Wählen Sie Ihre Nachrichten​

Claude Muller: Die Impfverweigerer sind das Problem
Politik 3 Min. 27.11.2021 Aus unserem online-Archiv
Virologe im Gespräch

Claude Muller: Die Impfverweigerer sind das Problem

Prof. Dr. Claude Muller war am Samstagmorgen bei RTL zu Gast.
Virologe im Gespräch

Claude Muller: Die Impfverweigerer sind das Problem

Prof. Dr. Claude Muller war am Samstagmorgen bei RTL zu Gast.
Archivfoto: Pierre Matgé
Politik 3 Min. 27.11.2021 Aus unserem online-Archiv
Virologe im Gespräch

Claude Muller: Die Impfverweigerer sind das Problem

Tom RÜDELL
Tom RÜDELL
Der Virologe findet, die Regierung müsste ihre Berechnungen besser kommunizieren und appelliert dringlich, sich impfen zu lassen.

Der Virologe Prof. Dr. Claude Muller hat in der RTL-Sendung „Background“ Fragen zur neuen südafrikanischen Variante beantwortet und seine Meinung über die Effizienz der Impfung bekräftigt. Er riet eindringlich dazu, sich impfen bzw. boostern zu lassen.

Auf die neue Variante aus Südafrika angesprochen erklärte Müller deren Besonderheit: Die Variante Omikron trage rund 30 Mutationen in ihrer DNA. Das mache natürlich den Umgang mit ihr komplizierter. Es müsse schnell geprüft werden, wie sich das auf die Wirksamkeit der Impfstoffe auswirke, aber auch wie präzise die PCR-Tests auf die neue Variante ansprechen. Auch die Gründe für die schnelle Ausbreitung in Südafrika müssten genau unter die Lupe genommen werden. 


ARCHIV - 01.02.2021, Rheinland-Pfalz, Ingelheim: Kunststoffröhrchen mit Corona-Abstrichen stehen nach dem PCR-Test in einem Labor. Wegen immer mehr Neuinfektionen sind die Labore für PCR-Corona-Tests in Baden-Württemberg überlastet. (zu dpa: «Warten auf den PCR-Test - Labore im Südwesten am Limit») Foto: Andreas Arnold/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
WHO stuft neue Corona-Variante als „besorgniserregend“ ein
Das mutierte Virus löst eine Welle von Einreisebeschränkungen aus. Die WHO ist zwar besorgt, aber trotzdem gegen solche Maßnahmen.

Eine wichtige erste Maßnahme im Umgang mit der neuen Situation sei eine Einschränkung bzw. Kontrolle des internationalen Verkehrs in die und aus den betroffenen Gebieten. Ob die von der Variante betroffenen Patienten genügend Antikörper aufweisen sei eine Untersuchung, die relativ einfach zu machen sei, so dass schnell Erkenntnisse vorliegen könnten, so der Experte.

Zur Situation in Luxemburg sagte Muller, die Situation auf den Intensivstationen sei über lange Zeit recht stabil geblieben, erst im letzten Wochenbericht sei eine beunruhigende Zahl aufgetreten: Etwa die Hälfte der Intensivpatienten sei geimpft gewesen. Man müsse nun genau hinschauen, wie lange bei diesen Patienten die letzte Impfung zurücklag, ob sie möglicherweise die Auffrischungsimpfung schon erhalten hatten oder nicht.  „Wer sind diese Leute?“ sei eine wichtige Frage, brachte Muller es auf den Punkt. Der nächste Wochenbericht müsse zeigen, ob die Zahlen des vergangenen nicht vielleicht ein Ausreißer waren. 

Impfungen gingen nicht schnell genug

Generell sei Impfen der richtige Weg - und die immer noch zu niedrige Impfquote ein Problem. „Wir sind nicht schnell genug vorangekommen“, mahnte Muller. Die Situation in der sich das Land jetzt befinde, sei vermeidbar gewesen. „Theoretisch gesprochen: Wenn wir zum 15. Februar alle geimpft gehabt hätten, wäre wenige Wochen danach das Virus nicht mehr da gewesen.“


Prof. Dr. Claude Muller zufolge hat man die Erreichbaren unter den Impfskeptikern erreicht. "Da wird sich nicht mehr viel ändern", sagt er.
Muller: "Die Regierung unterschätzt den Wert der Impfung"
Der Virologe Prof. Dr. Claude Muller über Boosterimpfungen, Impfskeptiker und warum die Impfung nicht die Anerkennung hat, die sie verdient.

Dabei seien die Verweiger der Impfung das große Hindernis. Für Muller nimmt die Regierung auf sie noch zuviel Rücksicht. „Die Regierung unternimmt sehr viel, aber die Quoten ändern sich kaum, wir liegen immer noch bei ungefähr 77%“, so der Virologe. 

Gerade die Kommunikation der Zahlen und auch der Zusammenhänge stört den Mediziner, er verweist auf das sogenannte Impfparadox: „Die Impfung hat ein schlechtes Image, weil in der Kommunikation zu wenig zwischen Geimpften und Ungeimpften unterschieden wird: Wenn wie vergangene Woche rund 50% der Intensivpatienten geimpft sind, könnte man fälschlicherweise annehmen, dass die Impfung nicht effizient ist. Weil aber die Gesamtzahl der Geimpften in der Bevölkerung viel größer ist, ist natürlich der Anteil der Geimpften, die auf der Intensivstation landen viel kleiner als der der Ungeimpften.“ Wenn man das in die Rechnung einbeziehe, komme man statistisch auf einen Schutz gegen einen Aufenthalt auf der Intensivstation von etwa 95% , so Muller. Und diese Rechnung werde nicht transparent genug kommuniziert. 

Auch müsse vielleicht der Sprachgebrauch angepasst werden: Während bisher der Begriff „vollständig geimpft“ maximal zwei Impfdosen umfasst, sollte er zukünftig vielleicht nur für Personen verwendet werden, die auch die Auffrischung erhalten hätten. 

Herdenimmunität nützt Ungeimpften nichts

Muller warnte im Gespräch auch davor, zu sehr auf die Herdenimmunität zu vertrauen. „Bei der Delta-Variante wäre theoretisch bei 83% die Herdenimmunität erreicht. Das nützt den Ungeimpften aber nicht viel.“ Die Gesellschaft sei zu heterogen, um sie mit einem einzigen Durchschnittswert zu erklären: „Ungeimpfte verkehren mit Ungeimpften, Aktive gehen viel raus, haben Kontakt zu Leuten von außerhalb. Wenn das Virus sich in einer solchen Gruppe verbreitet, geht es schnell.“ Die Herdenimmunität schütze gesamtgesellschaftlich dadurch, dass sie die Verbreitung des Virus verlangsame. „Aber wer nicht geimpft oder genesen ist, wird sich irgendwann trotzdem anstecken - früher oder später, hier oder im Ausland.“

Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.


Lesen Sie mehr zu diesem Thema