AMMD: Gesundheitssystem ist in der Krise
AMMD: Gesundheitssystem ist in der Krise
Am kommenden Dienstag übergibt Gesundheitsminister Etienne Schneider (LSAP) den Schlüssel seines Ministeriums an Paulette Lenert. Da es nicht üblich ist, dass der Minister während einer Legislatur wechselt, lud die Ärztevereinigung AMMD am Mittwoch zur Zwischenbilanz. Sie sieht das Gesundheitssystem in der Krise und stellte die Maßnahmen vor, wie es wieder fit gemacht gemacht werden kann.
AMMD-Präsident Alain Schmit schilderte zunächst das Krankheitsbild: Für Patienten wird es immer schwieriger, einen Arzttermin zu bekommen; Der legale Rahmen bremst den medizinischen Fortschritt aus; Die Krankenhausmedizin wird immer unattraktiver für Patienten und Ärzte; Die Patienten verstehen immer weniger die Rolle des Hausarztes; Die Präventivmedizin steckt in den Kinderschuhen; Das Projekt des elektronischen Patientendossiers (DSP) steht auf wackligen Füßen; Die akademische Ausbildung an der Uni.lu muss dringend ausgebaut werden.
Etienne Schneider hat die Probleme erkannt
Positiv bewertet die AMMD, dass Etienne Schneider sich bemühte, die Probleme zu verstehen, wie den Ärztemangel, die schon existierende Zwei-Klassen-Medizin, den rigiden administrativen Rahmen oder auch die problematische Monopolstellung der Spitäler. "Der Minister hat auch anerkannt, dass ein Ausbau der ambulanten Medizin außerhalb der Krankenhäuser sinnvoll wäre", sagte AMMD-Generalsekretär Guillaume Steichen.
Als positiv sah er auch, dass Sozialminister Romain Schneider (LSAP) die Notwendigkeit anerkannte, an einem "Gesundheitstisch" mit allen Akteuren die grundlegenden Probleme zu diskutieren. Der lasse aber auf sich warten und überhaupt hat die AMMD den Eindruck, dass auf Seiten des Sozialministeriums die durchaus richtigen Feststellungen des Gesundheitsministers nicht ernst genommen, gar ausgebremst werden.
Sozialminister hält Versprechen nicht
"In der Nomenklaturkommission ist die versprochene neutrale Neubesetzung noch immer nicht vollzogen", nannte Steichen als Beispiel. Es werde im Sozialministerium auch falsch interpretiert, was im Regierungsprogramm zum Tiers payant steht: Die direkte Kostenerstattung durch die CNS an den Arzt, die vom Sozialminister nun versprochen wird, ist dort so gerade nicht vorgesehen.
Geärgert hat sich die Ärzteschaft auch über den Umgang mit ihrer Gesundheits-App, wo mit falschen Argumenten seitens des Sozialministeriums versucht wird, eine digitale Lösung für die Kostenerstattung in die Ecke zu drücken. Alles in allem sieht die AMMD einen flagranten Mangel an Achtung und Beachtung der Ärzteschaft und ihrer Lösungsvorschläge.
Gruppenpraxen für Hausärzte werden nicht unterstützt
Dazu gehören neben der Gesundheits-App auch die Stärkung der Hausärzte, wo man sich schon vor zwei Jahren mit dem Gesundheitsministerium auf die Einrichtung von Gruppenpraxen geeinigt hat, die entsprechende Finanzierung durch die CNS aber noch immer fehlt. Auf dem Tisch liegt zudem das Modell eines vernetzten Gesundheitssystems, in dem ambulante Strukturen zwischen den Arztpraxen und der Krankenhausversorgung angesiedelt werden.
Solche Strukturen sollen sich nicht, wie die Spitäler über ein mit der CNS ausgehandeltes Budget finanzieren, sondern über ihre Aktivitäten - so wie es in den Arztpraxen auch der Fall ist. Dafür müsse die Zusammenarbeit der Ärzte erleichtert werden und ein gesetzlicher Rahmen für "Sociétés de médecins" geschaffen werden.
Übergang von ambulant zu stationär vereinfachen
"Diese juristischen Einheiten dienen als Ansprechpartner für Krankenhäuser und Institutionen und sie garantieren die "continuité des soins" der Patienten", erklärte Schmit. Ärzte könnten dort angestellt werden oder freischaffend arbeiten. "Das kommt vielen jungen Ärzten entgegen, die lieber die Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses haben wollen." Insgesamt soll so die Krankenhausmedizin in Luxemburg wieder attraktiver gestaltet werden.
Wir wollen keine Spaltung zwischen Krankenhäusern und Praxen und sicherstellen, dass die Krankenhäuser immer genug Ärzte zur Verfügung haben.
Alain Schmit
Konkurrenz zu Krankenhäusern soll nicht entstehen - ganz im Gegenteil. "Wir wollen keine Spaltung zwischen Krankenhäusern und Praxen und wollen sicherstellen, dass die Krankenhäuser immer genug Ärzte zur Verfügung haben. Deswegen sollen in den Verwaltungsräten der ambulanten Strukturen die Krankenhäuser vertreten sein", sagte Schmit.
Private Financiers soll es jedenfalls nicht geben, die ambulanten Strukturen, in denen auch operiert werden soll, sollen aber auch keine Antennen von Krankenhäusern werden. "Sonst wird alles wieder zu schwerfällig." Das Personal dort soll aber dem Kollektivvertrag des Spitalwesens unterliegen.
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