Philipp Hochmair geht als Blinder auf Verbrecherjagd
Philipp Hochmair geht als Blinder auf Verbrecherjagd
Interview: Martin Weber
Er kann zwar nichts sehen, durchschaut Verdächtige aber wie kein Zweiter: Alexander Haller, der blinde Ermittler in den Wien-Krimis der ARD – gespielt wird er vom österreichischen Charakterdarsteller Philipp Hochmair, der seit Jahren zu den wandlungsfähigsten deutschsprachigen Schauspielern zählt. In der neuen Folge „Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Tod im Weinberg“, zu sehen am 4. Mai um 20.15 Uhr in der ARD, verschlägt es Haller in ein Weinanbaugebiet, wo er eine Entführung aufklären muss.
Philipp Hochmair, im „Wien-Krimi“ spielen Sie den blinden Ermittler Alexander Haller. Sehen Sie wirklich nichts, wenn Sie in die Rolle schlüpfen, oder sehen Sie was?
Wir hatten tatsächlich ausprobiert, dass ich am Filmset nichts sehe, und dafür lichtdichte Kontaktlinsen verwendet. Aber das erschwert den Arbeitsvorgang enorm, deshalb haben wir es wieder gelassen. Man muss als Schauspieler ja über Kabel steigen, sich auf präzise Markierungen stellen oder auf den richtigen Abstand der Kamera achten, da ist es schon besser, wenn man beim Drehen sehen kann. Ich habe die Rolle des blinden Ermittlers mittlerweile so verinnerlicht, dass wir die lichtdichten Kontaktlinsen weggelassen haben.
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Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Ich habe im Vorfeld einige blinde Menschen getroffen und dabei festgestellt, dass jeder von ihnen natürlich ein ganz anderes Auftreten hat und völlig individuell mit der Situation umgeht. Da habe ich erkannt, dass ich meine Freiheit habe, die Rolle zu gestalten. Abgesehen davon war die wichtigste Vorbereitung für mich aber ein Besuch im interaktiven Museum „Dialog im Dunkeln“ in Hamburg, wo man in der Gruppe in einen völlig dunklen Raum geschickt wird, um gemeinsam Aufgaben zu lösen. Man hält sich dort zwei bis drei Stunden auf und kann da auch in einem stockdunklen Restaurant essen gehen – das war eine unglaublich wichtige Erfahrung auf der Suche nach Alexander Haller.
Wien hat natürlich auch einen sehr modernen Touch, aber die Kaiserzeit ist immer noch sehr spürbar.
Sie ermitteln als TV-Kommissar nicht nur in Wien, sondern leben auch dort. Was hat denn Wien, was andere Städte nicht haben?
Diesen ganz besonderen Charme des verblühten Kaiserreichs, würde ich sagen. Das sorgt für eine reizvolle Tristesse, die ich ganz apart finde. Wien hat natürlich auch einen sehr modernen Touch, aber die Kaiserzeit ist immer noch sehr spürbar und drückt sich eben nicht nur in Teilen der Architektur aus. So eine gewisse altmodische Melancholie, wie man sie nur in Wien findet, macht die Stadt einzigartig.
Sie haben in Wien am berühmten Max Reinhardt Seminar Schauspiel studiert, unter anderem bei Klaus Maria Brandauer. Welche Erinnerungen haben Sie an den berühmten Kollegen?
Das wäre damals unvorstellbar gewesen, Klaus Maria Brandauer als Kollegen zu bezeichnen. (lacht) Aber er ist im Lauf der Zeit tatsächlich vom harten Lehrmeister zum Kollegen und schließlich Freund geworden. Ich habe damals am Max Reinhardt Seminar sehr viel von ihm gelernt und er hat uns Studenten einiges von seiner Erfahrung mitgegeben.
Es heißt, er kann auch sehr schnell ungeduldig werden.
Im Unterricht war er die Ungeduld in Person, würde ich sagen. (lacht) Aber er war mit seiner fordernden Art genau der Richtige für einen jungen Schauspielschüler, der in die Welt hinaus will und für das harte Schauspielerdasein gestählt werden muss.
Sie werden ja oft mit Klaus Kinski verglichen. Warum eigentlich?
Vielleicht, weil ich auf der Bühne immer wieder exzentrische und wilde Rollen gespielt habe. Beispielsweise den Jedermann in meiner Rock-Musik-Adaption „Jedermann Reloaded“.
Ehrt Sie der Vergleich?
Natürlich, aber ich sehe das auch mit Humor. Kinski war ein Phänomen, eine Legende aus einer anderen Zeit. Sein Auftreten abseits der Bühne würde heute glaub' ich nicht mehr so gut ankommen.
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