, auch wenn man dagegen geimpft ist. Die Hygieneregeln Maske tragen, Hände waschen und Abstand halten bleiben uns demnach noch lange erhalten.
Soziale Fragen werden sich stellen
Die Corona-Krise hat allerdings auch Trends stark beschleunigt, wie das Thema Nachhaltigkeit, die wachsenden sozialen Ungleichheiten oder aber den E-Commerce und die Digitalisierung. Auf die Politik kommen insofern Herausforderungen zu, angefangen damit, wie die verminderten Bildungschancen von zahlreichen Kindern und Jugendlichen vom Bildungssystem ausgeglichen werden können.
Es gilt auch, Bilanz auf sozialer Ebene zu ziehen: Wie sieht es mit der Armut aus, wie bei der Sozialhilfe in Krisenzeiten? Denn die Corona-Pandemie stellt nicht nur das Gesundheitssystem auf die Probe.
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