Königin Maxima wird 50 - ein Rückblick in Bildern
Königin Maxima wird 50 - ein Rückblick in Bildern
Von Kerstin Schweighöfer (Den Haag)
Das „Goldene Maxima-Buch“, das eine Drogeriekette in 850 Filialen gratis austeilte, war ruckzuck weg. Auch die „Oranje“-Kristallvase, die ein Meisterglasbläser anlässlich des 50. Geburtstags der niederländischen Königin entworfen hatte, ist nicht mehr zu haben, obwohl der Stückpreis stolze 249 Euro betrug. Die Post bringt Maxima-Briefmarken mit einem Jugendfoto der Monarchin heraus, es gibt ein Geschenkset mit Gedenkmünzen, Zeitschriften drucken Maxima-Sonderausgaben und das Fernsehen beglückt die Zuschauer mit dem dreiteiligen Doku-Film: „Maxima - van meisje tot majesteit“ (Maxima - vom Mädchen zur Majestät).
Kein Zweifel – die Niederländer sind rechtzeitig zum 50. Geburtstag der gebürtigen Argentinierin am 17. Mai wieder im Maxima-Fieber. Vergessen scheint die harsche Kritik, die sich die Königsfamilie im letzten Jahr eingebrockt hatte: Mitten in der zweiten Corona-Welle im Oktober, nachdem die Regierung den eindringlichen Appell an alle Bürger gerichtet hatte, in den Herbstferien zuhause zu bleiben, nahm es sich die Königsfamilie heraus, mit einer Regierungsmaschine in ihr Ferienhaus auf dem Peloponnes zu fliegen. Um nur wenige Stunden später wieder zurückzukehren und zerknirscht um Entschuldigung zu bitten, denn zuhause war ein Sturm der Entrüstung ausgebrochen.
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Kopfschütteln rief auch das Jetsetleben des Königspaars hervor: Musste es sich mitten in einer Krise, in der viele Menschen um ihre Existenz bangen, unbedingt ein Luxus-Speed-Boot für zwei Millionen Euro anschaffen? Was viele ebenfalls für übertrieben halten: dass Amalia, älteste Tochter und Thronfolgerin, mit der Vollendung ihres 18. Lebensjahrs im kommenden Dezember künftig 1,6 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stehen werden.
Beliebtheit auf dem Tiefpunkt
Folge: Die Beliebtheitswerte der Oranjes sanken auf einen Tiefpunkt. Zwar ist Maxima nach wie vor populärstes Mitglied der königlichen Familie. Aber mit ihrem Auftreten sind nur noch 68 Prozent zufrieden - vor einem Jahr waren es noch 83 Prozent. Das Vertrauen in König Willem Alexander sank von 76 auf 47 Prozent. Und die Zahl der Niederländer, die sich für die Monarchie als Staatsform aussprechen, von 75 auf 58 Prozent.
Das ergab die traditionelle „Königstag-Umfrage”, die jedes Jahr am Geburtstag des Königs, der zugleich Nationalfeiertag ist, durchgeführt wird. Das war am 27. April. Jetzt ist Maxima dran - und auf einmal scheint sämtliche Kritik, wie es in den Niederlanden heißt, „smelten als sneeuw voor de zon“ (schmelzen wie Schnee in der Sonne).
Das war schon 1999 so gewesen, als sich herumsprach, das sich der damalige Kronprinz auf einer Jetset-Party in Sevilla in eine Blondine aus Buenos Aires verliebt hatte. In einem Video machten die Niederländer erstmals mit Maxima Bekanntschaft: Was sie sahen, war ein temperamentvolles Partygirl, das ausgelassen Samba tanzte und verführerisch in die Kamera zwinkerte.
Strenggläubige Calvinisten runzelten besorgt die Stirn. Doch als sich herausstellte, dass Maxima nicht nur Flausen im Kopf hatte, sondern ein abgeschlossenes Wirtschaftsstudium in der Tasche und einen verantwortungsvollen Job bei der Deutschen Bank in New York, waren sich viele schnell einig: Etwas Besseres konnte dem niederländischen Königshaus gar nicht passieren - Maxima würde mit Sicherheit Schwung in die verstaubte Hofhaltung ihrer zukünftigen Schwiegermutter Beatrix bringen.
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Einziger Schönheitsfehler der Braut: ihr Vater Jorge Zorreguieta. Der war während der argentinischen Militärjunta Landwirtschaftsminister gewesen. Selbst mochte er kein Blut an den Händen haben, aber dass er von den Gräueltaten des Videla-Regimes nichts gewusst haben wollte, nahmen ihm viele Niederländer nicht ab.
Öffentliche Distanzierung
Der Hochzeit seiner Tochter musste Jorge Zorreguieta deshalb fernbleiben, und bei der Verlobung am 30. März 2001 distanzierte sich Maxima von ihm: „Es tut mir leid, dass mein Vater in einem falschen Regime für die Landwirtschaft sein Bestes gegeben hat“, sagte sie in tadellosem Niederländisch. Als die junge Frau dann auch noch ihrem Glück freien Lauf ließ, schwanden letzte Bedenken und wurden reihenweise Taschentücher gezückt.
Noch mehr Tränen flossen bei der Märchenhochzeit am 2. Februar 2002 in der Nieuwe Kerk in Amsterdam, als Millionen von Menschen in aller Welt gebannt vor ihren Fernsehschirmen saßen. Unvergessen die Balkonszene, als sich die Frischvermählten den langersehnten Kuss gaben – den wohl längsten, innigsten und authentischsten in der Geschichte königlicher Hochzeiten.
Der ergreifendste Moment aber hatte für viele zuvor in der Kirche stattgefunden, als Tangomusik erklang und auch die Braut die Tränen nicht zurückhalten konnte: „Adios, Nonino“ (Adieu, Väterchen) hieß das Lied und erinnerte Maxima an den fehlenden Vater. Ebenfalls in die nationale Netzhaut eingebrannt haben dürfte sich der Thronwechsel rund zehn Jahre später: Vielen stockte der Atem, als Willem Alexander am 30. April 2013 zur Inthronisation in der Nieuwe Kerk erschien – mit einer Maxima an seiner Seite, die in einen Traum aus königsblauer Spitze gehüllt war.
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Zu diesem Zeitpunk hatten die beiden bereits drei Töchter: Amalia (2003), Alexia (2005) und Ariane (2007). Sie finden, dass sie eigentlich sehr gute Eltern haben. Das jedenfalls bescheinigte Alexia, die Mittlere, ihrer Mutter am Königstag im Jahr 2020: Trotz Stress und vieler Reisen sei die Mama oft zuhause: „Wir können viel gemeinsam unternehmen.“ An Energie fehle es ihrer Mutter sowieso nie.
UN-Sonderbotschafterin
Darüber staunen auch die Untertanen. Denn Maxima wäre nicht Maxima, wenn sie es dabei belassen würde, nur Mutter zu sein und das strahlende Aushängeschild an der Seite ihres Mannes: Seit 2009 ist sie UN-Sonderbotschafterin für finanzielle Inklusion und Entwicklung – ein Fulltimejob. Unermüdlich reist sie durch die Welt und verhandelt mit Staatschefs auf Augenhöhe, um armen Menschen den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen.
Dass ihre Popularitätswerte wieder steigen, dürfte deshalb nur eine Frage der Zeit gewesen sein: Anlässlich ihres 50. Geburtstages hat Maxima eines ihrer seltenen TV-Interviews gegeben und mehr als eine Stunde lang, so heißt es in der Programmvorschau, offenherzig über ihre Arbeit, das Leben und die Liebe gesprochen. Am Abend des 17. Mai wird es ausgestrahlt. Wetten, dass die Nation wieder gebannt vor dem Bildschirm sitzt?
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