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Corona: Luxemburg und der große Bevölkerungstest
Politik 3 Min. 28.04.2020 Aus unserem online-Archiv

Corona: Luxemburg und der große Bevölkerungstest

17 Drive-through-Teststationen werden eingerichtet, 20.000 Personen sollen dann pro Tag getestet werden.

Corona: Luxemburg und der große Bevölkerungstest

17 Drive-through-Teststationen werden eingerichtet, 20.000 Personen sollen dann pro Tag getestet werden.
Foto: Gerry Huberty
Politik 3 Min. 28.04.2020 Aus unserem online-Archiv

Corona: Luxemburg und der große Bevölkerungstest

Annette WELSCH
Annette WELSCH
Ab dem 19. Mai wird die ganze Bevölkerung auf Covid-19 durchgetestet. Das kündigten Gesundheitsministerin Paulett Lenert und Forschungsminister Claude Meisch am Dienstag an.

Eine Person steckt derzeit in Luxemburg noch eine weitere Person mit dem Covid-19-Virus an. Das teilte Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am Dienstag mit, als sie gemeinsam mit Forschungsminister Claude Meisch (DP) einen weiteren Baustein in der Strategie der Regierung vorstellte, gegen das Virus vorzugehen: Getestet wird ja schon viel, nun kommt eine großflächige "Durchtestung" der gesamten Bevölkerung auf das Virus hinzu. 


dpatopbilder - 01.04.2020, Niedersachsen, Hannover: Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin hält Coronavirus-Testproben im Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) in der Hand. Niedersachsen stockt mit der Nutzung von tiermedizinischen Laboren seine Kapazitäten für Tests auf das Coronavirus deutlich auf. Foto: Peter Steffen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Labor in Esch-Belval entwickelt Covid-19-Schnelltest
Der in Luxemburg von Fast-Track Diagnostics entwickelte Test soll Forschern helfen, das Virus in weniger als drei Stunden positiv zu identifizieren.

Ab 19. Mai sollen jeden Tag 20.000 Personen in 17 über das Land verteilte Drive-through-Teststationen einen Abstrich gemacht bekommen, um zu prüfen, ob sie Covid-19 positiv sind. Innerhalb von einem Monat soll so die ganze Bevölkerung erfasst sein. Verwendet wird ein ganz neuer Test des luxemburgischen Labors Fast Track Diagnostics, der erst am vergangenen Freitag zugelassen wurde. 

40 Millionen Euro aus dem Budget des Ministeriums


Prof. Dr. Ulf Nehrbass, directeur du LIH et représentant de la Task Force COVID-19 Research Luxembourg
Der entscheidende Beitrag zur Lockerung
Prof. Dr. Ulf Nehrbass erklärt, was es mit der großen Bevölkerungsstudie auf sich hat: Ein Projekt der Forschung, aber kein Forschungsprojekt.

40 Millionen Euro wird die Aktion, die auf freiwilliger Basis erfolgt, kosten und sie wird vom Hochschul- und Forschungsministerium bezahlt. Diese Entscheidung wurde im Regierungsrat am 24. April getroffen. "Es ist ein ganz ambitiöses Programm", sagte Lenert, "Die Zusammenarbeit mit dem LIH (Luxembourg Institute of Health) ermöglicht es uns, nun auch flächendeckend zu testen."

Dass weiter mit dem Covid-19-Virus, so gut es geht, gelebt werden muss, solange dagegen keine Impfung und keine Medikamente verfügbar sind, wurde schon oft betont. Auch am Dienstag wies Lenert wieder darauf hin, betonte aber auch, dass man mittlerweile mehr über das Virus wisse - nicht zuletzt, welche Pflege und was an Schutzmaterial gebraucht wird - und sich die Situation auf der Intensivstation (20 Patienten) und bei den Neuinfektionen beruhigt habe

Soziale Distanzierung, Testen und Forschen

Dadurch würden nun neue Schritte möglich, es gelte aber, beim "Déconfinement" weiterhin drei Ansätze zu verfolgen: die Verbreitung des Virus durch die Distanz- und Schutzregeln verlangsamen, es durch Testen zu ermöglichen, die Infizierten zu isolieren und gemeinsam mit der Forschung daran zu arbeiten, das Virus besser zu verstehen. Die Forschung sei dafür ein unerlässlicher Akteur. 

Das Virus ist Neuland, wir mussten uns erst aufstellen.

Paulette Lenert

"Das Virus ist Neuland, wir mussten uns erst aufstellen", erklärte Lenert die bisherige Teststrategie. Das Staatslabor sei zwar schon bereit gewesen, Tests durchzuführen, noch bevor in Luxemburg Fälle auftauchten. Dass aber anfangs nur bei Symptomen ein Covid-Test verschrieben wurde,  erst später auch bei Verdacht und derzeit schon pro-aktiv lag an der Verfügbarkeit der Tests und ihrer Qualität. Zu oft habe es anfangs falsche Ergebnisse gegeben. "Wir können nur mit dem Material arbeiten, das uns zur Verfügung steht." 

Sektor- und Clustertests


Das nationale Gesundheitslaboratorium LNS stellt die Testinfrastruktur bereit.
Systematische Testreihe in den Altersheimen
Rund 10.000 Corona-Testkits werden in den nächsten Tagen an die Alters-und Pflegeheime verschickt.

Derzeit wird ja systematisch in den Krankenhäusern, in den Alten- und Pflegeheimen, auf den wieder geöffneten Baustellen (sogenannte Cluster-Prävalenztests) und demnächst auch in den Schulen getestet. "Langsam kommen ganz gute Zahlen zusammen und auch ganz beruhigende", sagte Lenert, möchte aber erst noch weitere Daten abwarten, bevor erste Resultate kommuniziert werden. 


09.04.2020, Bayern, München: Eine Maschine nimmt im Diagnostiklabor für die Covid-19 Studie der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) abgetrenntes Plasma einer Blutprobe aus der Studie zur Analyse auf Covid-19 spezifische Antikörper auf. Im Rahmen der Studie mit dem Titel «Prospektive Covid-19 Kohorte München» (KoCo19) werden stichprobenartig Blutproben von 3000 Haushalten in München analysiert, um unter anderem herauszufinden, wie sich das Virus tatsächlich in der Gesellschaft ausgebreitet hat. Foto: Matthias Balk/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Das Virus besser verstehen
Luxemburg startet eine repräsentative Studie, um besser zu verstehen, wie sich das Corona-Virus verbreitet. Der Leiter der Studie, Prof. Rejko Krüger, erklärt, was es mit der Untersuchung auf sich hat.

Daneben wurde mit der repräsentativen ConVince-Studie begonnen, 1 818 für die Bevölkerung repräsentative Personen werden regelmäßig ein Jahr lang auf das Virus, aber auch Anti-Körper getestet. Ende der Woche sollen erste Resultate bekannt gegeben werden. 

Infizierte identifizieren und aufpassen, dass sie es nicht weitergeben 

"Alle Tests sind freiwillig, aber wenn wir uns alle testen lassen, schützen wir uns und unsere Mitbürger", betonte Meisch. "Wir mussten ganz viele Sektoren ruhigstellen, testen heißt nun auch, ein Stück Freiheit zurückgeben zu können.  Er verwies auch auf die Covid-Tests von Schülern der Abschlussklassen und ihren Lehrern, die am 4. Mai den Schulunterricht wieder aufnehmen und richtete "einen warmen Appell an Primaner und Lehrer mitzumachen". 


Bildungsminister Claude Meisch (DP) ist zuversichtlich, dass das aktuelle Schuljahr ohne große Defizite bei den Schülerleistungen abgeschlossen werden kann.
Meisch: "Alle Schüler werden sich testen lassen können"
"Die gesamte Bevölkerung soll sich testen lassen können", so Minister Claude Meisch. Die Regierung hat einem umfassenden Forschungsprojekt grünes Licht gegeben.

Das Virus verstehen, es kontrollieren, testen, um Informationen zu erhalten und gezielt Infizierte zu isolieren seien die Ziele. "Die ganze Forschungsgemeinschaft hat sich spontan mobilisiert und gemeinsam, geschaut,  wie sie ihre Kompetenzen einsetzen kann", lobte Meisch. 69 Forschungsprojekte seien beim Nationalen Forschungsfonds FNR schon eingereicht und 30 ausgewählt worden, die insgesamt mit 1,52 Millionen Euro bezuschusst werden.

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Prof. Markus Ollert vom Luxembourg Institute of Health erklärt, warum die Tests zur Feststellung der Immunität gegen Covid-19 so wichtig sind und wie Luxemburg bei Medikamentenmangel dennoch Patienten therapieren könnte.