Abschied im Streit
Abschied im Streit
von Martin Weber
Die Serie habe in den vergangenen beiden Jahren leider ihren Charme verloren. Mit diesen Worten verkündete Schauspieler Sascha Hehn vor einigen Monaten seinen überraschenden Ausstieg. Die neue Ausgabe der populären ZDF-Reihe „Das Traumschiff“ am Neujahrstag (20.15 Uhr im ZDF) ist die letzte mit dem 64-Jährigen, der seit 2014 den schneidigen Kapitän Victor Burger verkörpert.
Mit Hehn verliert das „Traumschiff“ schon die zweite prominente Hauptfigur in kurzer Zeit, nachdem Anfang 2018 auch Heide Keller als Chefstewardess Beatrice nach sage und schreibe 36 Jahren von Bord gegangen war. Zurück an Deck bleiben Barbara Wussow als Hoteldirektorin Hanna Liebhold, Nick Wilder als Schiffsarzt Dr. Sander und der frühere Late-Night-Talker Harald Schmidt in der Rolle des spleenigen Kreuzfahrtdirektors Oskar Schifferle.
Ob sie den unter sinkenden Einschaltquoten leidenden Luxusdampfer auf Kurs halten können, steht in den Sternen. Das ZDF sucht noch nach einem Nachfolger für Hehn und könnte sich auch eine Frau auf der Kommandobrücke vorstellen.
Zum zweiten Mal angeheuert
Für Hehn ist der Abschied vom „Traumschiff“ bereits die zweite Trennung: Der frühere „Schwarzwaldklinik“-Star war mit dem Luxusdampfer bereits in den 1980er-Jahren auf großer Fahrt gewesen, allerdings nicht als Kapitän, sondern als Chefsteward und Erster Offizier. 1991 verließ er das Schiff und war drei Jahre später ebenfalls beim ZDF als „Frauenarzt Dr. Markus Merthin“ zu sehen. Diese Serie lief bis 1997, danach schipperte Hehn überwiegend im seichten Gewässer diverser Schnulzen. Bis auf eine Ausnahme: In der hinreißend witzigen und hochgelobten ZDF-Satire „Lerchenberg“ spielte Sascha Hehn vor ein paar Jahren mit viel Selbstironie einen heruntergekommenen Serienstar, der an seinem Comeback arbeitet.
2014 heuerte Hehn wieder auf dem „Traumschiff“ an, dieses Mal als Nachfolger des ungemein populären Siegfried Rauch, der die Kapitänsrolle 14 Jahre lang mit großem Erfolg ausgefüllt hatte.
Hehns Ankündigung, das „Traumschiff“ zu verlassen, kam für die ZDF-Verantwortlichen völlig überraschend, genauso wie die harsche Kritik des Schauspielers an der Fernsehreihe. Seit dem Tod des legendären Produzenten Wolfgang Rademann (1934 – 2016), der „Das Traumschiff“ 1981 erfunden hatte, sei es mit der Reihe bergab gegangen, glaubt Hehn – und er habe leider ohne Erfolg alles versucht, „um das Produkt innovativ weiter nach vorne zu bringen“, wie der Schauspieler in einem Interview sagte.
Ein Argument, das Norbert Himmler vom ZDF nicht gelten lassen will: Ideen und Kritik seien stets willkommen, betonte der ZDF-Programmdirektor gegenüber dem Branchendienst DWDL. „Es ist aber hilfreicher, dies hinter den Kulissen zu tun.“
Sinkende Einschaltquoten
Der Abschied des Stars kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Die Einschaltquoten des Fernsehklassikers sind rückläufig, die Ausgabe am Zweiten Weihnachtsfeiertag wollten nur knapp 5,3 Millionen Zuschauer sehen – der schlechteste Wert für „Das Traumschiff“ seit Jahren.
In der Folge an Neujahr schippern Crew und Passagiere nach Japan. „Erheben wir das Glas und trinken wir gemeinsam auf dieses großartige Land und unsere schöne Reise“, lauten beim traditionellen Abschlussdinner Sascha Hehns letzte Worte als Kapitän Victor Burger.
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