Chamber: Kersch pöbelt - Cecchetti zeigt ihm den Mittelfinger
Chamber: Kersch pöbelt - Cecchetti zeigt ihm den Mittelfinger
(FJ) – Bei der Debatte am Dienstag rund um das Tripartite-Abkommen, das am selben Tag einige Stunden davor von Sozialpartnern und Regierung unterschrieben wurde, ging es in der Chamber heiß her. Im Mittelpunkt des Geschehens: Myriam Cecchetti (Déi Lénk) und Dan Kersch (LSAP). Erstere zeigte nach einem hitzigen Hin und Her mit dem LSAP-Abgeordneten selbigem den Mittelfinger, entschuldigte sich allerdings am Ende der Sitzung bei Dan Kersch. Dieser nahm die Entschuldigung an, sodass die Abgeordnete mit keinen disziplinarischen Folgen rechnen muss.
Denn der Tropfen, der bei Myriam Cecchetti das Fass zum Überlaufen brachte, kam von Dan Kersch. Mehrfach von Zwischenfragen und Rufen, die vonseiten der Mehrheitsparteien stammten, unterbrochen, wollte Cecchetti eigentlich ihre Rede beenden. Sie lobte das Verhandlungsgeschick der Gewerkschaften im Rahmen der Tripartite und äußerte sich zufrieden darüber, dass das Index-System nach den Verhandlungen nicht mehr Opfer einer „Manipulation“ geworden sei wie beim ersten „Solidaritéitspak“, als eine der Index-Tranchen verschoben wurde.
Dan Kersch, sichtlich aktiv an den Zwischenrufen während der Rede Cecchettis beteiligt, provozierte die Déi Lénk-Abgeordnete mit seinen Aussagen wiederholte Male. Er warf Déi Lénk vor, sich als einzige Unterstützer der Gewerkschaften zu profilieren. „Wie kann es aber sein, dass die Partei, die Sie hier vertreten, so tut, als würde sie immer nur das wiedergeben, was die Gewerkschaften sagen, wenn sie eigentlich hier das Gegenteil von dem sagt, was die Gewerkschaften fragen“, kritisierte Kersch Déi Lénk scharf.
Cecchetti, verdutzt über die Aussagen Kerschs, verneinte diese Aussage. Hartnäckig behauptete Kersch darauf hin: „Dann müssen sie dem zuhören, was Sie selber gesagt haben. Das kommt davon, wenn man seine Reden nicht selber schreibt!“ Am Ende ihrer Redezeit angelangt, wurde Cecchetti trotz allgemeinem Empören im Parlament und mehreren Zwischenrufen von Chamberpräsident Fernand Etgen (DP) darum gebeten, ihre Rede zu beenden. Sichtlich erzürnt über den Seitenhieb Kerschs drehte sich Cecchetti daraufhin um, um das Rednerpult zu verlassen und zeigte Kersch dabei den Mittelfinger. Ob dieser von den anwesenden Parlamentariern bemerkt wurde, ist zu dem Zeitpunkt nicht bekannt. Allerdings könnte aufgrund der darauffolgenden Passivität des Plenums dieser übersehen worden sein.
Streit um Tripartite-Kommunikation im Parlament
Die Déi Lénk-Abgeordnete hatte zuvor im Zuge ihrer Rede zum Tripartite-Abkommen selbst scharfe Kritik gegen den Kommunikationsstil der Regierung geübt. Hintergrund: Die Tagesordnung der Chamber, auf der bis Dienstagmorgen noch keine Intervention der Regierung zu den Resultaten der Tripartite vermerkt wurde, wurde kurzfristig vor der Sitzung angepasst. Für Cecchetti und andere Abgeordnete, die in ihrer Rede darauf aufmerksam machten, nicht genug Zeit, um sich zu einem Abkommen zu äußern, das sie davor nicht zu sehen bekommen haben.
Die Presse war in den letzten Tagen voll von Artikeln, in denen die Abgeordneten ein Abkommen kommentiert haben, von dem sie scheinbar nichts gewusst haben.
Premierminister Xavier Bettel (DP)
Premierminister Xavier Bettel (DP) entschuldigte sich im Zuge der Rede Cecchettis gegenüber dem Parlament für sein kurzfristiges Erscheinen, allerdings sei das Tripartite-Abkommen erst einige Stunden davor unterschrieben worden. Man habe, laut Bettel, dem Parlament nicht ein Abkommen vorlegen können und wollen, das noch nicht von den Sozialpartnern abgesegnet wurde. Allerdings geriet auch der Premier in Rage, als Cecchetti das Vorgehen der Regierung weiter kritisierte. „Die Presse war in den letzten Tagen voll von Artikeln, in denen die Abgeordneten ein Abkommen kommentiert haben, von dem sie scheinbar nichts gewusst haben“, erhob der Premier seine Stimme.
Cecchetti entschuldigt sich für unangebrachte Geste
Am Ende der Sitzung entschuldigte sich die Linken-Abgeordnete für ihre Geste, „die eigentlich überhaupt nicht so gemeint war“. Wäre sie wirklich so gedacht gewesen, hätte sie diese nicht beiläufig beim Verlassen des Rednerpults gemacht, sondern Herrn Kersch „direkt ins Gesicht“. Der LSAP-Abgeordnete wiederum akzeptierte die Entschuldigung beziehungsweise Erklärung, blieb seinerseits aber ein „Mea Culpa“ schuldig.
Chamberpräsident Fernand Etgen wird in der nächsten Präsidentenkonferenz allgemein noch über die Verhaltensregeln sprechen, meldete RTL Radio am Mittwoch. Ansonsten hätte sich für ihn die Angelegenheit mit der Entschuldigung Cecchettis erledigt.
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