Allergien können beim Kampf gegen Hirntumore helfen
Allergien können beim Kampf gegen Hirntumore helfen
Das Glioblastom ist nicht nur eine der aggressivsten Formen von Krebs, sondern gleichzeitig auch der häufigste bösartige Hirntumor bei Erwachsenen. Unter den aus dem Hirngewebe entstehenden Tumoren macht die Art etwa die Hälfte aller Fälle aus. Am häufigsten tritt sie bei älteren Erwachsenen zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf. Eine endgültige Heilung kann derzeit nicht erreicht werden – trotz der verschiedenen verfügbaren Krebsbehandlungen, einschließlich chirurgischer Eingriffe, Bestrahlung und Chemotherapie.
Die Prognose für Patientinnen und Patienten mit Glioblastom ist nach wie vor sehr schlecht. Die mittlere Überlebenszeit liegt bei wenigen Monaten ohne Behandlung und rund 15 Monaten bei aktuell gängigen Therapiemethoden.
Glioblastome sind darüber hinaus in der Lage, sich dem Immunsystem zu entziehen – anders als bei anderen Krebsarten, wie Melanomen und bestimmten Arten von Lungenkrebs, die gut auf eine Immuntherapie ansprechen. Um Glioblastome künftig erfolgreicher behandeln zu können, sind nach Angaben des Luxembourg Institute of Health (LIH) neue Ansätze erforderlich, um die Fähigkeit des Immunsystems zur Tumorbekämpfung auszuschöpfen.
Allergien stärken das Immunsystem
Ein vielversprechender Ansatzpunkt seien dabei epidemiologische Studien bei Hirntumorpatienten, die einen Zusammenhang zwischen Allergien und Glioblastomen festgestellt haben. Es gebe immer mehr Belege dafür, dass allergische Entzündungen aktiv an der Krebsimmunität beteiligt sind, was sogar ein neues Forschungsgebiet, die sogenannte Allergo-Onkologie, hervorgebracht hat, so das LIH. Was genau einer Immunantwort, die durch eine allergische Reaktion hervorgerufen wird, zugrunde liegt, sei bisher allerdings noch nicht gründlich erforscht worden.
Die Abteilung für Krebsforschung und die Abteilung für Infektion und Immunität am LIH hat deshalb ein gemeinsames Forschungsprojekt auf den Weg gebracht. Das Team unter der Leitung von Dr. Aurélie Poli konnte anhand von Versuchen an Mäusen, denen Glioblastom-Zellen implantiert wurden, den Zusammenhang zwischen Allergien und der Immunantwort des Körpers bestätigen. Demnach bieten Allergien einen Schutz vor dem Fortschreiten von Glioblastomen, allergische Entzündungen verstärken die antitumorale Immunität im Gehirn.
„Unser Modell zeigt, dass Allergien die Immunzellen des Gehirns dazu veranlassen, sich in einen aggressiveren Entzündungszustand zu versetzen, die Glioblastome zu bekämpfen und ihr Wachstum zu verhindern. Zudem konnten wir einen Anstieg der T-Zellen, die in den Tumor eindringen, feststellen“, erklärt Dr. Aurélie Poli. Mäuse, bei denen keine Allergie ausgelöst wurde, hätten keine dieser Eigenschaften gezeigt. „Diese Studie unterstreicht den entscheidenden Zusammenhang zwischen Allergien und Hirntumoren und bildet die Grundlage für weitere Untersuchungen“, so Prof. Markus Ollert, leitender Koautor der Studie. Dr. Simone Niclou, eine weitere Mitautorin, ergänzt: „Unsere Erkenntnisse werden dazu beitragen, den Weg für die Entwicklung neuer Therapien zu ebnen.“
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