Dragqueens statt Models
Dragqueens statt Models
Normalerweise castet sie als strenge Model-Mama gut aussehende junge Mädchen, doch jetzt geht Heidi Klum neue Wege: In ihrer Show „Queen of Drags“, die am 14. November um 20.15 Uhr auf ProSieben Premiere feiert, sucht sie gemeinsam mit Conchita Wurst und ihrem Schwager, dem Musiker Bill Kaulitz, die glamouröseste Dragqueen im deutschsprachigen Raum. Die sechs Folgen laufen zur besten Sendezeit und soll den Diven mit dem hohen Blingbling-Faktor eine Bühne geben: Dragqueens sind Männer, die als weibliche Kunstfiguren auftreten – dabei stellen sie tradierte Vorstellungen davon, was feminin und was maskulin ist, auf den Kopf.
Vor allem in der queeren Szene hagelte es im Vorfeld heftige Kritik: Manche äußerten die Sorge, dass die Kandidaten einfach nur der Belustigung dienen, zudem sei Heidi Klum als „heteronormative weiße Frau“ ungeeignet, das Gesicht der Show zu sein. Doch die geschäftstüchtige Moderatorin, die selbst bekanntlich eine Meisterin der Selbstinszenierung ist, betont: „Ich liebe und bewundere die Drag-Kunst seit Jahren.“ Auch die beiden Männer aus der Jury, die ebenfalls von Angehörigen der Drag-Szene als ungeeignet für das Format angesehen werden, weisen jegliche Kritik an Modelmutter Heidi zurück.
La Toya Jackson und Olivia Jones
Für die Show ziehen zehn Künstler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in eine Villa in Los Angeles und stellen in jeder Woche eine Varietéshow auf die Beine. Wer das jeweilige Motto am besten umsetzt, die Jury mit Glitzeroutfit, Make-up und Inszenierung begeistert, ist eine Runde weiter. Dabei verstärken Stargäste wie La Toya Jackson die Jury – in der ersten Folge ist es hingegen Olivia Jones, Deutschlands bekannteste Drag-Künstlerin. Die schillernde Kiezgröße betont: „Drag ist Kunst, unterhaltsam, provokant und immer auch ein politisches Statement für Toleranz, Vielfalt und Respekt.“
Das Thema ist spätestens mit dem Eurovision Song Contest 2014 in die Öffentlichkeit gerückt: Damals gewann Conchita Wurst als Diva mit Paillettenkleid und Vollbart den Wettbewerb. „Drag ist eine sehr vielfältige Ausdrucksform und die Künstler dahinter haben Tiefgang und viel mehr zu bieten, als nur schillernde Kleidung, Perücken und Make-up“, sagt Conchita Wurst.
Auf der Internetseite von ProSieben konnte das Publikum schon im Vorfeld seine Lieblinge unter den zehn Teilnehmern der Show küren. Dabei setzte sich ganz schnell die Berlinerin Katy Bähm in Führung, die zu Deutschlands bekanntesten Dragqueens gehört und viele Follower bei Instagram hat – aber keinen Rückhalt bei ihren Liebsten. „Meine Familie ist nicht happy darüber“, klagt die 27-Jährige. Eine weitere Favoritin ist die Österreicherin Samantha Gold, die in Hamburg im Club von Olivia Jones arbeitet.
Keine Transsexuellen
Viele der Teilnehmer weisen darauf hin, dass die Drag-Kunst häufig missverstanden und mit Transsexualität gleichgesetzt werde. Hayden Kryze aus Bern stellt klar: „Drag zu sein hat nichts damit zu tun, eine Frau sein zu wollen“, das Ganze hänge nicht prinzipiell mit sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität zusammen: „Es ist ein kunterbuntes Spiel.“
