Gericht stoppt Auktion von Auschwitz-Tätowierset
Gericht stoppt Auktion von Auschwitz-Tätowierset
Ein Gericht in Israel hat eine Auktion aussetzen lassen, bei der ein Satz Tätowierstempel aus dem Konzentrationslager Auschwitz verkauft werden sollte. Die Stempel sollen nach Angaben des Verkäufers dazu gedient haben, Häftlingen des Vernichtungslagers eine Nummer auf den Arm zu tätowieren. Als das Gericht die Auktion am Mittwoch stoppen ließ, standen die Gebote für die acht etwa Fingernagel-großen Zahlenstempel bei 3.400 Dollar, so die israelische Zeitung Haaretz.
Holocaust-Überlebende hatten die Auktion angezeigt, das Bezirksgericht von Tel Aviv hatte daraufhin verfügt, dass sie bis zum 16. November unterbrochen werden muss. An diesem Tag soll eine Anhörung stattfinden und darüber entschieden werden, ob die Gegenstände weiter verkauft werden dürfen. Allerdings gibt es in Israel kein Gesetz gegen Privatverkäufe von Gegenständen, die mit dem Holocaust in Verbindung stehen. Das Gericht nannte keine Rechtsgrundlage für seine Entscheidung.
Dani Dayan, der Vorsitzende der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, nannte die Auktion „moralisch inakzeptabel“. Pawel Sawicki, Sprecher der Auschwitz-Gedenkstätte in Polen sagte gegenüber Haaretz, Gegenstände wie die Stempel gehörten in entsprechende Museen oder Gedenkstätten. Der Auktionator hält dem entgegen, er sei selbst Enkel von Holocaust-Überlebenden, die tätowiert wurden. Er habe „dutzende Anrufe“ von Menschen erhalten, die die Stempel nach gewonnener Auktion an ein Museum spenden wollten.
Im Vernichtungslager Auschwitz, das die Nazis von 1940 bis 1945 betrieben, starben mehr als 1,1 Millionen Menschen, geschätzt 960.000 davon waren Juden. Bei ihrer Ankunft wurde ihnen eine Nummer zugeordnet. Das Lager in Auschwitz war das einzige, das diese Nummer auf den Arm der Insassen tätowierte. Dabei kamen nach Auskunft des US Holocaust Memorial Museum in Washington entweder herkömmliche Tätowiermaschinen oder spezielle Stempel wie die in der Auktion zum Einsatz, die auswechselbare Zahlen aus etwa ein Zentimeter langen, breiten Nadeln enthielten. Diese Vorgehensweise offenbart die Brutalität des Holocaust: Die Stempel wurden den Lagerinsassen auf dem linken Unterarm unter die Haut getrieben, anschließend wurde Tinte in die Wunde gerieben.
Foto: Memorial Ceremony at the Raoul Wallenberg square in Stockholm with Holocaust survivors. 27 January 2013. / Frankie Fouganthin / CC BY-SA 3.0
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