Herzogin Kate zu Gast in Luxemburg
Herzogin Kate zu Gast in Luxemburg
(dpa/ps) – Sie kommt. Kate, Herzogin von Cambridge, besucht Luxemburg. Ohne Ehemann William, ohne Kinder, aber im Auftrag der britischen Königin Elizabeth. Die royale Visite am Donnerstag (11. Mai) ist Teil der Feierlichkeiten zum 150. Jahrestag jenes Londoner Vertrages von 1867, ohne den es Luxemburg in seiner heutigen Form gar nicht mehr gäbe. Daher ist das Erinnerungsfest ein wichtiges Ereignis für das Großherzogtum, das zum ersten Mal groß gefeiert wird.
Ich glaube, das ist ein Datum, das unterschätzt wir.
„Ich glaube, das ist ein Datum, das unterschätzt wird“, sagt Marie-Paule Jungblut, Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Luxemburg. Vielen sei nicht klar, wie bedeutsam dieser Vertrag sei: Weil mit ihm die Unabhängigkeit des Staates bestätigt worden sei. „Wäre es zu keiner Einigung gekommen, wäre es zu einem preußisch-französischen Krieg gekommen. Und damit wäre auf jeden Fall die Unabhängigkeit flöten gegangen“, sagt sie.
Premierminister Xavier Bettel hat zu dem Gedenktag Vertreter aus neun Ländern eingeladen: Stargast ist Kate (35), die zum ersten Mal nach Luxemburg reist. Sie komme anlässlich des Jahrestages, aber auch, um die „kulturellen und historischen Verbindungen“ zwischen dem britschen Königreich und dem Großherzogtum zu würdigen, teilten Luxemburgs Regierung und der Kensington-Palast mit.
Kultur für Kate
Daher geht Kate in Luxemburg auch auf englische Spurensuche. Im Museum für zeitgenössische Kunst (Mudam) besucht sie eine Ausstellung der zwei britischen Künstler Tony Cragg und Darren Almond. Danach geht sie im radsportverrückten Luxemburg zu einer Veranstaltung, bei der Kinder Tour de France-Trikots entwerfen und Künstler Bilder großer Radfahrlegenden vorstellen: Vom Luxemburger Charly Gaul etwa oder vom unvergessenen Briten Tom Simpson.
Später ist die Herzogin bei den Hauptfeierlichkeiten zum Jahrestag der Unterzeichnung des Londoner Vertrages dabei: Im Festungsmuseum Dräi Eechelen (Drei Eicheln), in dem die Ausstellung „1867. Luxemburg - offene Stadt“ eröffnet wird. Darin wird die Geschichte rund um die Schleifung der einst machtvollen Festung Luxemburg erzählt. Aber auch die neue Dauerausstellung des Luxembourg City Museum wird die Herzogin besuchen.
Luxembourg for sale
Wie kam es zu dem Londoner Vertrag? Er war die Folge eines Konflikts: Zu dieser Zeit rückte Luxemburg mitsamt seiner Bundesfestung als Zankapfel zwischen die Interessen der europäischen Großmächte. Seit Ende des preußisch-österreichischen Kriegs von 1866 war die politische Zukunft des Großherzogtums ungewiss. Napoleon III. forderte als Gegenleistung für seine Neutralität im innerdeutschen Konflikt die Annexion Luxemburgs. Der preußische Kanzler Otto von Bismarck hatte an diesem Deal zu Beginn nichts auszusetzen („Luxemburg hat für uns keinen Wert“), sodass Napoleon III. und der damalige König Wilhelm III. sich auf ein Kaufgeschäft von 5 Millionen Gulden einigten. Done Deal!
Als jedoch der Vorsitzende des Deutschen Nationalvereins, Rudolf von Bennigsen, im Norddeutschen Parlament gegen diesen Kuhhandel interpellierte, ging ein Aufschrei durch die deutsche Öffentlichkeit. Bismarck nahm unter diesem Druck seine Einwilligung zurück. Unterdessen sorgte das Interesse des neutralen Belgiens am Großherzogtum ab April 1867 für zusätzliches Störfeuer. Die „Luxemburger Frage“ entwickelte sich zu einer gefährlichen machtpolitischen Situation. Um einen bevorstehenden europäischen Krieg zu vermeiden, wurde auf russische Initiative hin eine Konferenz in London einberufen. Der Vertrag vom 11. Mai 1867 deeskalierte (vorerst) den Konflikt und bekräftigte die Unabhängigkeit Luxemburgs. Das Abkommen garantierte die Rechte des Hauses Oranien-Nassau in Luxemburg, schrieb den Neutralitätsstatus fest und veranlasste den Abzug der preußischen Garnison sowie die Schleifung der Festung.
Jungblut ist der Ansicht, dass es vor 150 Jahren vor allem Russland war, das die zögernden Briten dazu brachte, einer kollektiven Neutralitätsgarantie für Luxemburg zuzustimmen. „Meine These ist, dass man es Russland zu verdanken hat“, sagt sie. Die Russen wollten einen preußisch-französischen Krieg verhindern, indem man „den Kriegsgegenstand“ - also Luxemburg - neutralisiert. „England war gar nicht so versessen darauf, den Luxemburgern Unabhängigkeit zu garantieren“, meint sie. Aber das ist eine andere, lange Geschichte.
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