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Déjà-vu für Harvey Weinstein
Panorama 2 Min. 22.07.2021 Aus unserem online-Archiv
Weiterer Prozess

Déjà-vu für Harvey Weinstein

Der 69-jährige Weinstein sitzt derzeit in New York eine Haftstrafe ab.
Weiterer Prozess

Déjà-vu für Harvey Weinstein

Der 69-jährige Weinstein sitzt derzeit in New York eine Haftstrafe ab.
Foto: AFP
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Weiterer Prozess

Déjà-vu für Harvey Weinstein

Ein Gericht in New York hat Harvey Weinstein 2020 wegen Sexualverbrechen zu 23 Jahren Haft verurteilt. Nun steht in Los Angeles ein weiterer Prozess an.

(dpa) - Der frühere Hollywood-Mogul Harvey Weinstein kehrt nach Los Angeles zurück, doch es ist kein glamouröser Auftritt: in einem braunen Gefängnis-Overall, im Rollstuhl sitzend wird der 69-Jährige am Mittwoch (Ortszeit) in den Gerichtssaal gefahren. Mit Handschellen an die Armlehnen gefesselt habe Weinstein bei der Anklageerhebung nur wenige Worte gemurmelt, berichteten US-Medien.

Weinstein, der nach einem Prozess in New York seit 2020 wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung eine langjährige Haftstrafe absitzt, muss sich nun auch in Kalifornien den schweren Vorwürfen mehrerer Frauen stellen. Vergeblich hatten seine Anwälte bis zuletzt versucht, die Auslieferung des Promi-Häftlings von New York nach Los Angeles zu stoppen. Doch mit ihrem Argument, er sei zu gebrechlich und gesundheitlich schwer angeschlagen, kam das Team nicht durch.

Elf Anklagepunkte

Per Flugzeug ging es am Dienstag aus dem Gefängnis im Norden des US-Bundesstaates New York, wo Weinstein einsitzt, nach Kalifornien, und schon einen Tag danach vor den Richter. „Jeder, der seine Macht und seinen Einfluss missbraucht, um jemanden auszunutzen, wird zur Rechenschaft gezogen“, erklärte George Gascón, Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles County am Mittwoch.

Elf Anklagepunkte wurden vor Gericht verlesen, darunter Vergewaltigung, erzwungener Oralverkehr und andere sexuelle Übergriffe. Nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft geht es um Vorwürfe von fünf Frauen in einem Zeitraum von 2004 bis 2013. Ihre Namen wurden nur als „Jane Doe #1 - #5“ umschrieben. Die meisten Frauen gaben an, dass die Übergriffe in Hotels in Beverly Hills stattfanden.

Weinstein, der frühere Vorwürfe stets damit begegnete, jegliche sexuelle Handlungen hätten einvernehmlich stattgefunden, räumte auch diesmal keine Schuld ein. Er habe vor Gericht auf nicht schuldig plädiert, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Er muss Ende Juli wieder vor Gericht erscheinen.

140 Jahre Haft möglich

Das Verfahren in Kalifornien muss nach den gängigen Richtlinien innerhalb von vier Monaten nach der Auslieferung beginnen. Ein konkreter Termin für den Prozessauftakt wurde am Mittwoch zunächst nicht bekannt. Im Falle eines Schuldspruchs in allen Punkten drohen 140 Jahre Haft.

Weinsteins Verurteilung im vorigen Jahr markierte einen Meilenstein der US-Rechtsgeschichte. In dem Fall, durch den die #MeToo-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst wurde, hatte die Jury den Zeugenaussagen mehrerer Frauen entgegen Weinsteins Unschuldsbeteuerungen geglaubt.

In dem aufsehenerregenden Prozess ging es vor allem um zwei Vorwürfe: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die angehende Schauspielerin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Der Richter verurteilte Weinstein im März 2020 zu 23 Jahren Haft. Sein Anwaltsteam bemüht sich weiter um seine Freilassung. Im April legten Weinsteins Verteidiger Berufung gegen das Urteil ein.


Politik, Interview Missbrauchsopfer, Born, Foto: Chris Karaba/Luxemburger Wort
Eine Frau bricht ihr Schweigen
Liv wurde vor fünf Jahren als 14-Jährige von einer Vertrauensperson sexuell missbraucht und leidet noch heute unter den Folgen der Übergriffe.

Lange Zeit hatte der einst schwerreiche Produzent die Branche mit Filmen wie „Pulp Fiction“, „Good Will Hunting“ oder „Gangs of New York“ dominiert und als Produzent von „Shakespeare in Love“ selbst einen Oscar gewonnen. Gleichzeitig waren seine angeblichen sexuellen Übergriffe in Hollywood und in der Schauspielszene New Yorks ein offenes Geheimnis. 

Im Oktober 2017 berichteten dann die „New York Times“ und der „New Yorker“ über die Vorwürfe mehrerer Frauen. Den später mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Artikeln folgte eine Welle neuer Enthüllungen. Dutzende Frauen - darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Ashley Judd, Uma Thurman oder Salma Hayek - beschuldigten Weinstein öffentlich, sie angefasst, sich ihnen aufgedrängt, und in einzelnen Fällen auch vergewaltigt zu haben. 


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