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„Heute will man mit 60 noch jung sein“
Panorama 28.02.2017 Aus unserem online-Archiv
August Diehl im Gespräch

„Heute will man mit 60 noch jung sein“

Friedrich Engels (Stefan Konarske) und Karl Marx (August Diehl).
August Diehl im Gespräch

„Heute will man mit 60 noch jung sein“

Friedrich Engels (Stefan Konarske) und Karl Marx (August Diehl).
Foto: Neue Visionen
Panorama 28.02.2017 Aus unserem online-Archiv
August Diehl im Gespräch

„Heute will man mit 60 noch jung sein“

In seinem neuen Film schlüpft August Diehl, einer der meistbeschäftigten deutschen Schauspieler, in die Rolle des jungen Karl Marx. An diesem Dienstag ist er zur Premiere des Kinofilms im Broadway-Filmtheater in Trier zu Gast.

Interview: André Wesche

August Diehl, ein Film über Marx und Engels scheint auf den ersten Blick aus der Zeit gefallen. Was hat Sie an der Geschichte gefesselt?

Ich mochte das Drehbuch sehr. Es hatte, und das meine ich durchaus positiv, etwas Mainstreamartiges. Es ist ein Buddy-Movie, die Geschichte einer Freundschaft. Es ging nicht nur um Karl Marx, der mit seinen Gedanken die Welt retten will, sondern um junge Leute, die in der Emigration leben, politisch verfolgt werden und gleichzeitig eine Familie ernähren müssen. All diese Probleme haben sich im Drehbuch wie ein Puzzle zusammengefügt. Das fand ich sehr schön. Die Theorie kommt trotzdem nicht zu kurz. Die Geschichte auf eine Freundschaft im 19. Jahrhundert zu reduzieren, wäre auch ein bisschen komisch gewesen. Ich finde die Balance der Dinge sehr gelungen.

Warum waren Leute wie Marx und Engels schon in so jungen Jahren so wach und engagiert?

Man darf nicht vergessen, dass man zu jener Zeit mit 40 schon ein alter Mann war. Da hört man die Uhr ticken. Wenn man die Welt verändern will, dann geht das nicht morgen. Es muss jetzt passieren. Man hat nicht so viel Zeit. Wir werden heute viel älter, und das löst etwas aus. Man hat die Haltung, dass das eigentliche Leben erst übermorgen beginnt. Der andere große Unterschied war, dass man damals nie jung sein wollte. Jung zu sein war gleichbedeutend mit unwichtig sein und zu denen zu gehören, denen man nicht zuhört. Deshalb ließ man sich auch Bärte wachsen und kleidete sich entsprechend. Man hat sich positioniert und einfach angefangen, erwachsen zu sein. Heute will man mit 60 noch jung sein.

Viele Themen des Filmes sind heute wieder aktuell. Aber wo sind die Revolutionäre von heute?

Wir haben irgendwie alle geschluckt, dass das System, in dem wir leben, nicht mehr zu verändern ist. Marx hat gesagt, dass das eine Sache ist, die das Kapital uns glauben lassen will, die aber nicht stimmt. Alles unterliegt einem Veränderungsprozess. Aber wer soll es verändern? Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?


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