Corona: Luxemburg und der große Bevölkerungstest
Corona: Luxemburg und der große Bevölkerungstest
Eine Person steckt derzeit in Luxemburg noch eine weitere Person mit dem Covid-19-Virus an. Das teilte Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am Dienstag mit, als sie gemeinsam mit Forschungsminister Claude Meisch (DP) einen weiteren Baustein in der Strategie der Regierung vorstellte, gegen das Virus vorzugehen: Getestet wird ja schon viel, nun kommt eine großflächige "Durchtestung" der gesamten Bevölkerung auf das Virus hinzu.
Ab 19. Mai sollen jeden Tag 20.000 Personen in 17 über das Land verteilte Drive-through-Teststationen einen Abstrich gemacht bekommen, um zu prüfen, ob sie Covid-19 positiv sind. Innerhalb von einem Monat soll so die ganze Bevölkerung erfasst sein. Verwendet wird ein ganz neuer Test des luxemburgischen Labors Fast Track Diagnostics, der erst am vergangenen Freitag zugelassen wurde.
40 Millionen Euro aus dem Budget des Ministeriums
40 Millionen Euro wird die Aktion, die auf freiwilliger Basis erfolgt, kosten und sie wird vom Hochschul- und Forschungsministerium bezahlt. Diese Entscheidung wurde im Regierungsrat am 24. April getroffen. "Es ist ein ganz ambitiöses Programm", sagte Lenert, "Die Zusammenarbeit mit dem LIH (Luxembourg Institute of Health) ermöglicht es uns, nun auch flächendeckend zu testen."
Dass weiter mit dem Covid-19-Virus, so gut es geht, gelebt werden muss, solange dagegen keine Impfung und keine Medikamente verfügbar sind, wurde schon oft betont. Auch am Dienstag wies Lenert wieder darauf hin, betonte aber auch, dass man mittlerweile mehr über das Virus wisse - nicht zuletzt, welche Pflege und was an Schutzmaterial gebraucht wird - und sich die Situation auf der Intensivstation (20 Patienten) und bei den Neuinfektionen beruhigt habe.
Soziale Distanzierung, Testen und Forschen
Dadurch würden nun neue Schritte möglich, es gelte aber, beim "Déconfinement" weiterhin drei Ansätze zu verfolgen: die Verbreitung des Virus durch die Distanz- und Schutzregeln verlangsamen, es durch Testen zu ermöglichen, die Infizierten zu isolieren und gemeinsam mit der Forschung daran zu arbeiten, das Virus besser zu verstehen. Die Forschung sei dafür ein unerlässlicher Akteur.
Das Virus ist Neuland, wir mussten uns erst aufstellen.
Paulette Lenert
"Das Virus ist Neuland, wir mussten uns erst aufstellen", erklärte Lenert die bisherige Teststrategie. Das Staatslabor sei zwar schon bereit gewesen, Tests durchzuführen, noch bevor in Luxemburg Fälle auftauchten. Dass aber anfangs nur bei Symptomen ein Covid-Test verschrieben wurde, erst später auch bei Verdacht und derzeit schon pro-aktiv lag an der Verfügbarkeit der Tests und ihrer Qualität. Zu oft habe es anfangs falsche Ergebnisse gegeben. "Wir können nur mit dem Material arbeiten, das uns zur Verfügung steht."
Sektor- und Clustertests
Derzeit wird ja systematisch in den Krankenhäusern, in den Alten- und Pflegeheimen, auf den wieder geöffneten Baustellen (sogenannte Cluster-Prävalenztests) und demnächst auch in den Schulen getestet. "Langsam kommen ganz gute Zahlen zusammen und auch ganz beruhigende", sagte Lenert, möchte aber erst noch weitere Daten abwarten, bevor erste Resultate kommuniziert werden.
Daneben wurde mit der repräsentativen ConVince-Studie begonnen, 1 818 für die Bevölkerung repräsentative Personen werden regelmäßig ein Jahr lang auf das Virus, aber auch Anti-Körper getestet. Ende der Woche sollen erste Resultate bekannt gegeben werden.
Infizierte identifizieren und aufpassen, dass sie es nicht weitergeben
"Alle Tests sind freiwillig, aber wenn wir uns alle testen lassen, schützen wir uns und unsere Mitbürger", betonte Meisch. "Wir mussten ganz viele Sektoren ruhigstellen, testen heißt nun auch, ein Stück Freiheit zurückgeben zu können. Er verwies auch auf die Covid-Tests von Schülern der Abschlussklassen und ihren Lehrern, die am 4. Mai den Schulunterricht wieder aufnehmen und richtete "einen warmen Appell an Primaner und Lehrer mitzumachen".
Das Virus verstehen, es kontrollieren, testen, um Informationen zu erhalten und gezielt Infizierte zu isolieren seien die Ziele. "Die ganze Forschungsgemeinschaft hat sich spontan mobilisiert und gemeinsam, geschaut, wie sie ihre Kompetenzen einsetzen kann", lobte Meisch. 69 Forschungsprojekte seien beim Nationalen Forschungsfonds FNR schon eingereicht und 30 ausgewählt worden, die insgesamt mit 1,52 Millionen Euro bezuschusst werden.
Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
