Auf der Erfolgswelle
Auf der Erfolgswelle
Interview: Martin Weber
Frau Wussow, Gratulation zum neuen Job. Das ist für einen Schauspieler wie ein Sechser im Lotto, oder?
Ja, ich bin schon ganz glücklich, dass mir das angeboten wurde. Vor allem, weil sich das Engagement über einen längeren Zeitraum erstreckt. Das ist in Zeiten wie diesen natürlich ein Geschenk.
Ihre Vorgängerin Heide Keller ist mehr als 35 Jahre auf dem „Traumschiff“ gefahren. Wollen Sie das auch so lange machen?
Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Dann wäre ich ja über 90 Jahre alt, wenn ich wieder aufhöre. Auf die Rolle der komischen Alten habe ich nun wirklich keine Lust. (lacht) Aber lassen Sie mich jetzt erst einmal anfangen, dann sehen wir weiter.
Wie haben Sie davon erfahren, dass Sie die Rolle bekommen?
Ich habe im vergangenen Jahr im Herbst in Hamburg Theater gespielt, als der Anruf vom ZDF kam. Ich habe mich natürlich wahnsinnig gefreut, habe dem Sender dann aber auch gesagt, dass ich erst einmal Rücksprache mit meiner Familie halten muss – das ist ja doch eine sehr einschneidende Veränderung in unserem Leben, weil ich immer wieder lange am Stück für die Dreharbeiten unterwegs bin. Das sind jedes Mal mehrere Wochen.
Was hat Ihr Mann – Schauspieler Albert Fortell – dazu gesagt?
Er hat sich natürlich gefreut, musste aber auch zurückstecken, weil er in diesem Zeitraum ein Angebot für eine Tournee hatte, das er dann absagen musste, um bei der Familie zu bleiben. Wir haben einfach das „Traumschiff“ und die Tournee gegeneinander abgewogen und uns für das längerfristige Engagement entschieden. Meine Kinder haben so lala reagiert: Sie freuen sich für mich, weil sie wissen, dass ich gerne reise, aber sie vermissen mich während der Dreharbeiten natürlich auch. Die Gefühle sind also gemischt.
Worauf haben Sie sich am meisten gefreut?
Auf jeden Fall auf die Schiffsreisen, die liebe ich wahnsinnig. Ich liebe Kreuzfahrten und habe mit meiner Familie auch schon einige gemacht. Das Tolle daran: Man ist unterwegs, erlebt etwas, ist aber auch immer wieder zu Hause, weil man abends in seine Kabine zurückkehrt. Aber auch die Rolle der Traumschiff-Hoteldirektorin Hanna Liebhold hat es mir angetan. Und natürlich habe ich mich auf so manchen Kollegen gefreut.
Sie meinen vermutlich Sascha Hehn, mit dem Sie vor 30 Jahren für die „Schwarzwaldklinik“ vor der Kamera standen …
Der Sascha, natürlich, ich habe mich aber auch auf Harald Schmidt gefreut, der ja auch zur Crew gehört. Er ist ja wie ich ein leutseliger Mensch, der gerne mit den Leuten redet, und wir beide sind dann viel auf dem Schiff unterwegs und unterhalten uns mit den Passagieren – ein großer Spaß. Und natürlich habe ich mich auch auf Nick Wilder, der den Bordarzt Doktor Sander spielt, gefreut. Er war übrigens der Erste, der mich ganz spontan aus seiner Heimat in den USA angerufen hat und mir gesagt hat, wie sehr er sich darüber freut, dass ich jetzt ein festes Mitglied der „Traumschiff“-Familie bin.
Stimmt es, dass Dreharbeiten fürs „Traumschiff“ tatsächlich eine Kombination aus Arbeit und Urlaub sind, wie so oft behauptet wird?
Das stimmt tatsächlich. Der Dreh auf den Malediven, den ich für meine erste Folge absolviert habe, war unglaublich schön. Wir waren in einem traumhaften Hotel untergebracht, während wir die Landszenen gedreht haben. Dann sollte es auf dem Schiff weitergehen und dabei ist ein entscheidender Fehler passiert, der zu einer ziemlichen Aufregung geführt hat: Ich wurde mit einer Kostümbildnerin auf eine kapverdische Insel geflogen, wo ich an Bord gehen sollte. Es war leider die falsche und vom „Traumschiff“ keine Spur. Wir wussten das nicht und haben gewartet, erst im völlig ausgestorbenen Flughafengebäude und dann am Sandstrand in so einer kleinen Wellblechhütte. Als sich dann geklärt hatte, dass wir auf der falschen Insel sind, wurden wir in ein winziges Fischerboot verfrachtet, eine richtige Nussschale, um mitten in der Nacht das „Traumschiff“ zu suchen. Nach zwanzig Minuten Fahrt sahen wir am Horizont ein kleines Licht: Da war es! Mit einer Strickleiter bin ich dann an Bord gekommen und war glücklich, das Abenteuer heil überstanden zu haben. Und weil’s so schön war, haben wir genau diese Strickleiter-Szene im nächsten Hafen gedreht, allerdings bei Tageslicht – so kommt die von mir gespielte Hanna Liebhold also das erste Mal an Bord. (lacht)
Die „Schwarzwaldklinik“ war ein ungeheurer Schub für Ihre Karriere. Erhoffen Sie sich vom „Traumschiff“ einen ähnlichen Effekt?
Aber sicher. Ich denke zwar, dass ich mir in den vergangenen Jahren einen ganz guten Namen gemacht habe, und ich bin auch aus dem Schatten meiner berühmten Eltern Klausjürgen Wussow und Ida Krottendorf herausgetreten. Aber es ist natürlich ein Geschenk, in einer so populären Reihe wie dem „Traumschiff“ mitzuspielen, gar keine Frage. Darüber bin ich schon sehr glücklich.
Sie treten ja in große Fußstapfen: Heide Keller war ein Star.
Das stimmt, sie war ein Fixstern, und vor allem das Dreamteam aus ihr als Chefhostess, Horst Naumann als Schiffsarzt und dem vor kurzem leider verstorbenen Siggi Rauch als Kapitän war genial gut. Aber ich will auch gar nicht in ihre Fußstapfen treten, weil ich ja eine anders gestrickte Rolle spiele. Ich will lieber meine eigenen Schritte machen.
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