Sie forschen an der Universität Luxemburg – Teil 7: “Big Brother“ kennt Dich genau
Sie forschen an der Universität Luxemburg – Teil 7: “Big Brother“ kennt Dich genau
Der junge Chinese Jun Pang ist einer der Forscher der Fakultät für Naturwissenschaften, Technologie und Kommunikation (FSTC). Er beschäftigt sich mit der Analyse von Big Data rund um soziale Medien. Den Master in Computer Sciences hat er noch in seiner Heimat China gemacht, für die Promotion ist er dann nach Amsterdam gegangen. „Für meine wissenschaftliche Forschung bietet China kein ideales Umfeld, da blieb mir nur der Weg nach Europa“, so Pang.
Von Amsterdam ging der Weg über Paris nach Oldenburg, wo der junge Forscher und seine Frau trotz guter Rahmenbedingungen für interessante Forschungsarbeit das internationale Umfeld vermissten. Das haben sie jetzt in Luxemburg gefunden. Seit 2008 forschen Pang und seine Frau an der Uni Luxemburg, den Schritt dorthin haben sie nicht bereut. „Für uns ist der Standort Luxemburg privat und beruflich die perfekte Lösung. Wir fühlen uns in diesem internationalen Umfeld sehr wohl.“
Pang beschäftigt sich in seiner Forschung im Wesentlichen mit sogenannter Big Data. Die Auswertung und Nutzung großer Datenmengen, sei es aus den sozialen Medien oder im medizinischen Sektor, bietet ein breites Feld an praktischen Anwendungen. „Mit Hilfe ortsgestützter Anwendungen durch die Auswertung von Handys, sozialen Medien oder Smart-Watches können wir Daten über die Mobilität der Nutzer sammeln und beispielsweise vorhersagen, wann sich wo größere Menschenmengen ansammeln, wo die angesagten Locations sind und warum gewisse Orte attraktiver sind als andere. Diese Informationen sind sowohl für die Organisation des öffentlichen Transports, für Geschäftsleute und auch Touristen interessant.“
In New York und San Francisco werden solche Auswertungen schon gemacht, für große europäische Städte wie Barcelona, Mailand, Paris oder London sind sie ebenfalls möglich. „Für Luxemburg ist die kritische Datenmenge leider nicht groß genug“, bedauert Pang. Praktische Anwendung in Luxemburg findet seine Forschung über die Zusammenarbeit mit der Life Sciences Research Unit (LSRU) der Universität. Auch hier gilt es große Datenmengen – diesmal aus dem medizinischen Sektor – auszuwerten. „Die Forscher füttern uns mit den Daten – unsere Aufgabe ist es, diese so schnell wie möglich auszuwerten, Modellrechnungen zu erstellen und die Daten für die biologischen Experimente aufzubereiten“, erläutert Pang. „So konnte beispielsweise durch die Analyse vieler tausend Datenpunkte in einem Experiment ein verbessertes Verständnis der Rezeptoren für PDGFs (Platelet-derived growth factor) erreicht werden, die bei der Wundheilung und Krankheiten wie Arteriosklerose, Fibrose und Krebs eine Rolle spielen.“
Forschung für die Praxis
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt auf der praktischen Anwendung von IT-Sicherheit. Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und öffentlicher Verwaltung werden daher im Rahmen eines Partnerschaftsprogramms des Forschungszentrums SnT der Uni ganz konkrete Praxisthemen erforscht. So wurde beispielsweise in Partnerschaft mit dem Luxemburger Unternehmen itrust, einem Spezialisten für IT Sicherheit, im Rahmen einer Promotion ein Projekt zur Bewertung der Sicherheit von GPS Signalen aufgesetzt. „Mit dieser engen Verbindung zur Industrie hat unsere Forschung einen direkten Einfluss auf die Praxis, was insbesondere für unsere Doktoranden sehr motivierend ist. Normalerweise ist Forschung abstrakt und langfristig ausgelegt, hier findet ein direkter Know-how-Transfer statt“, fasst Pang zusammen. Es ist genau diese Nähe und die breite Basis der Forschung, die Pang in Luxemburg so begeistert.
Ein Beitrag der Universität Luxemburg
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