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Betroffene im Video-Interview

Warum Leichte Sprache auch im Alltag gefördert werden muss

von Liz MIKOS| 13.02.2023

Wird Sprache zu kunstvoll eingesetzt, schafft sie Barrieren statt klarer Kommunikation. Wir haben mit Betroffenen gesprochen.

Von Liz Mikos (Text) und Sibila Lind (Video)

Für viele Menschen ist der alltägliche Sprachgebrauch mit Problemen verbunden. Oftmals werden eigentlich einfache Informationen durch schwere Ausdrücke für einen Großteil der Bevölkerung unlesbar oder unverständlich verpackt. 


In einem Jahr mit gleich zwei Wahlen ist die barrierefreie Kommunikation und Information besonders wichtig.
Schönfärberei braucht kein Mensch im Wahlkampf
Leicht verständliche und barrierefreie Informationen müssen eine Priorität der Parteien sein. Nur so erreicht man alle wahlberechtigten Bürger.

Ältere Menschen, diejenigen, die eine Sprache gerade erst lernen, oder auch Personen mit intellektuellen Einschränkungen stoßen im Alltag auf Hindernisse, weil beispielsweise die Bürokratie und die Presse es sich zu eigen gemacht haben, grundlegende Informationen in Schachtelsätzen und komplizierter Sprache „aufzuhübschen“. Dabei würden Nachrichten eine viel breitere Masse ansprechen, wenn sie leicht zu verstehen wären, wie die Expertengruppe von Klaro dem „Luxemburger Wort“ erklärt. 


Un groupe de jeunes atteints de déficience intellectuelle accompagné par l'APEMH explique comment la communication des élections est accessible ou non. 
Photo: Sibila Lind 20/01/23 Luxembourg
Warum sich Parteien klarer ausdrücken müssen
Im Superwahljahr sind einfach formulierte Informationen besonders wichtig, damit sich jeder Mensch seine Meinung über die jeweiligen Parteien bilden kann.

Klaro ist das nationale Zentrum für Leichte Sprache der Apemh. In Zusammenarbeit mit ihren Experten - eine Prüfgruppe, die sich aus Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung aus den Werkstätten der Apemh zusammensetzt - überarbeiten sie Texte, Videos und andere Inhalte, bis sie tatsächlich einfach zu verstehen sind. Sie sind für Klaro die letzte Instanz, die entscheidet, ob Inhalte in Leichter Sprache formuliert sind, oder ob noch Verbesserungsbedarf besteht. 

Ob kurze Sätze, Illustrationen, Beispiele, die schwierige Begriffe greifbarer machen: Die Möglichkeiten, Sachverhalte für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen, sind vielfältig. 

Im Gespräch mit der Expertengruppe erzählen die Betroffenen, in welchen Bereichen sie dringend Leichte oder Einfache Sprache bräuchten. Dies geht von kompliziert formulierten Rechnungen und Papieren über die Presse bis hin zu Alltagssituationen, wie beispielsweise Kennzeichnungen am Bahnhof.


24.01.2022, Hamburg: Ein Sehbehinderter wartet während einer Impfaktion im Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg e.V. auf seinen Impftermin. Impfinteressierte und Impfwillige konnten sich beim barrierefreien Impfangebot für Menschen mit Einschränkungen ihre Erst-, Zweit- oder Auffrischungsimpfung holen. Foto: Marcus Brandt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Leichte Sprache für mehr Informationsrecht
Im Rahmen einer Fragestunde im Parlament wurde das Thema der Barrierefreiheit im Netz behandelt.

Insbesondere beschäftigen sie sich derzeit aber mit dem Superwahljahr. Um dem „Luxemburger Wort“ einen Einblick in ihre Arbeit als Experten zu gewähren, hat die Gruppe in unserer Anwesenheit ein Video geprüft, in dem in Leichter Sprache erklärt wird, wie die Kommunalwahlen im Juni ablaufen. Die Informationen wurden gemeinsam von Klaro und dem „Zentrum fir politesch Bildung“ zusammengetragen, um auch das Thema Politik für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen.

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