Was lange währt ...
Was lange währt ...
(TJ/nas) - Die Gemeinde Echternach nimmt nun in Sachen "Petite Marquise" das Heft selbst in die Hand - dies gab Bürgermeister Yves Wengler am Donnerstag im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Echternacher Geschäftsverbandes bekannt.
"Wir wollen endlich weiterkommen in diesem Dossier", erklärt Wengler dem "Luxemburger Wort" auf Nachfrage. Es sei schade gewesen, dass die Pläne der Gesellschaft Parador aufgrund mangelnder Finanzmittel gescheitert seien."Der Kauf des ehemaligen Hotels ist demnach unsere letzte Chance", so der Bürgermeister.
Die Entscheidung, diesen Schritt zu wagen und Gespräche mit den beiden Besitzern aufzunehmen, wurde bereits in der vergangenen Woche im Rahmen einer Arbeitssitzung vom Gemeinderat genehmigt. Am Montag traf sich der Schöffenrat denn auch mit den Brüdern - und die Parteien wurden sich einig. Der Vorkaufsvertrag ("Compromis de Vente") wurde daraufhin auch unterschrieben.
Für die Besitzer bringt der Verkauf an die Gemeinde einige Vorteile: zum Einen wird keine "Clause suspensive" in den Vorkaufsvertrag integriert, sondern lediglich die Bedingung, dass der Kauf vom Gemeinderat und vom zuständigen Minister genehmigt werden muss. Zum Andern werden die Brüder durch den Verkauf an eine öffentliche Institution nicht auf dem Mehrwert besteuert werden.
Am 19. Dezember wird der Gemeinderat über den geplanten Kauf abstimmen und wenn das Innenministerium seine Einwilligung gibt, steht dem notariellen Akt nichts mehr im Weg. "Danach wollen wir das Projekt schnellstmöglich umsetzen", so Yves Wengler. Läuft alles nach Plan, könnten die Arbeiten bereits 2017 aufgenommen werden.
Ein Ende nach über 20 Jahren
Seit rund 20 Jahren ist das einstige Hotel auf dem "Moart" leer und dem Verfall preisgegeben. Mehrmals waren Brände in dem verlassenen Komplex ausgebrochen.
Zuletzt hatte 2013 die Gesellschaft Parador angekündigt, in Zusammenarbeit mit einem renommierten Architektenbüro, das Hotel komplett umzubauen. Doch auch daraus wurde, wie bereits erwähnt, nichts. Der Geschäftsverband aus Echternach hatte die Verantwortlichen mehrfach aufgerufen, etwas zu unternehmen - vergeblich.
Nach Aussagen des Bürgermeisters will die Gemeinde nun die Idee, in dem Gebäude Wohnungen und Geschäftsflächen in dem verfallenen Bau einzurichten, übernehmen. Der Kontakt mit dem zuständigen Architektenbüro wurde bereits aufgenommen.
Rückblick
Die "Never Ending Story" geht bereits auf die 1990er-Jahre zurück. Damals begann der Abstieg des ehemaligen Hotels „A La Petite Marquise“ zum Schandfleck im Zentrum Echternachs.
- April 1995: Antrag zum Abriss eines Gebäudeteils; anschließend wird das Projekt verworfen.
- Juni 1995: Die Besitzer ziehen sich zurück.
- 29. April. 1996: Die „Petite Marquise“ wird versteigert.
- 19. November 1996: Eine Baugenehmigung wird beantragt; die Pläne sind allerdings nicht konform.
- 15. Juli 1998: Die beiden Besitzer, zwei Brüder, erhalten eine Baugenehmigung.
- 7. Januar 2000: Treffen der Gemeinde mit den Besitzern. Dabei heißt es, dass der Rohbau des Hauptgebäudes fertiggestellt sei, das Erdgeschoss und die erste Etage würden zur Saison 2000 eröffnet.
- 22. Februar 2000: Nach einer Besichtigung entdeckt die „Inspection sanitaire“ sowohl hygienische Mängel als auch Sicherheitsrisiken.
- 1. März 2000: Die Gemeinde fordert die Besitzer auf, die Mängel bis Mitte März 2000 zu beseitigen.
- 3. August 2000: Die Baugenehmigung wird um zwei Jahre verlängert.
- 3. August 2002: Die Baugenehmigung ist abgelaufen. Weder wurden die Arbeiten erledigt, noch wurde sich an die Genehmigung gehalten.
- 21. November 2002: Ein Baustopp wird verhängt.
- 10. Februar 2003 bis 14. März 2004: Es folgen ein Briefwechsel und Treffen, mehrmals werden nicht genormte Pläne eingereicht. In puncto Sicherheitsvorkehrungen gibt es keinen Fortschritt.
- September 2004: Die Gemeinde stellt Zäune auf.
- 7. Oktober 2004: Treffen der Gemeindeverantwortlichen mit den Besitzern. Innerhalb von zwei Monaten sollen Pläne für das Hauptgebäude eingereicht werden. Danach wird es aber still.
- März 2005: Nach einem Treffen mit den Besitzern zäunt die Gemeinde den hinteren Bereich der Baustelle ab. Zudem reicht sie eine Klage wegen Nicht-Übereinstimmung der Arbeiten mit der Baugenehmigung und dem am Stadtbild entstandenen Schaden ein.
- Ab dem 26. Januar 2007: Es folgen zahlreiche Briefwechsel zwischen der Gemeinde, den Besitzern und deren Anwälten, mit dem Ziel eine Einigung zu finden. Die Fronten verhärteten sich immer tiefer.
- Ende 2012 / Anfang 2013: Die Gesellschaft Parador S.A., die bereits im Besitz des Hôtel du Commerce ist, meldet Interesse an dem Gebäude. Es folgen Verhandlungen mit den beiden Besitzern. Man kann sich nicht einigen.
- 24. November 2016: Die Gemeinde unterschreibt einen Kaufvertrag mit den Besitzern.
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