Axel Milberg, ein Kieler Junge
Axel Milberg, ein Kieler Junge
Interview: Cornelia Wystrichowski
Die Zuschauer kennen ihn als spröden Kieler „Tatort“-Kommissar: Seit 2003 ermittelt Axel Milberg in der Krimireihe als Klaus Borowski in der Stadt an der Ostsee, jetzt ist er zum 35. Mal im Einsatz. In der Folge „Borowski und der Fluch der weißen Möwe“ – zu sehen am 10. Mai in der ARD – ersticht eine Polizeischülerin bei einer Übung einen Mitschüler wie im Blutrausch und verweigert danach die Aussage – Borowski steht vor einem Rätsel.
Axel Milberg, Ende März mussten die Dreharbeiten zu einem „Tatort“, der 2021 laufen soll, wegen Corona unterbrochen werden …
Wir haben zunächst gedreht wie geplant. In der zweiten Hälfte der Produktion wurde dann bei uns Teammitgliedern jeden Tag vor Drehbeginn Fieber gemessen, und manche sind nicht mehr zur Arbeit erschienen – jemand, der eine betagte Großmutter im Haushalt hat und auch eine Mitarbeiterin, die an Asthma leidet, blieben zu Hause. Wir hätten noch weitere Szenen mit 30 Statisten gehabt, das unterblieb dann.
Sie selber haben aber noch weitergemacht?
Ja, mit Handschuhen und Sicherheitsabstand. Zuletzt habe ich nur noch Szenen gedreht, die ohne Partner möglich waren: Ins Auto einsteigen, Fahrt im Auto, aussteigen. Als wir dann aufhören mussten, bin ich im Leihwagen nach München gefahren. Das Hamburger Hotel in dem ich wohnte, schloss am nächsten Tag – ich war der letzte Gast, das war schon seltsam. Endzeit. Danach bin ich dann nach Hause zu meiner Frau und unserem Sohn, der übrigens seit 28. April wieder zur Schule geht.
um weitere Bilder zu sehen.
Schreiben Sie in der neu gewonnenen Freizeit auch an Ihrem zweiten Buch? Oder widmen Sie sich voll und ganz ihrem Podcast „Milbergs literarischer Balkon“?
Der Podcast verlangt doch einen größeren Aufwand, ich schreibe selber die Anmoderation für die Texte und Autoren. Und ich bereite ein Hörbuch vor, einen neuen Thriller von Max Bentow. Was meinen nächsten Roman angeht, werde ich wohl erst später zum Schreiben kommen. Im Moment bin ich noch mit Vorarbeiten beschäftigt, mit Stoffsammlung und Recherche.
Werden Sie die Virus-Pandemie darin thematisieren? Oder glauben Sie, dass die Krise auch mal Thema eines „Tatorts“ wird?
Ob man das alles noch mal hören und sehen will, nachdem man monatelang damit gelebt hat, ist die große Frage. Hilfe, nein. Ich selber will und kann Corona, da alle darüber sprechen, nicht zum Thema meines Romans machen. Aber wer weiß, es gibt ja unendliche Möglichkeiten.
Sie ermitteln seit vielen Jahren als Kommissar Borowski. Warum ist die Figur inzwischen so viel netter und normaler als am Anfang?
Wir fanden, dass der Fall und die Geschichte mehr im Vordergrund stehen sollten als der Kampf des Ermittlers gegen sich selbst, seine sozialen Phobien, gegen sein Einzelgängertum. Das war am Anfang stark vorgegeben, aber die Therapeutin für interne Konflikte bei der Polizei, damals Maren Eggert als Frieda Jung, hat ihm über die Jahre hinweg geholfen. Nun ist er – glaube ich – professioneller unterwegs.
Sie gehören zu den wenigen Schauspielern, die als „Tatort“-Kommissar in der eigenen Heimat ermitteln. Achten Sie darauf, dass Kiel immer gut rüberkommt?
Ehrlich gesagt drehen wir aus Kostengründen zwei Drittel der Filme in und um Hamburg, es wäre sonst nicht zu finanzieren. Bei anderen „Tatort“-Produktionen ist das ähnlich, auch sie entstehen nicht immer komplett da, wo sie spielen. Früher sind wir zu Drehbeginn nach Kiel gefahren, haben ins Hotel eingecheckt und waren dann dort fünf Wochen. Daraus ist jetzt eine Woche geworden. Aber die Außenmotive, die im Film vorkommen müssen, drehen wir natürlich in Kiel.
Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter und abonnieren Sie unseren Newsletter.
