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Aufregung um offenen Brief: Lehrer und Eltern verharmlosen Covid-19
Politik 29.01.2021 Aus unserem online-Archiv

Aufregung um offenen Brief: Lehrer und Eltern verharmlosen Covid-19

In ihrem offenen Brief verlangen 120 Lehrer und Eltern, dass die Maskenpflicht für Kinder aufgehoben wird. Der Brief stößt in der Bevölkerung auf breites Unverständnis und großen Widerstand.

Aufregung um offenen Brief: Lehrer und Eltern verharmlosen Covid-19

In ihrem offenen Brief verlangen 120 Lehrer und Eltern, dass die Maskenpflicht für Kinder aufgehoben wird. Der Brief stößt in der Bevölkerung auf breites Unverständnis und großen Widerstand.
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Politik 29.01.2021 Aus unserem online-Archiv

Aufregung um offenen Brief: Lehrer und Eltern verharmlosen Covid-19

Michèle GANTENBEIN
Michèle GANTENBEIN
Ein offener Brief von 120 Lehrern und Eltern sorgt für große Aufregung. Sie verharmlosen die Pandemie und stellen den Nutzen der Schutzmaßnahmen infrage.

Ein offener Brief, anonym verfasst von 120 Lehrkräften und Eltern, sorgt am Freitag für Aufregung. Die Autoren zweifeln darin den Nutzen von Schutzmasken an und fordern ein Aufheben der Maskenpflicht für Kinder. Das Tragen eines Mund-und-Nasen-Schutzes rufe bei den Betroffenen „immer häufiger Kopfschmerzen und Übelkeit“ hervor. Sie würden sich weniger wohlfühlen und seien schneller irritiert, hießt es in dem offenen Brief. Auch leide die Kommunikation mit den Kindern unter der Maskenpflicht. 


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Schlimmer aber ist, dass die Autoren die Covid-19-Erkrankung verharmlosen und mit einer saisonalen Grippe gleichstellen. In ihrem Brief schreiben sie, „dass es sich bei Covid-19 mitnichten um eine tödliche Pandemie mit einer signifikanten Übersterblichkeit handelt“. 

Die Autoren stützen sich auf eine Statistik zur Sterblichkeit in Luxemburg und kommen zu dem Schluss, dass die Sterberate 2020 trotz „Pandemie“ auf dem gleichen Niveau liege wie 2010. Sie sehen darin den Beweis, dass es keine Notwendigkeit für Vorsichtsmaßnahmen wie Lockdown, Abstandsregel und Maskenpflicht gebe.

Das Bildungsministerium erklärte am Freitag in einer Stellungnahme, die im Brief dargelegte Position sei nicht repräsentativ für das Bildungswesen in Luxemburg. Man sei bereit, den Unterzeichnern die Position der Wissenschaft und Experten in einer Diskussion darzulegen. Eine solche Diskussion müsse auf wissenschaftlichen Evidenzen basieren. 

Die angeführten Begründungen stehen im Kontrast zu den jüngsten Daten der Statec, die in den ersten zehn Monaten des Jahres 2020 eine Übersterblichkeit von 2,9 Prozent belegen - trotz strenger Corona-Maßnahmen. Die vergangenen drei Monate dürften diesen Schnitt noch einmal erheblich in die Höhe treiben: Wurden zum 1. November 2020 noch 161 Todesopfer in Verbindung mit dem Corona-Virus gezählt, waren es Stand Mittwoch bereits 574.

Der Brief sorgt in den sozialen Medien für Aufregung und stößt auf großen Widerstand, darunter auch von Lehrern, die die Äußerungen aufs Schärfste kritisieren. Inzwischen hat sich eine Gegenbewegung im Netz gebildet („Je suis kee vun denen 120 do“) mit Lehrern, die sich von den Berufskollegen und deren Aussagen distanzieren.

Auch die Lehrergewerkschaft Féduse/CGFP distanzierte sich am Freitag „im Namen der erdrückenden Mehrheit der Lehrkräfte“ in einer Pressemitteilung formell von den „unverantwortlichen Aussagen“.

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