„Wir reden nicht von einer Autobahn“
„Wir reden nicht von einer Autobahn“
(L.E.) - Als „Sammelsurium von vielen Ideen, aber ohne Lösungen für das Problem“ bezeichnet der Bürgermeister von Käerjeng, Michel Wolter, am Dienstag im Gespräch mit dem LW die Broschüre mit angeblichen Alternativen zu einer Umgehungsstraße von Niederkerschen, welche die Gemeinde Sassenheim am Montag vorgestellt hatte.
Staatssekretär Camille Gira äußerte sich am Mittwoch ähnlich.
Am Montag hatte der Sassenheimer Bürgermeister, Georges Engel, die Kampagne vorgestellt, die aus besagter Broschüre, Plakaten und einem Video besteht und in welcher Alternativen zum Bau der sogenannten Variante zwei der Niederkerschener Umgehung aufgezeichnet werden. Dazu zählen das Nutzen des öffentlichen Transports, Radwege, Shuttlebus, Superbus, Hybridbusse, Auffangparkplätze, „Car-Sharing“, Elektrofahrzeuge, grüne Welle, Kreisverkehre, Naherholungsgebiete und das Schützen der „Natura 2000“-Zone, durch die die Umgehungsstraße führen soll.
Gemeindewahlen stehen an
„Das sind die gleichen Argumente und Vorschläge, die sie bereits vorgelegt hatten“, stellt Gira fest. Die versuche man ohnehin umzusetzen. Aber, die Studien hätten ergeben, dass sogar wenn besagte Alternativen umgesetzt werden, die Stickoxidwerte bis 2020 in der Ortsmitte von Niederkerschen weiter steigen.
Warum hält dann die Gemeinde Sassenheim doch noch an diesen Argumenten fest? Camille Gira spielt auf die anstehenden Gemeindewahlen an: „Man wird das Gefühl nicht los, dass dies mit einem bestimmten Termin im Oktober zu tun hat.“ Denn zu verstehen sei die Haltung aus Sassenheim nicht.
Dennoch lobt Gira die Politiker aus Sassenheim. Ihrem langjährigen Einsatz in der Diskussion um eine Umgehungsstraße von Niederkerschen sei es schließlich zu verdanken, dass heute von der Variante zwei die Rede sei. Die führe entlang der Eisenbahntrasse und berühre die „Natura 2 000“-Zone deshalb viel weniger als zuvor angedachte Varianten.
„Eins muss man dazu aber auch einmal klarstellen“, unterstreicht Gira, „manchmal hat man den Eindruck, als ob einige vermitteln wollten, hier würde eine neue Autobahn gebaut.“ Das sei nicht der Fall. „Wir reden hier von einer ganz normalen zweispurigen Straße und nicht von einer Autobahn.“
„Kleinkarierter Wahlkampf“
Klare Worte findet auch der Käerjenger Bürgermeister Michel Wolter. Als „kleng carréierte Gemengewahlkampf“ bezeichnet er die Aktion aus der Nachbargemeinde. Die am Montag vorgestellte Kampagne liefere keine neuen Argumente.
„80 Prozent von dem, was dort aufgelistet ist, ist doch längst in die Studien mit eingeflossen.“ „Heute Morgen benötigte man 20 Minuten, um von der Schule bis zur Industriezone zu gelangen“, so der Niederkerschener am Dienstag. „Finden Sie das normal?“.
Wolter wirft den Sassenheimer Politikern vor, den Nachbarn, die ein Problem haben das sie selbst nicht haben, die Lösung für dieses Problem zu verwehren. „Ihre Argumente widersprechen sich ja auch“, findet Wolter. So werde in einem Plakat der Kampagne gefordert, dort eine Radpiste einzuzeichnen, wo ein anderes Plakat eine Busspur fordert.
Für Wolter bleibt die Umgehungsstraße alternativlos. Und auch Gira rechnet damit, dass die Prozedur weiter ihren Weg gehen wird. Wann die ersten Autos um Niederkerschen herumfahren werden, dazu will jedoch noch niemand eine Aussage wagen.
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