Alex Bodry verabschiedet sich von der politischen Bühne
Alex Bodry verabschiedet sich von der politischen Bühne
Alex Bodry nimmt sich Zeit, viel Zeit. Fast eineinhalb Stunden braucht der LSAP-Politiker bei seiner Abschiedspressekonferenz, um seine politische Karriere Revue passieren zu lassen, bevor er in den nächsten Tagen in den Staatsrat wechselt. Kein Wunder, hat er doch während 35 Jahren die Politik des Landes mitgeprägt.
Bodry hat auf allen politischen Ebenen Spuren hinterlassen. Begonnen hat seine Karriere als Kommunalpolitiker in Düdelingen. 1982 zog er erstmals in den Gemeinderat ein, im Jahr 2000 - die LSAP hatte die Wahlen verloren und saß auf der Oppositionsbank und Bodry war somit nicht mehr Minister - avancierte er zum ersten Schöffen, zwischen 2004 und 2014 war er dann Bürgermeister.
Zwischen 1989 und 1999 gehörte Alex Bodry der Regierung an, war u.a. Minister für Landesplanung, er war auch Energie- und Armeeminister und Umweltminister. Nur ein Ressort bliebt dem gelernten Juristen verwehrt: "Ich wäre sehr gerne Justizminister geworden." Doch das Ressort war fest in den Händen des Koalitionspartners CSV. Der LSAP-Politiker hatte keine Chance.
"Dieser Kelch ging an mir vorüber"
Ein Ministerium wollte er indes auf keinen Fall: Das Außenministerium. Der ehemalige Außenminister Jacques Poos (LSAP) hatte ihm den Posten eines Staatssekretärs angeboten, doch Bodry lehnte dankend ab und schlug stattdessen seine Parteikollegin Lydie Err vor: "Dieser Kelch ist zum Glück an mir vorüber gegangen", so Bodry schmunzelnd.
Ich wäre sehr gerne Justizminister geworden.
Alex Bodry
Ansonsten hat er fast alles erreicht.Von 2004 bis 2014 war er Vorsitzender der LSAP. Er sei stets ein Parteimensch gewesen, betont Bodry. Begonnen hatte sein politischer Werdegang übrigens bei den Jusos. Mit dem Politvirus war er allerdings bereits in frühester Jugend infiziert worden, und zwar von seinem Großvater, der ebenfalls lange politisch aktiv war.
Er kenne die meisten Institutionen von innen, meinte er am Freitag. Nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik kommt ab nächster Woche noch der Staatsrat dazu.
Die Institutionen sind denn auch eines der Steckenpferde des LSAP-Urgesteins. Schon als Jungspund lag ihm das Thema am Herzen. Als Student habe er einen Leserbrief im "Tageblatt" geschrieben. Schon damals hat er eine grundlegende Verfassungsreform gefordert. Doch dieser Wunsch ging bis heute nicht in Erfüllung: Vor dem Sommer hat die CSV die Reform, an deren Ausarbeitung Bodry zusammen mit dem früheren CSV-Abgeordneten Paul-Henri Meyers maßgeblich beteiligt war, torpediert. Aus dem großen Wurf wird nun Flickwerk.
Memoiren will Alex Bodry übrigens nicht verfassen. Doch schreiben wird er schon. Er hat auch schon eine Idee: "Les Institutions du Luxembourg".
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
