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„Sie wusste genau, was passieren würde“
Panorama 3 Min. 30.11.2021 Aus unserem online-Archiv
Prozessstart gegen Ghislaine Maxwell

„Sie wusste genau, was passieren würde“

Vor dem Gerichtsgebäude kam es zu einer Demonstration.
Prozessstart gegen Ghislaine Maxwell

„Sie wusste genau, was passieren würde“

Vor dem Gerichtsgebäude kam es zu einer Demonstration.
Foto: AFP
Panorama 3 Min. 30.11.2021 Aus unserem online-Archiv
Prozessstart gegen Ghislaine Maxwell

„Sie wusste genau, was passieren würde“

Die Anklage bezeichnet sie als „rechte Hand“ von Sexualverbrecher Jeffrey Epstein, die Verteidigung stellt Ghislaine Maxwell dagegen selbst als Opfer des berüchtigten Multimillionärs dar.

(dpa) - Zu Beginn des Missbrauchsprozesses gegen Jeffrey Epsteins Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell haben Staatsanwaltschaft und Verteidigung sehr unterschiedliche Versionen über die Rolle der 59-Jährigen gezeichnet. Die Staatsanwaltschaft beschrieb Maxwell am Montag als „rechte Hand“ des in höchsten US-Kreisen verkehrenden Epsteins und als rücksichtslose Komplizin bei der Beschaffung minderjähriger Opfer für ihn. Die Verteidigung dagegen porträtierte sie ihrerseits als Opfer eines narzisstischen Mannes“, der die Welt um sich herum manipuliert habe – inklusive Maxwell.

Staatsanwältin Lara Pomerantz sagte bei ihrem Eröffnungsplädoyer in dem New Yorker Gericht, Maxwell habe in dem von Epstein betriebenen Missbrauchsring eine entscheidende Rolle gespielt. Sie habe das Vertrauen von Mädchen gewonnen und sie dann ihrem ehemaligen Partner zugeführt. „Sie wusste genau, was passieren würde.“ Maxwell ist in sechs Punkten angeklagt, ihr drohen im Falle einer Verurteilung viele Jahre Haft.

Sarah Ransome, ein mutmaßliches Opfer von Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell, am Montag auf dem Weg zum Gericht.
Sarah Ransome, ein mutmaßliches Opfer von Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell, am Montag auf dem Weg zum Gericht.
Foto: AFP

Die Verteidigung bestritt die Darstellung der Anklage am Montag in ihrem Eröffnungsplädoyer vehement. Es gehe um Verbrechen des 2019 gestorbenen Epsteins, mit denen Maxwell nichts zu tun habe. „Sie ist nicht wie Jeffrey Epstein“, sagte Maxwells Anwältin Bobbi Sternheim. Epstein galt als charismatischer Mann und wortgewandter Blender, der seine Gegenüber immer wieder in die Irre führte und für seine Zwecke benutzte.

Gegenangriff der Verteidigung

Maxwells Anwältin griff die vier Hauptzeuginnen an. Die mutmaßlichen Verbrechen seien 15 bis 25 Jahre her: „Wie wir alle wissen, verblassen Erinnerungen mit der Zeit.“ Auch hätten sie nach dem mutmaßlichen Missbrauch teils weiter Kontakt zum schwerreichen Epstein gehalten oder seien nicht glaubwürdig, weil sie selbst durch Geld und Karriereförderung von diesem profitiert hätten. „Die Geschichte jeder Beschuldigerin ist dünn, es fehlt ihnen an Rückhalt“.


Frauen protestieren im Juli 2019 vor dem Bundesgericht in New York gegen Jeffrey Epstein. Der US-Millionär starb im August 2019 in Haft, offenbar durch Suizid.
Neue Klage: Epstein hielt Dutzende Frauen auf Insel gefangen
Frauenhandel und Kindesmissbrauch: In einer Zivilklage werden neue Vorwürfe gegen den US-Millionär erhoben. Epstein führte zudem eine Datenbank über seine Opfer.

Maxwell war am Morgen mit einem hellen Pullover und einer schwarzen Hose bekleidet in den Gerichtssaal in Manhattan gekommen, die kinnlangen Haare trug sie offen. Sie wirkte ernst, konzentriert und zeigte wenig Regung. Einige Male beugte sie sich flüsternd zu ihrem Anwalt. Es sind Eindrücke, die den Fotos vom früheren Luxus-Leben der Frau diametral gegenüberzustehen scheinen: der mächtige Epstein, wie er seinen Arm um Maxwell legt und sie an sich drückt, während sie in die Kamera lacht. Maxwell mit Tesla-Geschäftsmann Elon Musk nach den Oscars. Maxwell mit Donald Trump.

Aufbau eines Prostitutionsrings

Maxwells Ex-Partner Epstein war der Aufbau eines Prostitutionsrings mit Dutzenden minderjährigen weiblichen Missbrauchsopfern vorgeworfen worden. Ein Prozess im Jahr 2008 endete mit einem vorteilhaften Deal für Epstein, den viele für einen Skandal hielten.


ARCHIV - 17.04.2021, Großbritannien, Windsor: Prinz Andrew, Herzog von York, vor der Beisetzung von Prinz Philip auf Schloss Windsor. Eine Frau, die dem britischen Prinz Andrew (61) vorwirft, sie als Minderjährige missbraucht zu haben, hat nach US-Medienberichten bei einem Gericht in New York Klage eingereicht. Mit der Klage werfe Virginia Giuffre dem zweitältesten Sohn von Königin Elizabeth II. sexuellen Missbrauch einer Minderjährigen vor und verlange Schadenersatz. Foto: Chris Jackson/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Klage wegen Missbrauchs gegen Prinz Andrew in New York
Eine Frau, die dem britischen Prinzen vorwirft, sie als Minderjährige missbraucht zu haben, hat nach Medienberichten Klage eingereicht.

Zu einem erneuten Prozess in New York gegen den bestens vernetzten Multimillionär – und Bekannten unter anderem von Bill Clinton, Donald Trump, Bill Gates oder dem britischen Prinz Andrew – kam es nie, weil Epstein 2019 tot in seiner Gefängniszelle gefunden wurde. Gerichtsmediziner kamen zu dem Schluss, dass es Suizid gewesen sei. Im vergangenen Jahr war dann Maxwell verhaftet worden. Viele sehen das Verfahren gegen sie als Stellvertreterprozess.

Die Staatsanwaltschaft bemühte sich am Montag, Maxwell als zentrale Komplizin für Epstein darzustellen. Sie habe die Mädchen angeheuert, auf Epstein vorbereitet, sie ihm „täglich“ für sogenannte Massagen zugeführt, bei denen dieser sie sexuell missbraucht habe. Einige Male sei Maxwell bei solchen Übergriffen sogar anwesend gewesen.


ARCHIV - 02.07.2020, Großbritannien, Salisbury: Ghislaine Maxwell, Tochter des verstorbenen britischen Verlegers R. Maxwell, verlässt in einem Auto mit Prinz Andrew, Herzog von York, die Hochzeit der damaligen Freundin Cecil in der Pfarrkirche St. Michael. Die frühere Partnerin von Jeffrey Epstein, dem Sexualverbrechen vorgeworfen wurden und der sich dann im Gefängnis umbrachte, ist in den USA festgenommen worden. Der 58-Jährigen werde vorgeworfen, Epstein dabei geholfen zu haben, Minderjährige zu missbrauchen. Foto: Chris Ison/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Missbrauchsvorwürfe: Ex-Partnerin von Jeffrey Epstein festgenommen
Im vergangenen Sommer sorgte der Missbrauchsskandal um den US-Unternehmer Jeffrey Epstein für weltweites Entsetzen. Jetzt ist seine frühere Partnerin Ghislaine Maxwell festgenommen worden.

Zudem habe sie eine „Kultur des Schweigens“ in Epsteins Anwesen aufgebaut, um die Taten geheim zu halten und sei in jedes Detail in Epsteins Leben eingeweiht gewesen. Ihr Motiv sei gewesen, ihr eigenes Luxus-Leben in seinem Dunstkreis aufrechtzuerhalten. Am ersten Verhandlungstag blieb dabei offen, ob Maxwell im Laufe des Prozesses selbst aussagen wird.

Der Prozess gegen Maxwell wird schätzungsweise sechs Wochen dauern, die Staatsanwaltschaft stützt sich auf vier Hauptzeuginnen. Die zu verhandelnden Fälle reichen von 1994 bis 2004, die mutmaßlichen Verbrechen sollen in Epsteins Anwesen in New York, Florida, Santa Fe und London begangen worden sein.


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