Bau läuft wieder an, aber Maskenpflicht
Bau läuft wieder an, aber Maskenpflicht
Wie versprochen befasste sich der Regierungsrat nach Ostern mit einer Exit-Strategie, um die Ausgangsbeschränkungen langsam zu lockern. "Wir haben es fertiggebracht, das Virus unter Kontrolle zu halten und eine Situation, wie wir sie in der Grenzregion erlebt haben, zu vermeiden. Unser Gesundheitssystem schafft es - diese Prämisse muss aber bleiben", stellte Premierminister Xavier Bettel (DP) am Mittwoch fest.
Ab Montag, dem 20. April werden in einer ersten Phase die Baustellen wieder geöffnet, sodass wieder gebaut, renoviert und transformiert werden kann. Das gilt für Bauunternehmen und Handwerker, aber auch für Baumärkte und Gartenbaubetriebe, Landschaftsgärtner sowie Baumschulen. "Wir gehen ganz vorsichtig vor", sagte Bettel. Baustellen seien ein Sektor, wo Luxemburg anders vorgegangen ist als die Nachbarländer. Aber: "Wir bereuen nicht, dass wir die Baustellen geschlossen haben", betonte der Premier.
Zahlen von den Intensivstationen müssen es erlauben
Geöffnet werden ab Montag auch wieder die Recyclingzentren. Und die Aktivitäten des Office National de l'Enfance werden wieder aufgenommen, um Kindern Hilfe, Betreuung und Assistenz zu bieten. Allerdings unter Einschränkungen, mit strengen Regeln und im Respekt der bisherigen Maßnahmen.
"Wir müssen weiter diszipliniert bleiben und haben die Entwicklung der Covid-19-Erkrankung fest im Blick." Das heißt, dass die Zahlen aus dem Gesundheitssystem es erlauben müssen. Und hier vor allem die Belegung der Intensivbetten.
Maskenpflicht, wenn Abstand von zwei Metern nicht möglich
Mit anderen Worten: Die Distanzregel, zwei Meter Abstand voneinander halten zu müssen bleibt bestehen. Wo das nicht möglich ist - in Banken, der Post, im öffentlichen Transport oder auf dem Markt - , wird das verpflichtende Tragen von Schutzmasken eingeführt, um die anderen zu schützen.
Das muss keine professionelle Maske sein, ein Schal, ein Tuch, ein Buff, ein Stück Stoff tut es auch. Wer sich nicht daran hält, muss mit Sanktionen rechnen, die bei 25 Euro beginnen. Sechs bis sieben Millionen Masken wird die Regierung zur Verfügung stellen, die gemeinsam mit dem Syvicol verteilt werden.
Diese Phase dauert von heute an drei Wochen. "Wir geben uns die nötige Zeit, um die Inkubationszeit wirken zu lassen", erklärte Bettel. Bekanntlich dauert es bis zu zwei Wochen bis die ersten Symptome der Erkrankung auftreten können und dann weitere zehn Tage bis der Höhepunkt der Erkrankung mit einem möglichen Aufenthalt auf der Intensivstation erreicht ist.
Ausnahmen für Abschlussklassen
Kleine Ausnahme gelten für die Premiere- und 13ème-Klassen sowie verschiedene Uni-Kurse, damit die Diplome validiert werden können. Sie dürfen am 4. Mai wieder anfangen, bevor am 11. Mai die zweite Phase des Exits beginnt: Dann dürfen die Sekundarklassen wieder zur Schule gehen.
Allerdings nicht komplett, sondern in jeweils zwei Klassenhälften aufgeteilt, um die Distanzregel einhalten zu können: Sie gehen dann abwechselnd alle zwei Wochen zur Schule. Details wird Bildungsminister Claude Meisch (DP) am Donnerstag verkünden. In einer dritten Phase öffnen am 25. Mai die Grundschulen, Tagesstätten und Maison Relais ihre Türen.
Kollateralschäden und Nebenwirkungen
"Wir haben nicht nur das Virus im Blick, sondern sind uns auch der Kollateralschäden und Nebenwirkungen bewusst. Wir wissen, dass viele leiden und das ist psychologisch nicht zu unterschätzen", betonte Bettel zur Erklärung der Lockerungen. "Je länger es sich hinzieht, umso schwieriger wird die Situation."
Die Lockerungsmaßnahmen wurden nach tiefen Analysen getroffen und in von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Phasen. "Wir müssen zusehen, wie wir langsam wieder in die Normalität zurückfinden. Es geht jedenfalls nicht, dass morgen wieder alles normal ist." Es gehe darum, nach und nach und in den Sektoren, wo die Kollateralschäden am höchsten sind zu lockern.
Am 11. Mai schauen, ob Handel und Horesca öffnen können
Die Exit-Strategie wurde mit einer beratenden Kommission zusammen ausgearbeitet, der Vertreter aus Ethik, Psychologie, Sozialwissenschaften, Gewerkschaften, Handwerk und Handelskammer angehören. Ob eine breite Öffnung auch im Gaststätten- und Hotelgewerbe und im Handel möglich ist, werde nach dem 11. Mai analysiert. Man wisse, wie schwer es für alle sei, die nicht arbeiten dürften, betonte Bettel und stellte weitere Hilfen in Aussicht.
Bis dahin bleibt die Devise des "Bleift doheem" bestehen, sozialer Kontakt muss weiter vermieden werden. Und es sind alle Großereignisse und Sportveranstaltungen bis zum 31. Juli abgesagt. Und damit auch die Feierlichkeiten für den Nationalfeiertag. "Das Datum kann noch nach hinten gerückt werden, wenn die Situation nicht besser wird oder sich gar verschlechtert."
Lenert: Erkrankung nicht auf leichte Schulter nehmen
Gesundheitsministerin Paulette Lenert betonte: "Wenn wir heute da stehen, wo wir stehen, dann weil die Maßnahmen gebracht haben, was sie bringen sollten." Man sehe, dass die Zahlen der Infektionen sinken und die Kurve sich seit dem 25. März abflacht. Seit fünf Tagen sinke auch die Belegung der Spitäler - es sind weniger als 200 Personen in den Kliniken.
Covid-19 ist und bleibt gefährlich und hat eine dramatisch hohe Sterberate.
Paulett Lenert
Dennoch: 69 Tote sei viel für Luxemburg. Und das Virus sei noch lange nicht unter Kontrolle. "Alles, was wir machen, müssen wir mit wohlüberlegten kleinen Schritten machen", mahnte sie. "Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben, müssen nach und nach in die Normalität zurückfinden. Covid-19 ist und bleibt gefährlich, hat eine dramatisch hohe Sterberate und ist eine ganz schwere Erkrankung." Man sollte es nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Erste Welle war relativ schwach
"Wir haben eine erste Welle hinter uns, die relativ schwach war und müssen jetzt eine zweite Welle vermeiden." Deswegen werden im Bausektor nun Stichproben gemacht und systematisch getestet, um eine Idee davon zu bekommen, wie hoch die Verbreitungsrate ist. Ansonsten sei man materialmässig gut aufgestellt. "Ich bin optimistisch, dass wir das schaffen, wenn wir weiterhin vorsichtig bleiben."
Der Regierungsrat verabschiedete am Mittwoch auch eine Ausnahme-Abänderung bei der Prozedur für die Palliativpflege. Das Gutachten eines Kontrollarztes ist übergangsweise nicht nötig - die Einschätzung der Situation durch einen Hausarzt reicht aus.
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