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Zurück in die salatigen 90er-Jahre
Lokales 08.03.2023
Gazettchen

Zurück in die salatigen 90er-Jahre

Lokales 08.03.2023
Gazettchen

Zurück in die salatigen 90er-Jahre

Michael MERTEN
Michael MERTEN
In der täglichen Glosse „Gazettchen“ erzählen „Wort“-Autoren von ihren Erlebnissen des Alltags. Heute geht es um vegetarische Gastro-Angebote.

Es war ein Abendessen mit der ganzen Familie; die favorisierten Restaurants waren jedoch alle ausgebucht, also lief es auf Plan B hinaus: ein gutbürgerliches Gasthaus. So weit, so gut. Doch beim Blick auf die Karte dachte ich, das kann doch nicht sein: Schnitzel mit diesem, Schnitzel mit jenem, Steaks in allen erdenklichen Ausführungen. Doch vegetarische Angebote? Fehlanzeige - wenn man von der Crèmesuppe als Entrée einmal absah.

Dabei bin ich streng genommen gar kein Vegetarier mehr, sondern zähle zur Gruppe der Flexitarier: Ich ernähre mich grundsätzlich ohne Fleisch, doch hin und wieder mache ich eine Ausnahme. Dazu hatte ich mich vor einigen Jahren auf dem Balkan durchgerungen, wo es verdammt schwer war, fleischlose Gerichte zu bekommen.

Ein, zwei vegetarische Standard-Angebote - ist das zu viel verlangt?

Doch hierzulande habe ich andere Ansprüche: Da erwarte ich, dass Restaurants die ein oder andere fleischlose Variante auf der Karte haben - und nicht mit dem Hinweis kommen, man könne ja einfach einen Salat essen. Denn ganz ehrlich, das hat mich schon in den 1990er-Jahren genervt - und mittlerweile, 30 Jahre später, kann es doch nicht zu viel verlangt sein, ein oder zwei vegetarische Standard-Angebote auf der Karte zu haben? Von vegan ganz zu schweigen …

Darf's ein bisschen mehr sein als nur Salat? Immerhin: Beim Blick auf die zweite Karte stellte sich heraus, dass das Restaurant auch einige leckere vegetarische Kartoffel-Variationen im Angebot hatte.
Darf's ein bisschen mehr sein als nur Salat? Immerhin: Beim Blick auf die zweite Karte stellte sich heraus, dass das Restaurant auch einige leckere vegetarische Kartoffel-Variationen im Angebot hatte.
Foto: Michael Merten

Meine Mutter merkte nach wenigen Minuten, dass ich innerlich in den Krawallmodus geschaltet hatte. „Sollen wir nicht schon mal einen Apéritif bestellen?“, meinte sie, was wir dann machten. Und siehe da: Die subtile Konfliktvermeidungsstrategie der Frau Mama hatte Erfolg, denn nach dem Drink war ich viel versöhnlicher, als die Kellnerin nach der Bestellung fragte. Und siehe da: Die gute Frau hatte sogar noch eine zweite Karte, wo es parallel zur Suppe vier weitere vegetarische Angebote gab. Der Abend war gerettet!

Hier finden Sie die gesammelten Gazettchen-Kolumnen. 

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