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LIH macht Katzenallergikern Hoffnung
Panorama 4 Min. 25.02.2021 Aus unserem online-Archiv

LIH macht Katzenallergikern Hoffnung

Genaue Zahlen liegen nicht vor, aber laut einer Studie leiden in den USA rund zwölf Prozent der Bevölkerung unter einer Katzen- oder Hundeallergie. Die Werte für europäische Länder dürften vergleichbar sein.

LIH macht Katzenallergikern Hoffnung

Genaue Zahlen liegen nicht vor, aber laut einer Studie leiden in den USA rund zwölf Prozent der Bevölkerung unter einer Katzen- oder Hundeallergie. Die Werte für europäische Länder dürften vergleichbar sein.
Foto: Shutterstock
Panorama 4 Min. 25.02.2021 Aus unserem online-Archiv

LIH macht Katzenallergikern Hoffnung

Ein Forscherteam des Luxembourg Institute of Health testet eine neue Behandlungsmethode an Mäusen. Auf Medikamente werden Betroffene aber noch warten müssen.

Von Jean-Philippe Schmit

Forschern des Luxembourg Institute of Health (LIH) ist es gelungen, allergische Mäuse gegen das Katzen-Allergen – die allergieauslösende Substanz – Felis domesticus 1 (Fel d 1) zu immunisieren. Die allergietypischen Symptome konnten signifikant reduziert werden, so die Forscher. Bis zu einem fertigen Medikament sei es aber noch ein langer Weg.

Allergische Erkrankungen sind eine Belastung für bis zu 40 Prozent der Menschen in westlich geprägten Gesellschaften, heißt es vonseiten der klinisch-anwendungsorientierten Forschungseinrichtung. Das Forscherteam will nun dazu beitragen, dass schwerwiegende allergische Erkrankungen schon bald nicht mehr auftreten. 

Unter der Leitung von Professor Markus Ollert, Leiter des Department of Infection and Immunity, forscht eine Gruppe an der Immunisierung gegen die Katzenallergie: Sie bewies, dass eine Immuntherapie (AIT) gegen das Allergen Fel d 1 möglich ist.

Die Forscher des Luxembourg Institute of Health: Markus Ollert und Cathy Léonard.
Die Forscher des Luxembourg Institute of Health: Markus Ollert und Cathy Léonard.
Foto: Guy Jallay

Überreaktion des Immunsystems

Eine Allergie ist vereinfacht gesagt eine Überreaktion des körpereigenen Immunsystems gegenüber an sich harmlosen Substanzen. Das können Pollen sein, Staub oder auch Tierhaare. „Derzeit nimmt die Zahl der Katzenallergien rasant zu“, heißt es vonseiten des LIH zur Veröffentlichung einer Studie über den Einsatz des Allergens Fel d 1 und des Adjuvans CpG – eines Hilfsstoffs – zur Behandlung der Allergie.

Auslöser einer allergischen Reaktion sind – anders als von vielen gedacht – nicht die Haare des Tieres, sondern das Protein Fel d 1. Dieses Allergen befindet sich typischerweise im Speichel der Katze. Bei der Fellpflege verteilt das Tier es auf dem Fell, und so gelangt es über die Haare in die Umwelt – und verbreitet sich überall: Katzenhaare mit Anhaftungen des Allergens sollen schon in der Antarktis nachgewiesen worden sein.


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Das Erscheinungsbild einer Katzenallergie reicht von leichten Symptomen – wie Juckreiz, tränenden Augen und Niesanfällen – bis hin zur Entwicklung ernsthafter Erkrankungen wie Rhinitis (Entzündung der Nasenschleimhaut) und Asthma. Eine allergenspezifische Immuntherapie (AIT), eine Art Impfstoff, könnte ein neuer Therapieansatz bei der Behandlung schwerer Katzenallergien sein, meint das LIH. Die Forscher versuchen es aus diesem Grund mit einem neuen immuntherapeutischen Ansatz: Mäuse mit Katzenallergie wurden mit dem entsprechenden Allergen geimpft.

Die bereits erprobte Hyposensibilisierung ist bisher die einzige Therapieform, mit der Überreaktionen des Immunsystems behandelt werden können. Bei der Katzenallergie gelang es Forschern aus Luxemburg erstmals nachzuweisen, dass bei allergischen Mäusen die Injektion des Proteins Fel d 1 die allergische Reaktion unterdrücken kann. „Wir haben versucht, die Wirkung der AIT mit dem bekannten Adjuvans CpG zu verstärken“, so Cathy Léonard, Wissenschaftlerin des LIH. Und dies gelang mit großem Erfolg.

Erste Erfolge bei Mäusen

„Bei der AIT gegen Katzenallergie wird das betreffende Allergen üblicherweise subkutan (unter der Haut, etwa mithilfe einer Spritze, Anm. d. Red.) verabreicht, wobei die Mengen kontinuierlich gesteigert werden, bis die kritische Dosis erreicht ist, die eine langfristige Immuntoleranz bewirkt“, heißt es in der kürzlich veröffentlichten Studie. Das Forscherteam beobachtete bei den Mäusen, die eine AIT erhielten, „signifikant geringere Anzeichen einer Entzündung der Atemwege und einer Hyperreaktivität“. Bei den Mäusen in der unbehandelten Kontrollgruppe waren die Symptome deutlich ausgeprägter.

Noch wird im Labor gearbeitet: Die ersten klinischen Tests werden erst in einigen Jahren stattfinden.
Noch wird im Labor gearbeitet: Die ersten klinischen Tests werden erst in einigen Jahren stattfinden.
Foto: Guy Jallay

Bei einer genaueren Untersuchung konnten die Forschenden niedrigere Konzentrationen an pro allergischen Molekülen und höhere Konzentrationen an Antikörpern nachweisen. Außerdem bemerkten die Wissenschaftler nach der AIT-Injektion eine Zunahme der an der Allergieregulation beteiligten Immunzellen und der natürlichen Killerzellen. Zusammen wirken sie wie eine Art Bremse auf das Immunsystem. „Insgesamt zeigen die Ergebnisse eine starke entzündungshemmende und antiallergische Wirkung“, so die Forscher.

„Unsere Studie weist mehrere Neuerungen auf, unter anderem die Verwendung einer sicheren und hochreinen Version des Allergens Fel d 1“, erklärt Markus Ollert. „Darüber hinaus zeigen wir zum ersten Mal auf, dass CpG in der für den Menschen verträglichen maximalen Dosis die allergische Reaktion modulieren kann, wenn es mit Fel d 1 kombiniert wird. Wir glauben, dass unsere Arbeit die Grundlagen für die Entwicklung neuer und erfolgreicher immuntherapeutischer Behandlungen für Allergien schafft“, so der Letztautor der Studie.


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Veränderte Therapieform

Katzenallergiker müssen sich aber noch ein wenig gedulden. „Zuerst sind noch weitere Studien notwendig, die unsere Resultate bestätigen“, erklärt die LIH-Wissenschaftlerin Cathy Léonard. Dann stehen Toxizitätsprüfungen an. Erst, wenn die Forscher von der Ungefährlichkeit des Impfstoffes überzeugt sind, kann die Therapie erstmals an Menschen angewendet werden. „Bis zur Phase I der klinischen Tests, der ersten Injektion für einen Menschen, kann es noch zwei bis drei Jahre dauern“, so Cathy Léonard. Die Phase III könnte in fünf bis zehn Jahren abgeschlossen sein. „Dann erst gibt es grünes Licht für das Medikament.“

Die Therapie wird sich von der heutigen Hyposensibilisierung unterscheiden. „Bei heutigen Behandlungen gegen andere Allergene sind sehr viele Injektionen notwendig“, so die Forscherin. Mindestens eine Injektion pro Monat – während drei bis fünf Jahren, sagt sie. „In unserem Modell konnten wir zeigen, dass drei Injektionen in einem Intervall von 15 Tagen, ausreichen, um die Symptome deutlich zu lindern.“ 

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