Anlaufstelle für Long-Covid-Patienten
Anlaufstelle für Long-Covid-Patienten
Nach der akuten Phase der Pandemie stellt nun die Behandlung der sogenannten Long-Covid-Patienten eine Herausforderung für den gesamten Gesundheitsbereich dar. Weil eine Corona-Infektion sehr unterschiedliche Langzeitfolgen nach sich ziehen kann, sollen nun alle Fachgebiete zusammenarbeiten, um die betroffenen Patienten möglichst gut behandeln zu können.
Und damit dies auch klappt, startet am 1. August ein Pilotprojekt, an dem sich neben dem Centre hospitalier de Luxembourg (CHL) auch das Rehazenter in Kirchberg und das Domaine thermal in Mondorf beteiligen. Eine entsprechende Konvention wurde gestern zwischen dem Gesundheitsministerium und den einzelnen Häusern unterschrieben.
Das Pilotprojekt ist zunächst auf sechs Monate ausgelegt. Das Gesamtbudget beziffert sich auf eine Million Euro.
Eine zentrale Anlaufstelle
Mit dem Pilotprojekt soll eine zentrale Anlaufstelle für betroffene Patienten geschaffen werden, damit sie nicht länger von einem Arzt zum nächsten laufen müssen: „Im Mittelpunkt steht der interdisziplinäre Ansatz. Nur wenn Experten aus allen Fachgebieten zusammenarbeiten, können wir den an Long-Covid leidenden Patienten eine gute Behandlung zukommen zu lassen“, so Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) gestern bei der Vorstellung des Projekts.
Nur wenn Experten aus allen Fachgebieten zusammenarbeiten, können wir den an Long-Covid leidenden Patienten eine gute Behandlung zukommen zu lassen.
Paulette Lenert
Die erste Ansprechperson für die Betroffenen ist in der Regel der Hausarzt, der ihn untersucht und bei Verdacht an die Long-Covid-Anlaufstelle überweist. Von dort führt der Weg zum Service national des maladies infectieuses des CHL, wo eine vollständige Anamnese durchgeführt wird. Dabei wird auch überprüft, ob die Person wirklich an Long-Covid leidet oder ob die Symptome möglicherweise auf eine andere Pathologie hindeuten. Erst wenn feststeht, dass es sich in der Tat um Spätfolgen einer Corona-Infektion handelt, wird der Patient dorthin überwiesen, wo ihm am besten geholfen werden kann, also entweder ins Rehazenter oder in das Domaine thermal. In sehr schweren Fällen kann auch eine Einweisung ins CHL nötig werden.
Da die Symptome sehr unterschiedlich sind – sie können von Atemnot über Gleichgewichtsstörungen bis hin zu neurologischen und psychologischen Problemen reichen – bedarf es einer sehr spezifischen, auf den einzelnen Patienten zugeschnittenen Behandlung.
Neben der Behandlung der Patienten geht es bei dem Pilotprojekt auch darum, wissenschaftliche Erkenntnisse zu dem Krankheitsbild Long-Covid zu sammeln. Sämtliche Fälle werden daher genau dokumentiert. Das Luxembourg Institute of Health (LIH) wertet die Daten anschließend wissenschaftlich aus. Zudem stehen sämtliche Akteure des Pilotprojekts zwecks Erfahrungsaustausch mit internationalen Zentren in Verbindung.
Keine genauen Statistiken
Was genau in den nächsten Monaten auf sie zukommen wird, wissen die Verantwortlichen des CHL, des Rehazenters und des Domaine thermal im Augenblick noch nicht. Denn aktuell gibt es keine verlässlichen Zahlen, wie viele Menschen in Luxemburg überhaupt an Long-Covid leiden. Dr. Gaston Schütz, Generaldirektor des Rehazenter, schätzt, dass ungefähr 700 Personen betroffen sein könnten. Das entspricht etwa einem Prozent der gut 70.000 Corona-Fälle in Luxemburg. „Es handelt sich allerdings um eine sehr grobe Schätzung. Da es bislang keine zentrale Anlaufstelle für die Patienten gab und die Daten auch nicht zentral erfasst wurden, verfügen wir über keinerlei Datenmaterial“, so Schütz. Belegt ist nur, dass seit dem Beginn der Pandemie 140 Long-Covid-Patienten im Rehazenter behandelt wurden.
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