Auf dem Weg zur Schule der Inklusion
Auf dem Weg zur Schule der Inklusion
(mig) - Viele Schüler können dem normalen Schulrhythmus nicht folgen und brauchen spezifische Hilfe: Schüler mit Verhaltens- oder Lernproblemen. Bildungsminister Claude Meisch nennt sie "Enfants à besoins spécifiques" (EBS). Sie sollen künftig besser betreut werden. Dafür will das Ministerium zusätzliche Mittel und vor allem zusätzliche Ressourcen bereitstellen. Die Betreuung und Begleitung solcher Kinder wird künftig auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene organisiert.
Die lokale Ebene
Auf der lokalen Ebene werden in den kommenden drei Jahren insgesamt 150 spezialisierte Lehrer rekrutiert, die Erfahrung bzw. eine Ausbildung im Umgang mit Kindern mit Lern- und Verhaltensproblemen haben. Sie heißen "Instituteurs spécialisés dans la scolarisation des élèves à besoins éducatifs particuliers ou spécifiques" (I-EBS) und werden im direkten Unterricht in den Grundschulen eingesetzt.
Die Schulen entscheiden, wie sie die Lehrer einsetzen: in den Klassen oder in so genannten "Centres d'apprentissage". Die ersten 30 Lehrer werden Anfang diesen Jahres rekrutiert. Maximal 20 Prozent der 150 Posten können mit Lehrern besetzt werden, die nicht über eine Ausbildung in Sonderpädagogik verfügen, dafür aber Erfahrung im Umgang mit Problemschülern haben. Sie erhalten Zugang zur Laufbahn über die so genannte "Carrière ouverte".
Zudem muss jede Schule ein Inklusionskonzept im Rahmen eines Schulentwicklungsplans (Plan de développement scolaire) erstellen.
Die regionale Ebene
Auf regionaler Ebene kommen die multiprofessionellen Teams (u. a. Psychologen und Erzieher) zum Einsatz. Sie heißen künftig "Equipes de soutien des élèves à besoins éducatifs particuliers et spécifiques" (EBES) und werden den regionalen Direktionen unterstellt, von denen es 15 im ganzen Land geben wird.
Die multiprofessionellen Teams kommen dann zum Einsatz, wenn die Probleme durch den Einsatz eines spezialisierten Lehrers allein nicht zu bewältigen sind. In jeder regionalen Direktion wird es einen beigeordneten Direktor geben, der speziell für den Bereich "Enfants à besoins spécifiques" zuständig sein wird.
Ziel ist es, die Hilfeleistungen schneller zu organisieren und effizienter zu koordinieren. Spätestens nach einem Monat soll die Hilfe beim Kind ankommen.
Auf regionaler Ebene wird zudem eine "Commission d'inclusion" (CI) geschaffen (heute "Commission d'inclusion scolaire"), mit Mitgliedern verschiedener Strukturen, die gemeinsam den Betreuungsbedarf der Kinder im formalen und non-formalen Bereich ermitteln und die nötigen Ressourcen zur Verfügung stellen.
Neu ist die Schaffung solcher Inklusionsausschüsse in den Sekundarschulen. Ihre Aufgabe besteht darin, den Förderbedarf der Sekundarschüler zu ermitteln.
Die nationale Ebene
Auf nationaler Ebene werden zusätzlich zu den fünf bestehenden drei neue Kompetenzzentren geschaffen, eines für Kinder mit Lernproblemen, eines für Kinder mit Verhaltensschwierigkeiten und eines für Hochbegabte. Alle Zentren sollen untereinander vernetzt sein, damit die Kinder die jeweils bestmögliche Betreuung erhalten. Die Zentren sollen im Laufe des nächsten Schuljahres ihre Arbeit aufnehmen. Sie sind für Grund- und für Sekundarschüler zuständig.
Prioritär sollen die Kinder mit speziellen Bedürfnissen in der Schule begleitet werden, in besonderen Fällen aber ist auch eine Beschulung in den nationalen Kompetenzzentren möglich.
Auf nationaler Ebene wird eine "Commission nationale d'inclusion" (CNI) geschaffen, die die heutige CMPP ersetzen wird. Diese Struktur hat die Aufgabe, die Ressourcen national zu verteilen. Das ist dann notwendig, wenn die Interventionen auf lokaler und regionaler Ebene nicht ausreichen.
Der Gesetzentwurf wird Claude Meisch zufolge in den kommenden Wochen dem Ministerrat vorgelegt. So könnte das Gesetz noch vor Ende 2017 die parlamentarische Hürde nehmen.
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