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CHL stellt nur noch Geimpfte ein
Politik 5 Min. 11.08.2021 Aus unserem online-Archiv
Patientenschutz in Spitälern

CHL stellt nur noch Geimpfte ein

Im CHL antizipiert man eine vierte Welle im Herbst.
Patientenschutz in Spitälern

CHL stellt nur noch Geimpfte ein

Im CHL antizipiert man eine vierte Welle im Herbst.
Foto: Anouk Antony
Politik 5 Min. 11.08.2021 Aus unserem online-Archiv
Patientenschutz in Spitälern

CHL stellt nur noch Geimpfte ein

Annette WELSCH
Annette WELSCH
Der Umgang mit geimpftem und nicht geimpftem Personal ist in den Krankenhäusern sehr unterschiedlich. Lenert unterstützt den CHL-Ansatz.

Das CHL hatte Ende Juli eine interne Mitteilung herausgegeben, dass nicht geimpfte Personen keinen Arbeitsvertrag bekommen, beziehungsweise Verträge mit ihnen nicht verlängert werden. Die Stationsverantwortlichen wurden zudem angewiesen, nicht geimpftes Personal möglichst nicht mehr im Kontakt mit Patienten einzusetzen. Das sehen die anderen Spitalsgruppen anders. 


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Im Gespräch mit dem „Wort“ sagt Dr. Romain Nati, Generaldirektor des CHL: „Wer die Mitteilung formuliert hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich habe vor meinem Urlaub in der Konferenz mit dem Kaderpersonal aber gemahnt, dass wir uns den Sommer über überlegen müssen, wie wir eine Infektionswelle im Herbst antizipieren können.

Keine Diskriminierung

Er habe lediglich gesagt, dass er seine Unterschrift nicht mehr unter einen Vertrag mit einem Nicht-Geimpften setzen möchte. „Dazu stehe ich. Denn es ist kontraproduktiv zu allen Maßnahmen, die wir seit Monaten ergriffen haben und verschlechtert die Impfquote im Haus.“ 

Es ist für mich eine Gewissensfrage.

Dr. Romain Nati

Es wäre ein schlechtes Zeichen gegenüber den anderen Beschäftigten im Haus und widerspreche zudem seinem ärztlichen Eid, die Patienten zu schützen. „Es ist für mich eine Gewissensfrage und ich habe auch die Unterstützung meines Verwaltungsratspräsidenten.“

Juristische Probleme sieht Dr. Nati nicht. „Es ist eine Selektion entsprechend der Werte des Hauses - wo soll hier eine Diskriminierung im klassischen Sinn oder ein Verstoß gegen Menschenrechte vorliegen? Es ist auch kein Berufsverbot, denn der Person steht es frei, sich anderwärts zu bewerben.“ Lediglich eine Person nicht anzustellen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann, wäre eine Diskriminierung aus Gesundheitsgründen.

Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) sagte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz, dass man zwar noch darüber diskutiere, aber wohl eher diesen CHL-Grundsatz unterstütze. „Er ist möglich und nachvollziehbar, denn er steht ja im Zusammenhang mit einem Arbeitsvertrag und nicht mit einer allgemeinen Impfpflicht. Wir haben aber noch keine offizielle Position, ob wir es aktiv unterstützen.“ 

Vierte Welle antizipieren

Nati gibt zu bedenken: „Wir haben heute exakt dieselben Zahlen wie vor einem Jahr vor der zweiten Infektionswelle. Die Patienten sind zwar jünger und die Bevölkerung ist teils geimpft, aber die Delta-Variante ist ernst zu nehmen. Ich halte die Situation für deckungsgleich und es für nicht ausgeschlossen, dass die Pandemie die gleiche Entwicklung nimmt wie im vergangenen Jahr. Wir müssen eine weitere Welle im Herbst antizipieren.

Im CHL wurde bereits zwei Monate vor der gesetzlichen Pflicht eingeführt, dass jeder vom Personal, der Kontakt mit Patienten hat sich täglich einem Schnelltest unterziehen muss. Ausnahmen gab es für diejenigen, die den 3G entsprachen. Mit dem Gesetz ging man dann auch auf den Rhythmus von dreimal in der Woche über.

Es ist eine Selektion entsprechend der Werte des Hauses und beinhaltet keine Diskriminierung.

Fast 100 Prozent der Ärzte geimpft

„Sollten wir sehen, dass die Infektionszahlen wieder steigen, werden wir auf PCR-Tests übergehen, um das Risiko falsch negativer Antigentests zu vermeiden. Und dann muss auch geimpftes Personal, das direkten Kontakt mit einem Infizierten hatte, in Quarantäne.“

Dr. Romain Nati steht zu seinem Entschluss, aus Gewissensgründen kein nicht geimpftes Personal neu anzustellen.
Dr. Romain Nati steht zu seinem Entschluss, aus Gewissensgründen kein nicht geimpftes Personal neu anzustellen.
Foto: SIP/JULIEN WARNAND

Die Impfquote im CHL liegt derzeit laut Nati bei nahezu 100 Prozent beim medizinischen Personal und 83 Prozent beim Pflegepersonal, wobei zusätzlich drei Prozent ein Zertifikat als Geheilte haben und fünf Prozent sich in der Impfphase befinden. „Es bleiben neun Prozent, die sich den regelmäßigen Schnelltests unterziehen müssen“, betont Nati. Bestehe eine medizinische Kontraindikation gegen eine Impfung, würde das selbstverständlich berücksichtigt. 

Die einzelnen Abteilungen wurden auch aufgefordert, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, das nicht geimpfte Personal entsprechend seiner Kompetenzen in Bereichen ohne Patientenkontakt einzusetzen, sollten die Neuinfektionen wieder steigen

Zwei Covid-Cluster im Spital

Im CHL gab es laut Dr. Nati zwei Covid-Cluster: Im Dezember in der Geriatrie ein halbes Dutzend Patienten betreffend und Ende Februar in der Onkologie, wobei ein gutes Dutzend Patienten betroffen war. Daraufhin wurde jeder mit Infizierten-Kontakt in Quarantäne geschickt. 

Die Infektionskette zurückzuverfolgen war allerdings schwierig. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Infektionen in einem Fall vom Personal ausging und sie im anderen aus einem Altersheim eingeschleppt wurde. Aber beweisen kann ich es nicht“, sagt Nati. Natürlich wisse ein Krankenhaus, wie viele ursprünglich negativ getestete Patienten auf eine Covid-Station verlegt werden müssen.

HRS, CHEM und CHDN haben keine Zahlen

Auch die anderen Krankenhausgruppen wurden gefragt, ob dort eine Impfung als Bedingung für Neuanstellungen gilt, ob nicht geimpftes Personal anders beschäftigt wird als geimpftes, um den Kontakt mit Patienten zu vermeiden, wie hoch die Impfquote ist, wie viele Patienten mit negativem Test aufgenommen wurden und sich im Spital infizierten und was getan werde, um die Patienten vor einer Covid-Infektion zu schützen.


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In den Hôpitaux Robert Schuman (HRS) gibt es die Impfbedingung für Arbeitsverträge nicht. Konform zum Gesetz muss das Personal sich dreimal pro Woche einem Schnelltest unterziehen, außer es liegt ein 3G-Zertifikat vor - geimpft, getestet oder geheilt. Die Impfquote liege bei „über 80 Prozent“ und es gebe „keine Zahlen“ zu Personen, die mit negativem Test ins Krankenhaus aufgenommen wurden und sich dort ansteckten, heißt es von dort. 

Auch im CHEM in Esch/Alzette hat sich die Rekrutierungspolitik nicht geändert. „Es gibt keine Impfpflicht in Luxemburg, dennoch empfehlen wir dem Personal eine Impfung stark“, schreibt die Kommunikationsabteilung. Es seien interne Sensibilisierungskampagnen durchgeführt worden. 

Seit Krisenbeginn ist das Personal in Covid- und Nicht-Covid-Zonen aufgeteilt. Vom Arbeitsarzt als vulnerabel definiertes Personal werde nicht in der Covid-Zone eingesetzt. Ungefähr 75 Prozent des Personals sei geimpft – aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht könne man aber nur schätzen. Es gab keine Antwort zu den im Haus Infizierten.

Normale Barrieregesten im Spital

Auch im CHDN beruft man sich darauf, dass keine Impfpflicht im Krankenhaussektor besteht und stellt deswegen keine Bedingung zur Anstellung. Das nicht geimpfte Personal wird auch nicht anders eingesetzt, sondern konsequent alle 48 Stunden getestet. 

Die Impfquote wird mit über 80 Prozent beim Personal und 95 Prozent bei den Ärzten angegeben – Zahlen, die sich aus dem internen Covid-Check ergeben, wenn es um die Testpflicht geht. Statistiken über Patienten, die nach ihrer Aufnahme positiv wurden, führe man nicht.     

In allen drei Häusern wurden die üblichen Hygieneregeln und Barrieregesten genannt, um die Patienten zu schützen. 

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