Ein Leben nach "Wetten, dass..?"
Ein Leben nach "Wetten, dass..?"
von Cornelia Wystrichowski
Millionen Zuschauer sahen den schrecklichen Moment, als Samuel Koch in der Fernsehshow "Wetten, dass..?" bei einem Salto stürzte und sich schwer verletzte. Seit diesem Tag – dem 4. Dezember 2010 – ist der Schauspieler vom Hals abwärts querschnittsgelähmt. Wie meistert Samuel Koch seit diesem Schicksalsschlag sein Leben? Die Antwort liefert Doro Plutte: Die Fernsehjournalistin durfte ihn vier Jahre lang mit der Kamera begleiten. In ihrem Porträt "Vorwärts ins Leben" – zu sehen heute um 22.15 Uhr im ZDF – spricht der 30-Jährige offen über seinen Alltag.
Liebe vor und hinter der Kamera
Zu Beginn der Dreharbeiten im August 2014 hat Koch gerade seine Ausbildung als Schauspieler beendet und tritt sein erstes Engagement am Staatstheater Darmstadt an. Bei Dreharbeiten zur Telenovela "Sturm der Liebe" lernt er Sarah Elena Timpe kennen, die beiden heiraten 2016. Auf den Hochzeitstanz mit seiner Braut muss Koch nicht verzichten: Die Kamera zeigt ihn beim Training für den großen Tag, wenn er sich in einem Gestell hängend wie schwerelos zur Musik dreht. Für Sarah Elena Timpe war es gewöhnungsbedürftig, dass die beiden selten allein sind, denn Koch benötigt rund um die Uhr Helfer. Schockiert war die junge Frau über die negativen Kommentare in den sozialen Medien, in denen ihr unterstellt wurde, sie sei nur mit dem früheren Geräteturner zusammen, um bekannt zu werden.
Der Zuschauer begleitet Samuel Koch auch in schwierigen Momenten und bekommt zumindest eine leise Ahnung davon, was es heißt, an allen vier Gliedmaßen gelähmt zu sein. Im Sommer 2017 etwa muss er wegen einer Brandwunde ins Krankenhaus – die Sonne hatte ihm die Haut verbrannt, ohne dass er es bemerkte. Wenn Ärzte mit dem Skalpell in sein Fleisch eindringen, spürt er höchstens mal ein Kribbeln.
Ende aller Träume
Am Anfang sei er jedes Mal erschrocken, wenn er an sich hinabgeschaut habe, sagt Samuel Koch zu Beginn. "Alles, worüber ich mal definiert wurde, – der Turner, der mit dem Bademantelkörper, alle Zukunftspläne, alle Ideen und Wünsche – war kaputt." Seitdem denke er darüber nach, was den Wert eines Menschen ausmache. Den ganzen "Unfall-Rollstuhl-Kladderadatsch", wie er es nennt, könne er zwar immer noch nicht begreifen, aber Gott werde sich etwas dabei gedacht haben.
Koch hat mittlerweile zwei Bücher über sein Leben geschrieben, er unterstützt soziale Projekte, trifft sich mit anderen Behinderten, trainiert jeden Tag mit Spezialgeräten und ist 100 Tage im Jahr auf Reisen. Koch will Berührungsängste abbauen, andere Gehandicapte ermutigen und mit seiner Tätigkeit als Schauspieler zeigen, wie man Behinderte bei der Arbeit integrieren kann.
