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Krebs: Kampf mit drei Mitteln
Panorama 3 Min. 07.02.2019 Aus unserem online-Archiv

Krebs: Kampf mit drei Mitteln

Lungenkrebs, immer noch eine der häufigsten Krebserkrankungen.

Krebs: Kampf mit drei Mitteln

Lungenkrebs, immer noch eine der häufigsten Krebserkrankungen.
Foto: Shutterstock
Panorama 3 Min. 07.02.2019 Aus unserem online-Archiv

Krebs: Kampf mit drei Mitteln

Als erstes luxemburgisches Klinikum überhaupt ist das Centre Hospitalier de Luxembourg Teil einer großen internationalen Krebsstudie der sogenannten Phase 1: Lungenkrebspatienten sollen mit einer Kombination aus drei Medikamenten behandelt werden.

von Birgit Pfaus-Ravida

Bei der „Spring“ (Survival Prolongation by Rational Innovative Genomics) genannten Studie geht es darum, zu untersuchen, ob und wie man mit der Kombination von drei Krebsmedikamenten bei Lungenkrebspatienten Erfolge erzielen und das Leben der Betroffenen verlängern kann. Es handelt sich um die Medikamente Avelumab, das bei Hautkrebs als Immuntherapie gespritzt wird, ferner Axitinib, eine Tablette, die bei Nierenkrebs gegeben wird, und Palbociclib, eine Tablette gegen Brustkrebs. „Jedes einzelne Medikament ist bereits auf dem Markt zugelassen und wird verabreicht – aber in der Kombination wurden die Medikamente noch nie getestet oder angewandt“, erklärt Guy Berchem, Onkologe und Leiter des Projekts am CHL. Die Studie wird dort im Kriibszentrum und in Zusammenarbeit mit einem multidisziplinären Team aus Spezialisten verschiedener Fachrichtungen des CHL durchgeführt.

Schwierige Suche nach Studienteilnehmern

Bei den Lungenkrebspatienten muss es sich um solche handeln, die an nicht-großzelligem, fortgeschrittenem und Metastasen bildendem Krebs leiden – die, wie es in der Fachsprache heißt, „austherapiert“ sind. „Das ist in Phase-1-Studien immer der Fall“, erklärt Guy Berchem. Es sind Menschen, bei denen keine anderen Therapien mehr helfen, die jedoch andererseits an keinen weiteren schwerwiegenden Erkrankungen – etwa am Herzen – leiden dürfen, um an der Studie teilnehmen zu können. „Und eine Kombination aus Erkrankungen kommt bei Lungenkrebspatienten durch meist langjähriges Rauchen sehr häufig vor, weswegen es nicht einfach ist, geeignete Teilnehmer für die Studie zu finden“, sagt Berchem.

Guy Berchem, Onkologe und Leiter des Projekts am CHL.
Guy Berchem, Onkologe und Leiter des Projekts am CHL.
Foto: Paul Foguenne

Weitere Kriterien: Knochen dürfen nicht von Metastasen befallen sein, die Krankheit muss messbar, darf also nicht vorbestrahlt sein. Auch bestimmte Medikamente, etwa gegen Bluthochdruck, dürfen nicht gleichzeitig gegeben werden. Bisher wurden zwei Teilnehmer gefunden, die alle diese Kriterien erfüllen.

Phase-1-Studie bedeutet, dass es eine translationale Studie ist: Was im Labor herausgefunden wurde, etwa durch Tierversuche, wird erstmals an Menschen getestet. Wenn die neuartige Therapie hilft, könnte sie für viele Krebspatienten neue Hoffnung bedeuten und natürlich auch den Teilnehmern der Studie helfen. Wichtig ist dabei, dass die Lebensqualität der Patienten sich im Laufe der Studie nicht verschlechtern darf, sondern erhalten bleiben muss. Darum gehen die Wissenschaftler behutsam vor. Die zunächst sehr niedrige Dosis wird langsam erhöht. Gestoppt wird die Erhöhung der Dosen für alle Teilnehmer der Studie, wenn beim ersten Patienten toxische Reaktionen auftreten. „Dann geht man eine Stufe der Dosis zurück und behandelt damit weiter“, erklärt Guy Berchem.

In einer darauf folgenden Phase werde die Medikamentenkombination in dieser Dosis an einer größeren Gruppe geeigneter Patienten getestet. Die Studie zeigt also, wie verträglich und effektiv die drei Medikamente in Kombination sind und findet heraus, wie diese für jeden Patienten optimal dosiert werden müssen.

„Speerspitze des Kampfes gegen Krebs“

An einer Studie der Phase 1 teilzunehmen, bedeutet für das CHL, an der Speerspitze des Kampfes gegen Krebs dabei zu sein. „Es ist eine Premiere für ganz Luxemburg und das CHL. Bisher war noch nie eine luxemburgische Klinik bei einer Studie der Phase 1 dabei“, sagt Romain Nati, Generaldirektor des CHL. Es sei eine lange Vorarbeit gemeinsam mit dem Centre d'Investigation et d'Epidémologie Clinique des Luxembourg Institute of Health nötig gewesen, um die klinischen Voraussetzungen zu erfüllen und die notwendigen Reglementierungen zum Start der Studie zu erarbeiten. Das CHL war bisher schon bei mehr als 100 Studien der Phasen 2 bis 4 dabei, davon allein 28 in der Onkologie. Nun will man aktiv an der Erarbeitung neuer Medikamente mitwirken, auch, um sein eigenes Arsenal an Therapien zu erweitern und zu ergänzen. Die Studie läuft seit knapp fünf Monaten.

Vor allem auf dem Gebiet der personalisierten Medizin möchte man im CHL Vorreiter sein – ein Paradigma, das sich derzeit immer öfter durchsetzt. Ziel ist es, die Behandlung auf Basis des neuesten internationalen Forschungsstandes zu individualisieren. Im Kriibszentrum des CHL wir jetzt schon einiges getan, um das zu schaffen. Dort werden alle Krebsformen behandelt – von der Prävention über die Diagnose bis zur Therapie.

Therapeutische Entscheidungen werden dort multidisziplinär getroffen. Onkologen, Chirurgen, Radiologen, Radiotherapeuten und Nuklearmediziner arbeiten zusammen. „Wir wollen innovative Therapien anbieten. Gesundheitszustand und Wohlbefinden der Patienten stehen im Vordergrund“, so Generaldirektor Nati. Übrigens können auch Patienten teilnehmen, die bislang andernorts behandelt werden, auch aus dem Ausland. Für die Studie wird deren Behandlung dann natürlich komplett ans CHL verlegt.

Weitere Informationen zum Thema unter cfl.lu oder sec.hemato@chl.lu.


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