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Peter Kraus: „Ich bin kein Freund der aktuellen Musik“
Panorama 1 4 Min. 27.03.2023
Interview

Peter Kraus: „Ich bin kein Freund der aktuellen Musik“

Peter Kraus steht mal wieder auf der Bühne - es ist seine mittlerweile sechste Abschiedstournee.
Interview

Peter Kraus: „Ich bin kein Freund der aktuellen Musik“

Peter Kraus steht mal wieder auf der Bühne - es ist seine mittlerweile sechste Abschiedstournee.
Foto: Mike Kraus
Panorama 1 4 Min. 27.03.2023
Interview

Peter Kraus: „Ich bin kein Freund der aktuellen Musik“

Der deutsche Schlagerstar Peter Kraus spricht über seine lange Karriere, sein aktuelles Album und Enttäuschungen beim Autogrammschreiben

Interview: Cornelia Wystrichowski

Bei seinen Konzerten herrschte in den 1950er-Jahren akuter Kreisch-Alarm: Peter Kraus war in der jungen Bundesrepublik ein echtes Teenie-Idol, sein lockerer Hüftschwung brachte ihm den Spitznamen „deutscher Elvis“ ein. Auch mit 84 Jahren denkt der Sänger und Schauspieler nicht ans Aufhören – auf seiner aktuellen Platte „Idole“  interpretiert er gemeinsam mit Stars wie Helge Schneider oder Annett Louisan Klassiker der Swing-Ära. Und er ist wieder auf Tour, genauer gesagt: auf seiner sechsten Abschiedstour. An diesem Donnerstag, dem 30. März, macht er Station in der Arena in Trier.  

Peter Kraus, in Ihrer Autobiografie „Für immer jung“ schreiben Sie, dass immer nach einer Sache gefragt wird, wenn man auf Sie trifft. nach dem Geheimnis Ihrer jugendlichen Ausstrahlung ...  

Natürlich ist das schmeichelhaft. Aber wissen Sie, wenn ich heute auf der Bühne auf einem Barhocker sitzen müsste und einen greisenhaften Körper hätte, dann könnte ich so schön singen wie ich wollte, das würde keinen Menschen interessieren. Ich habe mein ganzes Leben lang immer versucht, was auf die Beine zu stellen. Tourneen, Regie, Film – ich habe ja so ziemlich alles gemacht. Meinen Traum von der Weltumrundung mit einem Segelboot, den habe ich allerdings immer vor mir hergeschoben. Ich habe immer gearbeitet, und das ist auch der Grund, warum ich mich heute noch jugendlich bewegen kann.

Ich habe immer gearbeitet, und das ist auch der Grund, warum ich mich heute noch jugendlich bewegen kann.

Sie melden sich nun nach mehreren Jahren mit einem Album und einer Tournee zurück. Halten Sie es nicht aus ohne Arbeit und Applaus?

Das Ganze ist in der Coronazeit so ein bisschen aus Langeweile entstanden. In dieser trübsinnigen Zeit habe ich mit meinen Musikern musiziert, dann haben wir aus Spaß gesagt, wir könnten eine Platte daraus machen. Aber die Platte kannst du nur bewerben und verkaufen, indem du im TV auftrittst und auf Tournee gehst – und jetzt rollt der ganze Laden wieder, aber ich find’s gut, das hält mich jung. 

Warum heißt das aktuelle Album „Idole“?

Gemeint sind die Idole aus meiner Jugendzeit, wegen denen ich zu singen begonnen habe. Frank Sinatra etwa oder Sammy Davis Jr. – er war mein großes Vorbild, weil er ein genialer Tänzer ist, ein toller Schauspieler und Sänger. Als Junge, so mit 13, 14, habe ich auch bewundert, dass ein Schwarzer, der klein ist und ein Glasauge hat, so eine Weltkarriere machen kann. Diesen Ehrgeiz, den man da reinsetzen muss. Das ist Musik, die mich schon immer beschäftigt hat, sowas wie „Fly Me to the Moon“, das ist meine Jugend, das ist mein Leben. Deshalb freut es mich, dass ich einige dieser alten Hits mal wieder singen durfte und auf eine Scheibe gebannt habe. Die Idee, dass man daraus eine Platte macht, hat aber noch einen anderen Grund: Ich bin kein Freund der aktuellen Musik.

Warum nicht?

Weil sie einfach nicht mehr so ist wie meine Musik von damals. Damals war ein Sänger derjenige, der das Lied präsentiert, und die Band war die Begleitung. Heute ist es meistens umgekehrt, da ist die Basedrum das Wichtigste und im Hintergrund singt noch einer. Ich will nicht sagen, dass das schlecht ist, aber ich glaube, das sind keine Evergreens. Es sind viele Techniker dran, die tolle Platten machen, aber es ist nicht unbedingt der Interpret.

Früher bekamen Sie waschkörbeweise Liebesbriefe. Wie viel Fanpost bekommen Sie noch?

Ach, heute gibt es das nicht mehr so, heute gibt es Facebook und Instagram. Autogrammkarten werden auch zunehmend ersetzt durch das Selfie. Ich habe aber immer noch Autogrammkarten einstecken, dann kommen junge Mädchen und sagen: „Ich möchte ein Autogramm.“ Ich freue mich riesig und frage: „Wie heißt du?“, und dann heißt es: „Es ist nicht für mich, es ist für meine Oma.“ (lacht)

Jetzt sind sie wieder auf Tour. Werden Sie neben den neuen Songs auch Ihre alten Hits singen? Oder hängen Ihnen Songs wie „Sugar Baby“ zum Hals heraus?

Nein, mir macht das Spaß. Sehen Sie, es gibt mehrere Möglichkeiten, warum einem ein Lied Spaß macht. Weil es neu ist, vielleicht auch schwer, dann ist da die Spannung, ob es gelingt. Oder Lieder wie „Sugar Baby“, wo man sich einfach über die Reaktion des Publikums freut. Wenn du ein Lied anstimmst und der ganze Saal ist voll dabei, das ist ein Glücksgefühl. Das Singen des Lieds ist dann Routine, aber was man damit auslöst, das ist herrlich.

Warum er mit 84 Jahren noch so frisch wirkt? Die Arbeit hält ihn jung, sagt Peter Kraus.
Warum er mit 84 Jahren noch so frisch wirkt? Die Arbeit hält ihn jung, sagt Peter Kraus.
Foto: Mike Kraus

Es ist Ihre sechste Abschiedstournee …

Nach der Fünften wollte ich wirklich keine mehr machen, das Ganze ist einfach nur durch die neue Platte entstanden. (lacht)

Sie waren früher auch als Schauspieler erfolgreich. Könnten Sie sich vorstellen, noch einmal einen Film zu drehen?

Ja sicher, aber ich glaube kaum, dass ein gutes Angebot kommt. Den Produzenten fällt mit Sicherheit nichts ein als ein Schlagersänger, der noch auf beiden Beinen stehen kann, und das ist im Prinzip eine schrecklich langweilige Rolle.

Sehen Sie sich Ihre alten Filme eigentlich noch an?

Nein, ich kenne die mehr oder weniger auswendig. Höchstens wenn meine sechsjährige Enkeltochter da ist, schaue ich es mit ihr. Das ist dann lustig. 

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