Wählen Sie Ihre Nachrichten​

Der berüchtigte „Rock“ - vor 60 Jahren machte Alcatraz dicht
Panorama 3 Min. 17.03.2023
Jahrestag

Der berüchtigte „Rock“ - vor 60 Jahren machte Alcatraz dicht

Einst ein Gefängnis, heute ein beliebtes Ziel für Touristen und Brutstätte für Vögel: Alcatraz.
Jahrestag

Der berüchtigte „Rock“ - vor 60 Jahren machte Alcatraz dicht

Einst ein Gefängnis, heute ein beliebtes Ziel für Touristen und Brutstätte für Vögel: Alcatraz.
Foto: Reuters
Panorama 3 Min. 17.03.2023
Jahrestag

Der berüchtigte „Rock“ - vor 60 Jahren machte Alcatraz dicht

Vor 60 Jahren wurde Alcatraz geschlossen: Zu teuer und unmenschlich seien die Bedingungen. Für Touristen ist „The Rock“ heute eine Attraktion.

(dpa) - Es ist nur eine kurze Bootsfahrt, in einer guten Viertelstunde erreicht man von Alcatraz das Festland in San Francisco. Doch für 27 Männer war es am 21. März 1963 eine bedeutsame Reise. Sie waren die letzten Häftlinge, die vor 60 Jahren das berüchtigte Gefängnis verließen und in andere Anstalten verlegt wurden. Als „bleiche, schweigsame“ Männer, die in Handschellen und an den Füßen gefesselt mit gesenktem Kopf an Land gingen, beschrieb der „San Francisco Chronicle“ sie damals.

Die Ansicht von Alcatraz war bereits Schauplatz für einige Filme.
Die Ansicht von Alcatraz war bereits Schauplatz für einige Filme.
Foto: Luxemburger Wort

Heute steht die Insel Alcatraz als Museum und als Brutstätte für viele Vögel unter Denkmal- und Naturschutz. Doch 29 Jahre lang war der „Rock“, der Felsen in der Bucht von San Francisco, der Verbannungsort für die „Schlimmsten der Schlimmsten“, für Unruhestifter und Ausbrecherkönige. Es war ein als ausbruchsicher geltendes Zuchthaus für Schwerverbrecher wie Al Capone, George „Machine Gun“ Kelly, Alvin „Creepy“ Karpis und Robert Stroud.

Jeder hatte eine Nummer, hinter insgesamt 1.576 Männern schlossen sich ab 1934 fast 30 Jahre lang die Gittertüren zu den nur 1,50 mal 2,70 Meter großen Zellen. Allerdings saßen zur gleichen Zeit nie mehr als 300 Gefangene ein. Viele Wärter lebten mit ihren Familien auf der kargen Felsinsel, zeitweise mit Dutzenden Kindern.

Darwin Coon, Ex-Häftling Nr. 1422, saß als verurteilter Bankräuber ab 1959 bis zur Schließung ein. „29 Tage im Block D, in einer bitterkalten Dunkelzelle ohne einen Lichtstrahl“, ist Coons schlimmste Erinnerung. Er war mit einem Messer erwischt worden, das er sich zur Selbstverteidigung besorgt hatte, erzählte der damals 73-Jährige 2006 vor Besuchern auf Alcatraz. Über seine Erfahrungen hatte er ein Buch geschrieben. Coon und andere Ex-Häftlinge kehrten später freiwillig auf die Insel zurück, als Redner und Touristenführer.

Schlichtweg zu teuer im Unterhalt

Der 2011 verstorbene Coon war ein Schwerverbrecher, aber kein Mörder wie berüchtigte Mitbewohner, darunter Robert Stroud, der legendäre Vogelmann von Alcatraz. Coon hatte 1963 die Schließung des Gefängnisses miterlebt. Die Betriebskosten waren zu hoch geworden. Wasser und Verpflegung mussten per Boot auf die Insel gebracht werden. In der rauen Seeluft verfielen die alten Gebäude mehr und mehr. Zudem waren die Lebensbedingungen als unmenschlich unter Beschuss gekommen. Justizminister Robert Kennedy ordnete die Schließung an.

Heute ist das Gefängnis ein Museum und Nistplatz für Vögel.
Heute ist das Gefängnis ein Museum und Nistplatz für Vögel.
Foto: Luxemburger Wort

Jeder sollte sich diesen Ort zur Abschreckung anschauen, empfahl Coon seinen Zuhörern im Jahr 2006. Damals wohnte er in San Francisco, nur wenige Blocks von dem Hafen-Pier entfernt, wo täglich die Fähren nach Alcatraz ablegen. „Es ist eindeutig besser, von hier auf die Insel zu schauen, als umgekehrt der Blick aus der Zelle auf die Stadt.“

Besucher können in der Ausstellung auch die alten Zellen besichtigen.
Besucher können in der Ausstellung auch die alten Zellen besichtigen.
Foto: Reuters

1972 wurde Alcatraz zum Denkmal erklärt und für Besucher zugänglich gemacht. Nun lockt der „Rock“ jährlich über eine Million Besucher an. Sie können durch verrostete Gittertüren in die kalten Zellen gehen, den Speisesaal und die Duschanlagen besichtigen.

Eine Flucht fast unmöglich

Man erfährt dort auch etwas über den spektakulären Ausbruch eines Trios im Juni 1962. Mit Löffeln und einem improvisierten Bohrer gruben sich drei Männer durch Mauern und Belüftungsschächte. Mit einem Floß, das sie unter anderem aus Gummiregenmänteln zusammengebaut hatten, ging es weiter. Bis heute fehlt von ihnen jede Spur. 


Al Capone, genannt "Scarface", der amerikanische Bandenchef der "Unterwelt" von Chicago.
Vor 75 Jahren starb Al Capone
Vom Sohn italienischer Einwanderer zum berüchtigtsten Verbrecher der USA - Al Capones Geschichten leben bis heute weiter.

Die Behörden sind überzeugt, dass sie im kalten Wasser mit seinen gefährlichen Strömungen ertranken. Im Laufe der Jahre versuchten etwa 40 Gefangene zu entkommen. Die meisten wurden gefasst, einige auf der Flucht erschossen, andere ertranken. Nur in fünf Fällen blieb ihr Schicksal im Dunkeln.

Berühmt durch Gangstergeschichten und Abenteuerkrimis mit Filmstars wie Clint Eastwood und Burt Lancaster, lebt der Mythos weiter. Die Besucherattraktion ist eine gefragte Hollywood-Kulisse für Filme wie „Der Gefangene von Alcatraz“, „Flucht von Alcatraz“, „Murder in the First“ oder „The Rock“.

Die gut 500 Meter lange Felseninsel ist auch eine wichtige Brutstätte für Seevögel. Spanische Seefahrer tauften sie einst „La isla de los Alcatraces“, die „Insel der Pelikane“.

Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.


Lesen Sie mehr zu diesem Thema

Der Stadtrat von New York will die berüchtigte Gefängnisinsel Rikers im New Yorker Stadtteil Bronx aufgeben. Bis 2026 sollen vier neue Haftanstalten in der US-Metropole entstehen – was viele New Yorker besorgt.
(FILES) This file photo taken on May 17, 2011 shows a view of buildings on Rikers Island penitentiary complex in New York. - New York officials on October 17, 2019 approved a multi-billion-dollar plan to close the city's notorious Rikers Island prison and replace the sprawling complex with smaller jails. (Photo by Emmanuel DUNAND / AFP)
Gefängnishotels in Deutschland
In vielen deutschen Städten verfallen alte Gefängnisse. Mancherorts werden sie nun renoviert und als Hotels wiedereröffnet. Für Menschen mit Platzangst sind die Einzelzellen aber nichts.
Zum Themendienst-Bericht von Verena Wolff vom 16. August 2016: Gef�ngnisarchitektur mit Altbau-Optik: die �Fronveste� Meiningen. Die 39 Zimmer sind modern eingerichtet. (ACHTUNG - HANDOUT - Nur zur redaktionellen Verwendung durch Themendienst-Bezieher im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollst�ndiger Nennung des nachfolgenden Credits.) Foto: Roland Ab�