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Günther Maria Halmer: „Es gibt nicht so viele Rollen für 80-Jährige“
Panorama 6 6 Min. 26.05.2023
„Mein Vater, der Esel und ich“

Günther Maria Halmer: „Es gibt nicht so viele Rollen für 80-Jährige“

Szene aus „Mein Vater, der Esel und ich“: Hartmut „Bonanza“ Zeller (Günther Maria Halmer) freut sich über die tierische Gesellschaft.
„Mein Vater, der Esel und ich“

Günther Maria Halmer: „Es gibt nicht so viele Rollen für 80-Jährige“

Szene aus „Mein Vater, der Esel und ich“: Hartmut „Bonanza“ Zeller (Günther Maria Halmer) freut sich über die tierische Gesellschaft.
Foto: ARD Degeto/Kerstin Stelter
Panorama 6 6 Min. 26.05.2023
„Mein Vater, der Esel und ich“

Günther Maria Halmer: „Es gibt nicht so viele Rollen für 80-Jährige“

Schauspieler Günther Maria Halmer spricht im Interview über die Rollenschublade als zorniger alter Mann und warum sein neuer Film eine Reminiszenz an die legendären „Münchner Geschichten“ ist.

Von Cornelia Wystrichowski  

Seine Rolle als schlitzohriger Lebenskünstler Tscharlie in Helmut Dietls Kultserie „Münchner Geschichten“ machte ihn zum Star: Seitdem ist Günther Maria Halmer, der unlängst 80 Jahre alt wurde, eine feste Größe im Fernsehen. In seinem neuen Film „Mein Vater, der Esel und ich“ - zu sehen am Freitag, dem 26. Mai, in der ARD - verkörpert der Schauspieler einen Ex-Rockstar, der auf der Flucht vor der Gerichtsvollzieherin auf dem Bauernhof seiner Tochter Zuflucht sucht – doch die will vom Vater, der sie stets vernachlässigt hat, zunächst nichts wissen. 

Günther Maria Halmer, Anfang des Jahres sind Sie 80 Jahre alt geworden, aber Sie haben sich rar gemacht und so gut wie keine Interviews gegeben ...

Ich lasse mich nicht gerne feiern und stehe generell ungern im Mittelpunkt. Deswegen lebe ich ja auch nicht in der Stadt, sondern auf dem Land, ganz unprätentiös, mit einem kleinen Obstgarten. Ich mag die roten Teppiche eigentlich gar nicht. Ich mache nur PR, damit ein Film die Zuschauer bekommt, die er verdient, das ist der einzige Grund.  

War der runde Geburtstag für Sie ein Anlass, für sich persönlich eine Lebensbilanz zu ziehen?

Wissen Sie: Ich habe ja meine Biografie geschrieben vor ein paar Jahren, da steckt mein ganzer Lebenslauf drin, das war für mich wichtig. Ich fand es toll, an meine Kindheit und Jugend zurückzudenken und den Weg zu verfolgen, der mich zu dem geführt hat, der ich bin. Durch das Schreiben dieses Buchs bin ich mit mir im Reinen. Ansonsten: Wenn man keine Zipperlein hat, ist es eigentlich eine schöne runde Sache 80 zu werden – mit seiner Familie, mit seinen Kindern. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich weiterhin viel drehe, dass mir das Leben solche Möglichkeiten gibt, dass auch meine Gesundheit das hergibt.

Wie halten Sie sich fit?

Was man halt so tut im Alter. Kein Yoga, das halten meine Bänder nicht aus. Ich gehe ins Fitnesscenter, mache dort meine Übungen, so dreimal in der Woche – aber nicht übertrieben, das ist nicht meine Art. Und dann gehe ich mit meiner Frau sehr häufig spazieren, jeden Tag vielleicht so 6.000, 7.000 Schritte. Ansonsten versuche ich, nicht fett zu werden und wenig Alkohol zu trinken.

Mir hat gefallen, dass ich nicht so einen zornigen alten Mann spielen muss, sondern einen Kindskopf.

Wollen Sie auch mit 80 Jahren noch unvermindert vor der Kamera stehen?

Es ist natürlich eine Frage des Angebots, Sie kennen ja das deutsche Fernsehen, da gibt es ja nicht so viele Rollen für 80-Jährige. Aber ich bin zufrieden. Letztes Jahr habe ich drei Filme gemacht, darunter die Komödie „Weißt du noch?“ mit Senta Berger, wir spielen ein Ehepaar, das sich immer kabbelt, und „Enkel für Fortgeschrittene“ mit Maren Kroymann und Heiner Lauterbach. Beide Filme kommen im September ins Kino. Dieses Jahr drehe ich auch mehrere Filme, bin dafür jeweils mehrere Wochen in Berlin und in Frankfurt. Also ich kann im Grunde nicht klagen.

In „Mein Vater, der Esel und ich“ spielen Sie den Altrocker Bonanza, der nach Jahren der Funkstille plötzlich bei seiner Tochter vor der Tür steht, als er pleite ist. Als sein Auto dann auch noch weg ist, muss er zwischendurch sogar auf einem Esel reiten …

Ich fand das Drehbuch sehr originell, mal nicht so langweilig deutsch, die Handlung ist nicht so vorhersehbar. Und wenn man wie ich mal im Film einen grantigen alten Herrn gespielt hat, wird man immer wieder für dieses Fach besetzt. Das ist in diesem Film anders, und das hat mir an der Rolle gefallen, dass ich nicht so einen zornigen alten Mann spielen muss, sondern einen Kindskopf, der immer noch glaubt, dass er mit seinen Liedern eine große Karriere machen kann. Und dass ich in meinem Alter noch Sachen machen darf wie auf einem Esel zu reiten, das fand ich witzig. Es ist übrigens gar nicht so ohne, auf einem wackligen Esel ohne Sattel zu reiten, da muss man die Beine sehr breit machen.

In der Kultserie „Münchner Geschichten“ gibt es eine legendäre Szene, in der Sie als Lebenskünstler Tscharlie auf einem Pferd durchs Siegestor reiten. Ist der Ritt auf dem Esel ein augenzwinkerndes Zitat? 

Vielleicht war es ja eine kleine Reminiszenz an meinen 80. Geburtstag, auch wenn der nun schon ein paar Monate her ist. Ich habe mich bei den Dreharbeiten jedenfalls mehrmals an den Tscharlie erinnert gefühlt. Die Figur in diesem Film heißt zwar Bonanza, aber dieses Grundmotiv, dass auch der 80-Jährige immer noch davon träumt, Karriere zu machen, ist doch dasselbe wie damals bei Tscharlie in den „Münchner Geschichten“ von 1974.

Wenn ich sterbe, möchte ich vorher diese Weltkugel gesehen haben.

Werden Sie heute noch oft auf ihre berühmte Rolle in der populären Serie von Helmut Dietl angesprochen?

Ja, ich bin selber immer wieder überrascht! Erst kürzlich hat mich ein Polizist, der bestimmt nicht älter als 35 war, mit den Worten angesprochen: „Hallo, Tscharlie!“ Ich bin oft ein bisschen verwundert, dass Menschen den so mochten. Und was mich natürlich besonders freut, ist die Tatsache, dass man mich immer noch erkennt, dass ich mich im Alter nicht zu sehr verändert habe.

In Ihrem neuen Film geht es ums Thema Eltern und Kinder – Bonanza war kein sonderlich guter Vater. Sie haben selbst zwei inzwischen erwachsene Söhne. Was für ein Vater waren Sie?

Ich war mit Sicherheit kein allzu strenger Vater. Ich hatte nicht den Ehrgeiz, dass meine Söhne etwas werden sollten, was ich will, sondern mir war es wichtig, dass sie aus sich heraus ihren Berufswunsch entwickeln. Ich habe sie viel auf Reisen mitgenommen, wir waren in Indien, in Australien. Es war mir wichtig, dass sie erfahren, dass die Welt groß ist und dass man sie auch bereisen kann. Meine Frau hatte natürlich die viel schwerere Aufgabe, sie hat die Kinder ja tagtäglich begleitet bei den Schulaufgaben und so weiter. Ich selber bin ja häufig monatelang weg gewesen, zum Beispiel, als ich 1986 für das Historiendrama „Peter der Große“ neun Monate lang in Russland gedreht habe.

Bereisen Sie nach wie vor gerne die Welt?


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Schon als Kind habe ich mir gedacht: Wenn ich sterbe, möchte ich vorher diese Weltkugel gesehen haben. Ich habe jetzt zwar schon einen großen Teil gesehen, bin sicherlich schon zweimal um den Globus gekommen. Aber meine Neugier habe ich mir bis heute bewahrt. Ich war mit meiner Frau auch schon in Alaska, und gerade waren wir für ein paar Tage in Island. Da muss man sich zwar dicke Pullis einpacken, aber eher raue Reiseziele finde ich spannender als irgendwelche Reisen zu klassischen Urlaubszielen in den Süden.


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