75 Prozent der Suizidfälle von 10- bis 19-Jährigen sind männlich
75 Prozent der Suizidfälle von 10- bis 19-Jährigen sind männlich
75 Prozent der 10- bis 19-Jährigen, die zwischen 1998 und 2022 Suizid begangen haben, sind männlich. Das geht aus einer gemeinsamen Antwort von Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) und Bildungsminister Claude Meisch (DP) an die CSV-Abgeordnete Nancy Arendt hervor. Die Abgeordnete wollte in Bezug auf die offizielle Suizidrate Präzisionen dazu, ob Informationen dazu bestehen, warum junge Menschen Suizid begehen und was im Sinne der Prävention vonseiten der beiden Ministerien geleistet wird.
Die Suizidrate, die der Antwort beiliegt, wird hierzulande anhand der Daten aus dem Todesursachenregister für den Zeitraum zwischen 1998 und 2022 errechnet. 2021 und 2022 wurden keine Suizide von 10- bis 19-Jährigen registriert. Wobei zu bemerken ist, dass für das vergangene Jahr die Daten noch nicht validiert sind, laut der Antwort der beiden Ministerien.
Die letzten Suizide von Jugendlichen sind auf das Jahr 2020 zurückzuführen. Drei junge Männer von 18, respektive 19 Jahren nahmen sich damals das Leben. Konkrete Ursachen für die Suizide seien den Behörden nicht bekannt. 2019 nahmen sich zudem vier Jugendliche von 15 bis 19 Jahren das Leben sowie 2018 und 2017 jeweils zwei Jugendliche.
Vorzeichen von Suizid nicht immer offensichtlich
Bei der Frage, ob die Suizide der aufgezählten Fälle hätten verhindert werden können, weisen die beiden Ministerien darauf hin: „Vorzeichen von Suizid existieren immer, sind aber nicht offensichtlich.“ Zudem sei nur eines der bekannten Vorzeichen darauf noch lange kein „deutlicher Hinweis“ für Suizid-Intention. Je mehr Vorzeichen allerdings erkennbar sind, desto wichtiger sei es, davon betroffene Jugendliche anzusprechen und professionelle Hilfe aufzusuchen.
Um Jugendliche gezielt zu erreichen und das Wohlempfinden ihrer mentalen Gesundheit im Sinne der Prävention zu garantieren, sei vor allem die Förderung der sozio-emotionalen Fähigkeiten sowie die frühe Identifizierung, Bewertung, Betreuung von Personen, die ein suizidales Verhalten aufweisen, wichtig. In dem Kontext sieht der Suizidpräventionsplan 2015–2019 vor, im Bereich der Prävention nachzubessern, indem der Zugang zu jugendpsychiatrischen sowie psychosozialen Diensten aufgebessert werden.
Drei von 100 Gesprächen in Gymnasien thematisieren Suizidverhalten
Um vor allem Jugendliche gezielt zu erreichen, werden an Gymnasien Multiplikatoren für „Premier Secours en Santé Mentale PSSM“ ausgebildet, die gezielte Anzeichen bei Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen aus der Schulgemeinschaft erkennen und daraufhin agieren. 500 Multiplikatoren sollen bis 2025 ausgebildet werden, was rund 10 Prozent des Gesamtpersonals der Gymnasien ausmacht.
Vorzeichen von Suizid existieren immer, sind aber nicht offensichtlich.
Bildungs- und Gesundheitsministerien
Zusätzlich soll in allen Gymnasien eine „Équipe de Postvention“ aufgestellt werden. Unter „Postvention“ ist die Intervention bei Hinterbliebenen zu verstehen, die einen lieben Menschen nach einem Suizidfall verloren haben. Diese Menschen sollen „in ihrem Trauerprozess unterstützt und dadurch das Imitieren von Suizidverhalten reduziert werden“, heißt es in der Antwort der beiden Ministerien. „Postvention“ sei somit eine Coping-Strategie, die es bei jungen Menschen zu „aktivieren“ gilt, um den Verlust besser zu bewältigen.
Ein laufendes Angebot bilden die psychosozialen und edukativen Beratungsgespräche, die in allen Gymnasien im SePAS (Service psycho-social et d'accompagnement scolaires) und in den Services socio-éducatifs zugänglich sind. Im Durchschnitt erheben 25 bis 30 Schülerinnen und Schüler am Tag Anspruch auf diese Gespräche. Laut einer Erhebung in 36 Lyzeen im Frühjahr 2022 sei laut Ministerien herausgekommen, dass von 100 Gesprächen, die monatlich in einem Gymnasium geführt werden, drei davon die Problematik rund um Suizidverhalten thematisieren.
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