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Streit ums Erbe von Graf Zeppelin
Panorama 3 Min. 08.03.2017 Aus unserem online-Archiv
Friedrichshafen

Streit ums Erbe von Graf Zeppelin

Das Museum in Friedrichshafen beherbergt die weltgrößte Sammlung zur Geschichte und Technik der Luftschifffahrt sowie die Rekonstruktion eines Teils der„Hindenburg“.
Friedrichshafen

Streit ums Erbe von Graf Zeppelin

Das Museum in Friedrichshafen beherbergt die weltgrößte Sammlung zur Geschichte und Technik der Luftschifffahrt sowie die Rekonstruktion eines Teils der„Hindenburg“.
Foto: Shutterstock
Panorama 3 Min. 08.03.2017 Aus unserem online-Archiv
Friedrichshafen

Streit ums Erbe von Graf Zeppelin

Zum 100. Mal jährt sich am 8. März der Todestag von Ferdinand Graf von Zeppelin. Ein guter Grund zum Gedenken an den Luftschiffpionier. Doch um sein Erbe ist am Bodensee ein heftiger Streit entbrannt.

(dpa) - Ein Gymnasium trägt seinen Namen. Die Veranstaltungshalle ebenfalls. Außerdem ein Museum über Luftschiffe und die private Hochschule in der Stadt. Ferdinand Graf von Zeppelin ist in Friedrichshafen am Bodensee allgegenwärtig. Der Luftschiffpionier und die Kommune seien untrennbar miteinander verbunden, so eine Sprecherin im Rathaus.

„Der Name Zeppelin ist in dieser Stadt fest verankert, im Alltag wie im sozialen und kulturellen Leben.“ Friedrichshafen verfügt über ein wertvolles Erbe des Grafen: Eine millionenschwere Stiftung, mit deren Hilfe zahlreiche Projekte und Einrichtungen gefördert werden.

Luftschiffbau aus Leidenschaft

Geboren wird Graf Ferdinand von Zeppelin 1838 auf der anderen Seeseite, in Konstanz. Er macht zunächst beim Militär Karriere. Als er jedoch den starken Einfluss Preußens im Militär kritisiert, eckt er bei seinen Vorgesetzten an. Im Alter von 52 Jahren geht er in den Ruhestand. Damit bekommt Zeppelin jedoch die Freiheit, seiner Leidenschaft nachzugehen: ein lenkbares Luftschiff zu bauen.

Um sich diesen Wunsch zu erfüllen, sammelt er Geld und Mitstreiter, gründet die „Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt“ und errichtet eine schwimmende Bauhalle am Bodensee. Im Jahr 1900 verlässt das erste Luftschiff LZ 1 die Werft. „Tausende von Zuschauern säumten das Ufer des Bodensees, aber die Freude am Erfolg war nur von kurzer Dauer“, berichtet der US-Autor John Provan in seiner 2009 erschienenen Zeppelin-Biografie. Unter anderem wegen Motorproblemen muss das Luftschiff nach nur 18 Minuten notlanden.

Die Luftschiffe beeindrucken zwar Gesellschaft, Politik und Wirtschaft – aber der große Erfolg bleibt zunächst aus. Das ändert sich ausgerechnet durch das Unglück von Echterdingen: Am 5. August 1908 wird der LZ 4 bei einer Notlandung von einer Windböe erfasst und über die Bäume getrieben. Zehntausende Schaulustige beobachten, wie der Zeppelin in Flammen aufgeht, zu Boden kracht und vollständig ausbrennt. Zwei Mechaniker werden schwer verletzt, von dem riesigen Luftschiff bleiben lediglich verbogene Aluminiumstangen übrig.

Doch die Tragödie lässt eine Welle der Solidarität mit dem Grafen durch Deutschland gehen, innerhalb kurzer Zeit kommen mehr als sechs Millionen Goldmark zusammen. Mit dem gespendeten Geld gründet Zeppelin eine Stiftung, die die Luftfahrt fördern soll.

In den folgenden Jahren sind seine Luftschiffe in Rom, Afrika, in den USA und in der Arktis unterwegs. Ab 1931 habe es sogar regelmäßige Flüge zwischen Friedrichshafen und Rio de Janeiro gegeben, heißt es beim Zeppelin-Archiv der Stadt. Das erlebt Zeppelin – ebenso wie die Katastrophe des LZ Hindenburgs im amerikanischen Lakehurst – aber nicht mehr. Er stirbt am 8. März 1917 nach einer Operation in Berlin.

Streit um die Stiftung

100 Jahre danach ist ein heftiger Zwist entbrannt: Der Urenkel Albrecht Graf von Brandenstein-Zeppelin macht der Stadt Friedrichshafen die millionenschwere Stiftung streitig. Denn die 1908 von Zeppelin gegründete Stiftung wurde 1947 auf Drängen der französischen Besatzungsmacht aufgelöst, und der Stadt wurde die Verwaltung des Vermögens übertragen. Brandenstein-Zeppelin hält das für rechtswidrig.

Die Auseinandersetzung landete nun vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen. Ein Termin für die Verhandlung steht noch nicht fest.

Für die Stadt Friedrichshafen geht es bei diesem Streit nicht nur um das eigene Image: Das Haushaltsvolumen der Stiftung beträgt rund 50 Millionen Euro jährlich. Zudem ist sie Hauptaktionär des Technologiekonzerns ZF Friedrichshafen, hinzu kommen nach Angaben des Oberbürgermeisters Andreas Brand Liegenschaften sowie Rücklagen in Höhe von rund 130 Millionen Euro.

Brandenstein-Zeppelin hatte mehrfach betont, dass es ihm nicht darum gehe, der Stadt das Millionenvermögen streitig zu machen. Er habe aber Interesse daran, mitzuentscheiden, was mit den Geldern passiere. „Ich bin nicht der Böse. Ich versuche, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.“ Und er ist auch der Meinung: „Unsere Urgroßväter haben nicht gesagt: Wir spenden dem Graf Zeppelin etwas, damit Friedrichshafen später Schwimmbäder bauen kann.“


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