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Eine Legende der Lüfte
Panorama 18 2 6 Min. 03.04.2015 Aus unserem online-Archiv
Breitling DC-3 in Luxemburg

Eine Legende der Lüfte

Breitling DC-3 in Luxemburg

Eine Legende der Lüfte

Foto: SCFA
Panorama 18 2 6 Min. 03.04.2015 Aus unserem online-Archiv
Breitling DC-3 in Luxemburg

Eine Legende der Lüfte

Im April 1945 kehrte Großherzogin Charlotte an Bord einer DC-3 aus dem Exil in die Heimat zurück. In Erinnerung an diesen historischen Flug kommt eine der schönsten DC-3-Maschinen nach Luxemburg: die „Breitling DC-3”.

Die Douglas DC-3 ist eine Ikone der Luftfahrt. Im April 1945 kehrte Großherzogin Charlotte an Bord einer solchen Maschine aus dem Exil in die Heimat zurück. In Erinnerung an diesen Flug besucht eine der schönsten DC-3-Maschinen Luxemburg am 2. und 3. Mai: die „Breitling DC-3”.


Von Roland Arens

Man könnte Francisco Agullo einen Haudegen nennen. Aber so ganz passt sein junges Alter nicht ins Bild. Mit gerade mal 46 Jahren hat der Schweizer über 12000 Flugstunden und 7000 Starts und Landungen hinter sich. Er flog im afrikanischen Busch, in der Pampa Boliviens, in der Westsahara und im Norden Kanadas; er saß als Berufspilot am Steuer von so unterschiedlichen Flugzeugmustern wie der Fokker F-27, der Pilatus Porter oder den Boeing 737, 757 und 767 bis hin zum Geschäftsreisejet Bombardier Global 6000, den er heute berufsmäßig fliegt.

Samstag, 14. April 1945: Nach dem Rückflug aus London an Bord einer C-53D (eine militärische Version der DC-3) der US Army Air Forces besteigt Großherzogin Charlotte den offenen Wagen, der sie in die Hauptstadt bringt.
Samstag, 14. April 1945: Nach dem Rückflug aus London an Bord einer C-53D (eine militärische Version der DC-3) der US Army Air Forces besteigt Großherzogin Charlotte den offenen Wagen, der sie in die Hauptstadt bringt.
Foto: LW-Archiv

Doch Agullo ist nicht nur Berufs- und Freizeitpilot. Er ist auch Miteigner eines der schönsten Flugzeugoldtimers der Welt, der über Fachkreise hinaus bekannten „Breitling DC-3”, die am 2. und 3. Mai nach Luxemburg kommt. Anlass für diesen Erinnerungsflug ist der 70. Jahrestag der Rückkehr von Großherzogin Charlotte aus dem Exil am 14. April 1945.

An jenem Samstag um 16.30 Uhr landete eine amerikanische C-53D, eine der vielen militärischen Varianten der DC-3, aus London kommend auf dem Findel, der damals nicht viel mehr war als ein militärischer Feldflugplatz. In allen Rückblicken auf die Kriegsereignisse ist das Foto enthalten, auf dem der damalige Staatsminister Pierre Dupong der Großherzogin beim Aussteigen aus der Maschine die Hand reicht.

Francisco Agullo wird die HB-IRJ als Chefpilot nach Luxemburg fliegen. Betreiber des Flugzeugs ist die „Super Constellation Flyers Association”, die am Flughafen Basel-Mulhouse stationiert und einem weiteren Luftfahrtoldie gewidmet ist, einer Lockkeed L-1049 Super Constellation.

Agullo, einer der Mitbegründer der SCFA, suchte für die Vereinigung eine historische Maschine, die Passagiere in Europa befördern konnte. Die DC-3, die eine Zulassung für Linienflüge hat und auf kürzeren Strecken landen kann als die viermotorige „Super Connie”, war da erste Wahl. Gebaut wurde die HB-IRJ 1940 und ist heute eines der letzten noch in Betrieb befindlichen Flugzeuge dieses Typs. Nur zwei „Dakotas”, so die geläufige Bezeichnung des Flugzeugs, sind in Europa für Flüge mit Passagieren zugelassen.

„Die HB-IRJ hat eine unglaubliche Geschichte”, sagt Francisco Agullo. „Sie wurde an American Airlines ausgeliefert und hat während ihrer ganzen Karriere Passagiere transportiert”, also auch während des Zweiten Weltkriegs. Dennoch ist die Maschine keine umgerüstete militärische C-47, sondern eine „echte” DC-3 – die einzige ihrer Art in Europa, wie Agullo nicht ohne Stolz erklärt.

Zum Vergleich: Die C-53D, die Großherzogin Charlotte im April 1945 von London nach Luxemburg zurück brachte, wurde im April 1943 an die US Army Air Forces ausgeliefert. Diese Maschine (Seriennummer 42-68754) wurde zunächst der zwölften US Air Force in Nordafrika, und am 4. April 1944 der neunten US Air Force in Großbritannien zugeteilt. Nach dem Krieg wurde sie in Deutschland eingelagert, und kam ab Mai 1949 bei der italienischen Luftwaffe zum Einsatz. Vermutlich Ende der 1980er Jahre wurde das Flugzeug in Rom verschrottet.

Trotz 74 000 Flugstunden wie frisch aus dem Werk

Dieses Schicksal blieb der HB-IRJ erspart. Sie hat inzwischen 74 000 Flugstunden auf dem Buckel und sieht dennoch so frisch aus, als wäre sie aus der „Belle Epoque” der Luftfahrt in den 1930er Jahren direkt ins 21. Jahrhundert katapultiert worden. Einen großen Auftritt hatte sie 2014 mit der Teilnahme an den 70-Jahr-Feiern zur Landung in der Normandie (Video der Nachrichtenbeitrags von France 2 auf der Webseite www.flydc3.net). Um ihre DC-3 flugfähig zu erhalten, betreibt die Vereinigung von Francisco Agullo einen erheblichen Aufwand. Seit 2009 gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Luxusuhrenhersteller Breitling, dessen Schriftzug im Retro-Look auf dem weißen Rumpf leuchtet.

Durchgeführt werden die Arbeiten von spezialisierten Mechanikern aus den USA und einer Vielzahl von Freiwilligen in der Vereinigung. Selbstverständlich wird das Flugzeug und die Wartung von den Schweizer Behörden geprüft und zertifiziert. „Eine der größten Herausforderungen bei historischen Flugzeugen ist es, Ersatzteile zu finden und die Techniker mit einer tiefen Kenntnis der Maschine”, so Agullo, der sich die Flugzeit mit mehreren Pilotenkollegen teilt.

Die Fliegerleidenschaft hat der Schweizer in frühester Kindheit entdeckt, als er mit neun Jahren auf seinem ersten Flug in der Kanzel einer Caravelle mitfliegen durfte. Mit 16 machte er seinen ersten Flugschein, machte eine Ausbildung zum Ingenieur und stieg später zum Kapitän, Fluglehrer und Examinator auf. Fliegen zu lernen sei für ihn wie eine zweite Geburt gewesen, sagte er einmal in einem Interview. Im Lauf seiner Karriere flog er 45 verschiedene Flugzeugtypen, davon allein 18 Jahre lang auf Boeing 757 und 767. 2010 umrundete er sogar in einem Ultraleichtflugzeug die Welt.

Fliegen lernen ist wie eine zweite Geburt

Neben Beruf und Familie widmet Francisco Agullo seine freie Zeit historischen Flugzeugen. Und auch wenn jeder Flug einzigartig sei, so hat er doch besonder Erlebnisse mit der HB-IRJ, wie etwa die Überführung der Maschine aus den USA nach Europa. Für die Route von Miami nach Genf benötigten Agullo und seine Pilotenkollegen damals insgesamt 47 Flugstunden und 17 Zwischenlandungen bei „nicht immer einfachen Bedingungen”, wie etwa über Grönland. 

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Wenn man den Schweizer fragt, welche seiner historischen Flugzeuge er am liebsten fliegt, dann fällt ihm eine Aussage schwer. „Das ist wie die Wahl zwischen zwei Kindern. Die Super Connie ist pure Eleganz, sie ist der Star bei den Flugshows. Aber die DC-3 ist das bedeutendste Flugzeug der Luftfahrtgeschichte.” Für Piloten sei es ein Privileg, Flugzeuge wie die DC-3 zu fliegen. „Der Mensch steht hier im Mittelpunkt. Es gibt keine Bordcomputer, man fliegt sozusagen mit dem Hosenboden.”

Wenn Passagiere mit einem Lächeln aussteigen

Fliegerisches Geschick ist in der Tat erfordert auf der DC-3, vor allem bei der Landung. Das Flugzeug sei sehr empfindlich für Seitenwind, sagt Agullo. Aufgrund der Auslegung mit einem Spornrad und der großen Spannweite habe sie eine natürliche Tendenz, sich in den Wind zu drehen, ganz wie ein Windrad. „Man sagt, dass eine Landung mit der DC-3 erst dann abgeschlossen ist, wenn die Motoren abgestellt sind.”

Die Faszination, die Oldtimer der Lüfte wie die Breitling DC-3 auf Piloten und Publikum ausüben, ist ungebrochen. Zwar sieht man die Maschinen hie und da in Museen, sie aber im Flug zu beobachten, ist für viele Menschen immer noch etwas ganz besonderes.

„Die Glamour-Zeit der Luftfahrt ist vorbei”, erklärt Francisco Agullo, „wir leben im Zeitalter der Billigflüge. Mit der DC-3 lassen wir die glorreiche Zeit der Luftfahrt wieder auferstehen. Es macht immer wieder Freude zu sehen, wie die Passagiere nach jedem Flug mit einem freudigen Lächeln aussteigen.”

Mehr zum Thema im Web:

Die Webseite der Breitling DC-3: www.flydc3.net

Webseite der Super Connie Flyers Association: http://superconstellation.ch/


Buchtipp:

Francesco Agullo, Pilot und Miteigentümer der Breitling DC-3, hat ein Buch geschrieben über die einmalige Maschine. "Douglas DC-3 - Backstage" verspricht einen Blick hinter die Kulissen des Flugzeugs und ihrer Betreiber. Der Fotoband soll im Juni 2015 erscheinen.



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In seinem Buch beschreibt Francisco Agullo nicht nur die Geschichte der Breitling-Maschine HB-IRJ, sondern auch auf andere Dakotas.
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Panthera
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Der Entwurf der DC-3 geht auf die Mitte der 1930-er Jahre zurück. Der Erstflug fand am 23. Dezember 1941 statt, die erste Vorversion flog sogar schon am 17. Dezember 1935.
Samstag, 14. April 1945: Nach dem Rückflug aus London an Bord einer C-53D (DC-3) der US Army Air Forces besteigt Großherzogin Charlotte den offenen Wagen, der sie in die Hauptstadt bringt.
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