„Eine aufregende Zeit“
„Eine aufregende Zeit“
von Birgit Pfaus-Ravida
Es war eine Anzeige des Luxemburger Tourismus-Büros, die Klaus A. Heller kürzlich in seiner Karlsruher Tageszeitung entdeckte und ihn in Zeiten versetzte, als er im Großherzogtum lebte und arbeitete. „Da kamen viele schöne Erinnerungen zurück“, erinnert sich der Mann, der als Charly 1963 bei Radio Luxemburg bekannt wurde.
Mit gerade einmal 21 Jahren wurde er „Speaker“ beim deutschen Programm, den „fröhlichen Wellen“. „Es wurden drei aufregende Jahre, mit Höhen und Tiefen – und sie endeten 1966 plötzlich und mit einem Knall“, berichtet Klaus A. Heller. Denn weil er einige Male zu spät zur Frühsendung kam, endete seine Laufbahn bei Radio Luxemburg.
Vom Zeichenbrett ans Mikrofon
In Frankfurt geboren, sammelte Klaus Heller schon früh Bühnenerfahrung, moderierte unter anderem Veranstaltungen. Nach der Schule absolvierte er auch eine Ausbildung zum Farben- und Fotolithograf, begann 1963 als Grafiker in einer Werbe- und Grafik-Agentur. Doch die Schauspielerei, das Sprechen vor Publikum, ließen ihn nicht los. Beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt klopfte er an, aber der öffentlich-rechtliche Sender stellte damals nur Moderatoren mit Schauspiel- und Sprecherausbildung ein.
Ein Musikredakteur wusste Rat. „Radio Luxemburg sucht junge, talentierte, ehrgeizige Leute!“, verriet er dem damals 21-Jährigen. Bei einem der Vermarkter des Senders in Frankfurt machte er kurz darauf Probeaufnahmen. Der aus Luxemburg angereiste Programmdirektor Claude Fischer engagierte den jungen Mann „vom Fleck weg“ – und am 29. Februar 1963 begann Hellers „zweites Leben“ als Radiomoderator. Chefsprecher Camillo Felgen inspirierte Klaus dazu, sich einen anderen Namen als Sprecher zu suchen – Charly war geboren.
„Es begann für mich eine aufregende Zeit: Radiomachen von der Pike auf lernen, beginnend mit dem Erstellen von Programmfahrplänen und dem Aussuchen und Abhören von Schallplatten“, so Klaus A. Heller. Er interviewte Mitglieder der Supremes, Curd Jürgens und andere Größen des Showbusiness – und er war auf Sendung, als das Attentat auf US-Präsident Kennedy verübt wurde.
Klaus A. Heller erinnert sich auch noch an seinen allerersten Luxemburger Fanbrief, er kam aus Esch/Alzette von einer „Kannerschwester“. „Wir trafen uns auch ein oder zwei Mal, ganz züchtig wie man so sagte. Gefunkt hat es nicht, so verloren wir uns aus den Augen“, sagt er lachend. An seine Zeit in Luxemburg erinnert sich Klaus Heller immer wieder gerne. „Das Essen war toll, ich liebte die ,Schueberfouer’, auch meine Eltern kamen gerne zu Besuch und genossen das. Und bei der Echternacher Springprozession war ich ebenfalls begeistert dabei.“
Hauptsendungen für „Charly“ waren neben dem „Fröhlichen Wecker“ (6 bis 8 Uhr) die Duett-Sendung „Tag Schatz – Tag Spatz!“ mit Helga Guitton. Und nicht zu vergessen die „Hörergrußlotterie“. Die gemeinsame Sendung „Autofahrer unterwegs“ (Montag bis Freitag, 14 bis 15 Uhr) war aus einer Freundschaft von Charly und seinem Fahrlehrer Ferdy entstanden – mit Reisetipps und vielem mehr.
Bei Radio Luxemburg gab es in dieser Zeit außerdem das hessisch „babbelnde Karlchen“, das immer in die Sendungen platzte und mit seinen Lebensweisheiten aufwartete. „Das war ich“, erzählt Heller schmunzelnd. „Die Kollegen hatten sich darüber amüsiert, dass ich immer ins Hessische verfiel, wenn ich mich ärgerte. Und daraus wurde Karlchen.“
„Die Funkkantine“ (Montag bis Samstag, 12 bis 14 Uhr), Vorläufersendung von „RTL 12 Uhr mittags“, wurde damals stets von Moderatoren-Paaren gestaltet: Frank Elstner und Dieter Weidenfeld einerseits, Charly und Dieter Thomas Heck andererseits. „Wir hatten viel Spaß bei den Sendungen, waren gut aufeinander eingespielt.“
Berühmt wie einige der Kollegen sei er nach seinem Aus bei Radio Luxemburg nicht geworden. „Aber ich habe eben einen anderen erfolgreichen Weg eingeschlagen, war viele Jahre Werbetexter und habe nebenher immer wieder Radiosendungen moderiert“, sagt Heller, der heute seinen 75. Geburtstag feiert. Vor genau zehn Jahren war sein letzter Arbeitstag.
Besuch in Luxemburg
Heute lebt Klaus A. Heller mit seiner Frau in Karlsruhe. In Luxemburg war er zuletzt vor zehn Jahren, zu den Feierlichkeiten rund um „50 Jahre RTL Radio Luxemburg“. „Es war so vieles anders in der Stadt! In Kirchberg habe ich mich gar nicht mehr zurechtgefunden, so viele neue Gebäude“, erinnert sich der ehemalige Moderator. „Auch die Place d'Armes habe ich natürlich besucht und meiner Frau gezeigt. Leider gab es eine unserer früheren Stammkneipen nicht mehr – das ,Commerce‘, in dem die Rechnung auf die weißen Papiertischdecken geschrieben wurde.“
Das Treffen mit den alten Kollegen sei aber wunderschön gewesen. Dann wird Charly nachdenklich. „Das Medium Radio hat sich verändert. Moderatoren haben kaum noch Gestaltungsmöglichkeiten und Zeit, sich zu präsentieren. Dass es Charakterköpfe und Berühmtheiten gibt wie früher, erlebt man heute im sogenannten Formatradio eigentlich nicht mehr.“
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