Bistum: Es geht voran
Bistum: Es geht voran
2017 war ein Wendepunkt für die katholische Kirche in Luxemburg, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Das Bistum hat nämlich eine der größten Strukturreformen in seiner Geschichte hinter sich. Pünktlich zum Beginn der Oktave wurden Anfang Mai letzten Jahres die vielen kleinen Pfarreien in 33 größeren Pfarreien zusammengefasst. Der Territorialreform waren vier Jahre intensive Diskussionen und Vorbereitungsarbeiten vorangegangen. Die Zusammenlegung war ein richtiger Kraftakt, der nur mit sehr viel Engagement bewältigt werden konnte, meinte Generalvikar Leo Wagener am Donnertag bei der Vorstellung des Jahresberichtes des Erzbistums.
Eine weitere Herausforderung war der Ausbau und die Neuorganisation der Katechese. Seit der Religionsunterricht auch in der Grundschule abgeschafft wurde, bietet die Kirche auf der Ebene der Pfarreien eine mehrstufige freiwillige Katechese an. Etwa 9.000 Kinder und Jugendliche haben im ersten Jahr an den verschiedenen Kursen teilgenommen, erklärte Patrick de Rond vom Service de la pastorale. Das sind immerhin 23 Prozent aller Grundschüler. De Rond und Generalvikar Wagener zeigten sich denn auch sehr zufrieden mit dem Resultat: "Was wir jetzt erleben ist positiv", so Wagener, der selbst in der Katechese tätig ist. Dabei hebt er vor allem die "große Kreativität" hervor.
Was wir jetzt erleben ist positiv
Wie auch die Schaffung der neuen Pfarreien habe der Aufbau der Pfarrkatechese allen Beteiligten, unabhängig davon, ob sie nun haupt- oder nebenamtlich tätig sind, einiges abverlangt, unterstrich Wagener weiter. In dem sie beide Projekte erfolgreich gestemmt habe, habe die Kirche gezeigt, dass sie stark genug ist, um große Herausforderungen zu meistern und um sich neu aufzustellen.
Unruhe an der Basis
Der Generalvikar ist sich allerdings bewusst, dass die Neuaufstellung auch für einigen Unmut gesorgt hat. "Nicht alle Kirchenmitglieder konnten oder wollten die Geschwindigkeit, mit der die Reorganisation vollzogen wurde, und die Veränderungen mittragen", erklärte Wagener vor Journalisten. Ungeachtet der Unruhe habe es aber auch sehr positive Momente gegeben: "Darauf wollen wir nun aufbauen."
Zum Kirchenfonds, der seit dem 1. Mai dieses Jahres funktioniert, konnte und wollte Leo Wagener am Donnerstag nicht Stellung beziehen. Nach nur zwei Monaten liegen nämlich noch keine verlässlichen Daten und Informationen vor.
Bei der Präsentation des Jahresberichts ging es natürlich auch um Zahlen. Die „Bistum-Gruppe" konnte das Geschäftsjahr 2017 mit einem Überschuss vor Steuern von 3,7 Millionen Euro abschließen, deutlich mehr als im Vorjahr. Nach Steuern belief sich der Überschuss 2017 auf 3,3 Millionen Euro. Wie Chefökonom Marc Wagener betonte, macht dies ein Rückgang von fast 800.000 Euro gegenüber dem Vorjahr aus.
Beim Eigen- und Fremdkapital macht Wagener zwei Entwicklungen aus. Das Eigenkapital konnte gegenüber dem Geschäftsjahr 2016 um zwölf Millionen Euro gesteigert werden und lag Ende 2017 bei 115 Millionen Euro. Die Bankschulden konnten im ersten Halbjahr 2017 vollständig zurückgezahlt werden. Die Liquidität der "Bistum-Gruppe" betrug Ende 2017 20,4 Millionen Euro, inklusive der zweckgebundenen Gelder.
Der Finanzexperte wies daraufhin, dass wegen des Gesetzes vom 23. Juli 2016 in den kommenden Jahren größere finanziellen Belastungen auf das Bistum zukommen werden. Das Gesetz sieht vor, dass die einzelnen Glaubensgemeinschaften für die Löhne der neu verpflichteten Kultusdiener selbst aufkommen müssen. Dies gilt für Klerusmitglieder genau so wie für die Laienmitarbeiter des Bistums.
Anders als kommerzielle Unternehmen ist das Bistum übrigens nicht gesetzlich verpflichtet, seine Bilanzen offenzulegen. Der Jahresbericht erfolgt vielmehr auf freiwilliger Basis. Es ist bereits der sechste Bericht, den das Bistum veröffentlicht hat.
Centre Jean XXIII
Auch Jean Ehret, Direktor des Centre Jean XXIII - Grand Séminaire, zog eine positive Bilanz. Besonders zufrieden zeigte er sich mit der Arbeit der Luxembourg School of Religion & Society (LSRS). Die erst 2015 gegründete LSRS sei einzigartig in der europäischen Hochschullandschaft, weil sie sich nicht auf die katholische Theologie beschränkt, sondern auch mit den anderen Kultusgemeinschaften zusammenarbeitet. Die LSRS erfülle zudem die vier Kriterien, die Forschung und Lehre an kirchlichen Instituten laut Papst Franziskus prägen sollten: Theologizität, Dialog, Transdisziplinarität und internationale Vernetzung. Zusammen mit der Uni Luxemburg hat die LSRS im vergangenen Jahr die internationale Tagung "The Ends of Humanities" organisiert. Zudem wurde ein Abkommen mit der theologischen Fakultät der Universität Trier unterzeichnet.
