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Michael Jackson forever
Panorama 1 5 Min. 29.08.2018 Aus unserem online-Archiv
Musik-Legende

Michael Jackson forever

Die freundschaftliche Beziehung, die der ehemalige Bravo-Chefredakteur Alex Gernandt (r.) zu Michael Jackson aufgebaut hatte, beruhte auf Vertrauen.
Musik-Legende

Michael Jackson forever

Die freundschaftliche Beziehung, die der ehemalige Bravo-Chefredakteur Alex Gernandt (r.) zu Michael Jackson aufgebaut hatte, beruhte auf Vertrauen.
Foto: Privat
Panorama 1 5 Min. 29.08.2018 Aus unserem online-Archiv
Musik-Legende

Michael Jackson forever

Olaf NEUMANN
Olaf NEUMANN
Am 29. August wäre Michael Jackson 60 Jahre alt geworden. Ein Interview mit dem ehemaligen „Bravo“-Chefredakteur Alex Gernandt, der den Weltstar rund um den Globus besuchte.

Interview: Olaf Neumann

Am 29. August wäre Michael Jackson 60 Jahre alt geworden. An seinem runden Geburtstag feiert „Beat It!“ Weltpremiere im Theater am Potsdamer Platz in Berlin – die erste Musicalbiografie über den 2009 verstorbenen Sänger. Von Oktober 2018 bis Mai 2019 geht das Spektakel auf Tournee mit über 70 Vorstellungen – eine davon am 9. Februar 2019 in Trier. Olaf Neumann sprach mit dem ehemaligen „Bravo“-Chefredakteur Alex Gernandt, der den Weltstar von 1993 bis 1999 rund um den Globus besuchte.

Alex Gernandt, in den 1990er-Jahren begleiteten Sie als Bravo-Chefreporter Michael Jackson rund um die Welt. Hatte er bis dahin wirklich nie Journalisten empfangen?

Nicht dass ich wüsste. Ich war da exklusiv am Start. Ich habe seinen PR-Manager 1993 bei den World Music Awards in Monte Carlo kennengelernt, wo Michael Jackson Ehrengast war. Ich erzählte ihm, dass Michael schon sehr oft den „Goldenen Bravo-Otto“ als bester Sänger gewonnen, aber leider noch nie einen persönlich entgegengenommen hat. Er sprach zu dieser Zeit mit niemandem. Tatsächlich wurde ich drei Wochen später per Fax zu seinem Konzert in Istanbul am 23. September 1993 eingeladen. Ich möge doch bitte den „Otto“ mitbringen.

1997 trat der Superstar Michael Jackson ebenfalls in Luxemburg auf - bei einem Open-Air-Konzert auf einem Acker bei Bettemburg.
1997 trat der Superstar Michael Jackson ebenfalls in Luxemburg auf - bei einem Open-Air-Konzert auf einem Acker bei Bettemburg.
Foto: Serge Waldbillig

Blieb es bei dem einen Treffen?

Nein. Über die Jahre wurden daraus 16 Begegnungen. Michael Jackson wollte jedes Mal die Artikel über ihn Wort für Wort übersetzt haben. Auf diese Weise entstand ein Vertrauensverhältnis. Ich kam ja von einer Fan-Zeitschrift und war kein investigativer Reporter. Einmal schrieb ich: „Die HIStory-Show ist sensationell!“ Da fragte er mich: „Das hast Du wirklich geschrieben?“ Das war aber keine Koketterie, sondern zeigte seine Bescheidenheit. Er freute sich darüber wie ein Kind.

Warum war er so medienscheu?

Vier Wochen vor unserem ersten Treffen gab es die ersten Vorwürfe wegen Kindesmissbrauchs gegen ihn. Trotzdem hielt er an dem Termin fest, weil der „Otto“ für ihn eine positive Neuigkeit war. Er hat diesen Preis sehr gewürdigt, obwohl er schon alle wichtigen Awards gewonnen hatte. Es gab zwei Klagen gegen ihn. In meinen Augen war das zweimal Erpressung. Im ersten Fall hat der Junge Jordan Chandler gestanden, dass sein Vater, der sich später erschossen hat, ihn zu einer falschen Behauptung gedrängt hatte. Michaels Ruf hat unter den Vorwürfen gelitten – zu Unrecht.

Unzählige kosmetische Korrekturen und die Auswirkungen von Bleichmitteln kennzeichneten das Gesicht des Stars im Laufe der Jahre.
Unzählige kosmetische Korrekturen und die Auswirkungen von Bleichmitteln kennzeichneten das Gesicht des Stars im Laufe der Jahre.
Foto: Mata/epa pool/dpa

Wer Michael Jackson wirklich war, weiß eigentlich niemand, oder?

Ich glaube, dass es viele Missverständnisse um seine Person gibt. Er hat kranken Kindern teure Transplantationen und Krebsoperationen finanziert, ohne groß darüber zu reden. Er hat sogar Kinderkrankenhäuser in Budapest und Bukarest besucht. Ich war selbst dabei, wie er dort Spielzeug verteilt hat. Er meinte es wirklich ernst. Hätte die Öffentlichkeit das mitbekommen, hätte sich möglicherweise ein anderes Bild von ihm ergeben. Der Name „Jacko“ ist übrigens verpönt bei den Fans. Er wurde von der Boulevardzeitung „Sun“ erfunden. Weil die Klatschpresse nicht an Jackson herankam, dachte sie sich abstruse Geschichten über ihn aus und nannte ihn „Wacko Jacko“ (verrückter Jacko). Eine Story, die man widerlegen kann, lautete, dass er ein Weißer sein wollte. In Wahrheit litt er an der Hautkrankheit Vitiligo, bei der sich weiße Flecken auf der Haut bilden. Deshalb bleichte er sie. Dadurch, dass er nie Stellung bezogen hat, wurde viel gemutmaßt.

Alex Gernandt zu Besuch in Michael Jacksons Loge.
Alex Gernandt zu Besuch in Michael Jacksons Loge.
Foto: Privat

Jackson wird immer als Mann zwischen Genie und Wahnsinn beschrieben. Wie haben Sie ihn erlebt?

Er war eine multiple Persönlichkeit. Auf der einen Seite war er wie ein Kind. Er durfte in seiner Kindheit zum Beispiel nie auf Bäume klettern, weil er schon von klein auf arbeiten musste. Auf seiner Neverland-Ranch gab es einen Baum, auf den er als Erwachsener ständig geklettert ist. Da oben schrieb er sogar Lieder. Der Peter Pan des Pop hatte sich auch einen Privatzoo und ein Privatkino eingerichtet. Auf der anderen Seite war er ein knallharter Geschäftsmann. Viele denken an Michael Jackson als Marionette. Aber er hat alles selbst bestimmt und sich zur Umsetzung seiner Videos und Shows die besten ihres Fachs geholt: Martin Scorsese, John Landis, Steven Spielberg.

Archivbild von Trauerfeier für Michael Jacksons am  7. Juli 2009 in Los Angeles mit seinen Geschwistern (v.l.n.r.) Tito Jackson, Jermaine Jackson, Marlon Jackson, Randy Jackson, Janet Jackson, LaToya Jackson und zwei  seiner Kinder, Paris und Prince Michael Jackson.
Archivbild von Trauerfeier für Michael Jacksons am 7. Juli 2009 in Los Angeles mit seinen Geschwistern (v.l.n.r.) Tito Jackson, Jermaine Jackson, Marlon Jackson, Randy Jackson, Janet Jackson, LaToya Jackson und zwei seiner Kinder, Paris und Prince Michael Jackson.
Foto: AFP

Worüber haben Sie bei Ihren zahlreichen Begegnungen gesprochen?

Ich habe ihn viel beobachtet und mit ihm über seine Arbeit gesprochen. Vor allem, als er in den Slums von Rio de Janeiro das Video zu „They Don't Care About Us“ gedreht hat. Dort war es brandgefährlich, weshalb zum Schutz des Teams Militärpolizei in Gruppenstärke aufmarschiert ist. Der Gouverneur von Rio wollte ursprünglich verbieten, dass ein Weltstar die Elendsviertel auf die Bildschirme bringt. Aber Michael wollte dort unbedingt hin, weil „They Don't Care About Us“ ein sozialkritisches Lied ist. Rio hatte sich für eine WM und Olympia beworben und konnte keine Negativ-Promo gebrauchen. Aber Michaels Freund Pelé intervenierte beim Gouverneur.

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Haben Sie mit Michael Jackson auch über Privates gesprochen?

Es war ganz klar ein Geschäftsverhältnis, aber zur Begrüßung umarmten wir uns immer. Die „Bravo“ war für ihn ein enorm wichtiges Presseorgan. Wir hatten zu dieser Zeit sechs Millionen Leser pro Woche.

Wie konnte er trotz widrigster Umstände regelmäßig anstrengende Welttourneen bewältigen?

Er hatte einen eisernen Willen und war sehr ehrgeizig. Viele sehen in ihm eine fragile Figur. Aber das war er nicht! Er war 1,80 Meter groß und zäh. Das ist darauf zurückzuführen, dass sein Vater ihn militärisch gedrillt hat, weshalb er zu einem perfekten Entertainer wurde. Aber durch die Misshandlungen trug er seelische Schäden davon, die nicht zu übersehen waren. Ein hoher Preis für den Ruhm.

Michael Jackson bei den Proben für sein Musical "This is it" mit dem er sein Comeback feiern wollte.
Michael Jackson bei den Proben für sein Musical "This is it" mit dem er sein Comeback feiern wollte.
Foto: AFP

Michael Jackson starb, bevor er die geplante „This Is It“-Konzertserie in London umsetzen konnte. Hätte er ein Comeback schaffen können?

„This Is It“ wäre ein großer Erfolg geworden, wenn es beim Plan von zehn Konzerten in London geblieben wäre. Bei den Proben war er gut drauf und zeigte halb so alten Tänzern, wie es geht. Aber der Veranstalter wurde gierig und überredete ihn zu 50 Shows, weil dies ein weiterer Weltrekord gewesen wäre. Aber dazu kam es nicht mehr.


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