Historischer Besuch in Schengen
Historischer Besuch in Schengen
von Marc Schoentgen
Am 26. Juni 1813 nahm das „Uniformierte Bürger- und Bürgersöhnekorps“ Aufstellung hinter dem Landtor der Stadt Weilburg und paradierte erstmals zu Ehren des Erbprinzen Wilhelm von Nassau-Weilburg und dessen Gemahlin Prinzessin Louise. Das gefiel der Fürstenfamilie im Schloss – und so wurde die Bürgergarde als Ehrengarde der Stadt „mit ausdrücklicher Genehmigung der Obrigkeit“ am 31. August 1813 zur dauerhaften Einrichtung erklärt.
Aus dem Nassauer Land
1866 wurde Nassau preußisch. Nach der Niederlage an der Seite Österreichs wurde das Gebiet von Preußen annektiert. Herzog Adolphe verlor sein Herzogtum und die Weilburger verloren ihren Landesvater. Noch im gleichen Jahr versuchte die Bürgergarde Beziehungen zum neuen Staatsoberhaupt zu knüpfen. So verbürgte das Königswort König Wilhelms von Preußen der Bürgergarde deren Fortbestehen „unter der bisherigen, vom nassauischen Fürstenhaus seinerzeit genehmigten Form“.
Seit 1890 residiert die Fürstenfamilie in Luxemburg. Herzog Adolphe von Nassau wurde aufgrund der Erbfolge des Nassauischen Erbvereins Großherzog von Luxemburg. Die Verbundenheit Weilburgs und der Bürgergarde zur Fürstenfamilie blieb über all die Jahre bestehen. Daher ist die Bürgergarde an allen Ereignissen der Fürstenfamilie in Weilburg beteiligt, so auch 1953 bei der Überführung von Großherzog Adolphe von Luxemburg in die Fürstengruft der Weilburger Schlosskirche.
Heute zählt die Garde über 270 Mitglieder aus allen Bereichen, darunter 140 aktive Gardisten. Geführt wird die Bürgergarde von ihrem Hauptmann, Jörg Schönwetter, der auf unbestimmte Zeit gewählt wurde und noch heute dem Hof in Luxemburg gemeldet wird. Zum Bataillon gehören acht Sektionen, die Artillerieabteilung und der Spielmannszug. Die Bürgergarde trägt die Uniform, die der der nassauischen Infanterie aus dieser Zeit angelehnt ist.
Keine Pickelhaube
Der Helm der Gardisten führt oft zu Verwechslungen. Wesentlichstes Unterscheidungsmerkmal gegenüber der preußischen Pickelhaube ist die Rundspitze. Diese, so die Überlieferung, entstammt entweder dem seinerzeit gebräuchlichen Artilleriehelm oder war Symbol gegen das aufkommende „Preußische“.
Wer schon einmal die Stadt Weilburg, die „Perle an der Lahn“ besucht hat, merkt, dass die Verbindungen nach Luxemburg und zur Großherzoglichen Familie gepflegt und gelebt werden. So richtet die Bürgergarde auch das älteste Fest im Nassauer Land, die 1569 erstmals erwähnte Weilburger Kirchweih, aus. Alljährlich am 17. November steht die Bürgergarde Ehrenwache an der geöffneten Fürstengruft in der Schlosskirche.
Auch die Mitglieder der Großherzoglichen Familie pflegen die Verbindungen nach Weilburg. So besuchten 1990 und 1997 Großherzog Jean und am 25. Februar 2012 Großherzog Henri die hessische Stadt. Am 31. August 2013, anlässlich der 200-Jahr-Feier der Bürgergarde, waren Erbgroßherzog Guillaume und Erbgroßherzogin Stéphanie zu Gast.
Premiere in Luxemburg
Am Samstag, den 28. Mai wird die Bürgergarde von Weilburg in Schengen eine besondere Aufgabe wahrnehmen: Die Ehrengarde wird auf Luxemburger Staatsgebiet Erbgroßherzog Guillaume gemeldet. Erstmals in der Geschichte der Bürgergarde führt ein Hauptmann besondere zeremonielle Abläufe – als besonderes Zeichen der Verbundenheit zur großherzoglichen Familie – außerhalb Weilburgs durch. So werden die Traditionsfahne an den neuen Fahnenträger übergeben und zahlreiche Ernennungen offiziell vollzogen.
„Wir freuen uns auf diesen besonderen Tag in unserer über 200-jährigen Geschichte und auf das Wiedersehen mit dem Erbgroßherzoglichen Paar und den Freunden in Schengen“, so Hauptmann Jörg Schönwetter.
Programm am 28. Mai
13 Uhr: Zeremonien der Bürgergarde mit zahlreichen Ernennungen.
14 Uhr: Offizieller Empfang des erbgroßherzoglichen Paars in Schengen. Weiterhin: Vortrag von Pierre Even „Die Luxemburger Dynastie im europäischen Kontext“ auf dem Moselschiff MS Princesse Marie-Astrid und Eröffnung der Foto-Wanderausstellung „Dynastie Luxemburg-Nassau“ von Marc Schoentgen im Kochhaus.
Weitere Infos: www.si-schengen.lu
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