Zehn Sachbearbeiter für 1.500 Flüchtlingsanträge
Zehn Sachbearbeiter für 1.500 Flüchtlingsanträge
(lb) - Für 2016 wurden in Luxemburg laut letztem Stand 562 Entscheidungen bezüglich des Flüchtlingsstatus gefällt. 207 Flüchtlinge erhielten das gewünschte Statut. Dies bestätigte der Leiter der Flüchtlingsabteilung im Außenministerium gegenüber dem LW. Die Zuerkennungen des Flüchtlingsstatuts sind somit innerhalb weniger Jahre um fast 20 Prozent gestiegen.
Erklärtes Ziel sei es, jeden Asylbewerber innerhalb der ersten drei Monate für sein „entscheidendes“ Gespräch, das sogenannte "Interview", im Außenministerium empfangen zu können. Doch kommt es aktuell bei rund 1.500 Asylanträgern für lediglich zehn Prüfer und sechs Entscheidungsträger in der Flüchtlingsabteilung zu längeren Wartezeiten. Bei den Prüfern, auch "Auditionneurs" genannt, handelt es sich um Sachbearbeiter, die die Interviews mit den Asylbewerbern führen. Ob Asyl gewährt wird oder nicht, liegt dann in der Hand der Entscheidungsträger.
Syrer haben Vorrang
Stammten die meisten Flüchtlinge noch vor einigen Jahren aus den Balkanländern, werden jetzt zunehmend Anträge von Syrern und Irakern gestellt. Besonders bei Irakern sei die Prozedur komplex, erklärt der Abteilungsleiter im Außenministerium. Wie lange ein Iraker heute auf das Asylrecht warten muss, könne man nicht pauschalisieren. „Es hängt von Fall zu Fall ab“, so der Abteilungsleiter.
Im Gegensatz zu Irakern haben die Anträge der Syrer de facto Vorrang. Kann man sie mit Gewissheit als Syrer identifizieren, kann ihrem Asylantrag meist innerhalb von einem Jahr zugestimmt werden. Doch auch bei Syrern läuft nicht immer alles glatt.
"Wir sind sehr enttäuscht"
Der Leiter der Flüchtlingsabteilung bestätigt gegenüber dem LW, dass die Flüchtlingsabteilung in den letzten Jahren bereits aufgestockt wurde und zur Zeit weitere Einstellungsgespräche geführt werden. Sechs zusätzliche Beamte sollen den Asylprozess beschleunigen. Fünf von ihnen sollen in den "Hotspots" im Einsatz sein und regelmäßig nach Griechenland und in die Türkei reisen, um dort erste Gespräche mit Asylbewerbern zu führen. Neben dieser Aufgabe sollen sie auch in Luxemburg die entscheidenden Interviews führen. Zudem wird ein weiterer Entscheidungsträger eingestellt. In der gesamten Flüchtlingsabteilung arbeiten mittlerweile 50 Beamte.
"Viele Leute haben keine Ahnung, wie viel Zeit die Bearbeitung der Dossiers beansprucht. Zudem muss man bestimmte Regeln beachten", so der Chef der Abteilung. „Es handelt sich hier um Menschenleben. Da kann man nichts überstürzen.“ Die Interviews mit den Asylbewerbern könnten manchmal sogar mehrere Tage dauern, heißt es.
Einige Flüchtlinge empfinden die aktuelle Wartezeit als Zumutung. Im LW-Gespräch erklären zwei Flüchtlinge, dass ihrer Ansicht nach im Flüchtlingsdossier in Luxemburg vieles nicht so läuft wie es sollte: "Wir sind dankbar, dass wir in Luxemburg aufgenommen wurden. Aber wir sind auch sehr enttäuscht", erklärt Kareem, ein Asylbewerber aus Syrien.
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