Vorfahrt für die Natur
Vorfahrt für die Natur
Mit mehr als 60 ausgewiesenen nationalen Naturschutzgebieten mit einer Gesamtfläche von mehr als 8 000 Hektar kann Luxemburg aufwarten. Dies sind drei Prozent der gesamten Landesfläche. Laut nationalem Naturschutzplan sollen in den kommenden Jahren weitere 75 Gebiete ausgewiesen werden. Was bisher fehlte, war allerdings eine einheitliche Kennzeichnung dieser Gebiete. „Viele Menschen bewegen sich täglich durch Naturschutzgebiete, ohne sich dessen bewusst zu sein, sei es, um zu wandern, Mountainbike zu fahren oder zum Jogging“, so Frank Wolff, beigeordneter Direktor der Naturverwaltung. „Dabei gelten laut Naturschutzgesetz eine ganze Reihe von Auflagen beziehungsweise von Verboten innerhalb dieser besonders wertvollen und empfindlichen Zonen“, so Wolff.
Ameise und Farn
Da man niemandem zumuten könne, das gesamte Regelwerk zu kennen oder sich per digitalem Kartenmaterial über die Lage der Zonen zu informieren, werden jetzt sämtliche Naturschutzgebiete mit einheitlichen Kenntafeln versehen. Zum Teil waren die Tafeln bisher sehr uneinheitlich oder es wurden Symbole übernommen, wie sie zum Beispiel in Deutschland gebräuchlich sind. „Wir haben uns für ein stilisiertes Dreieck entschieden, zugleich sind eine Ameise und Farn zu sehen“, so Umweltministerin Carole Dieschbourg bei der offiziellen Einweihung im Naturschutzgebiet Schnellert bei Berdorf. „Es sind beide sehr diskrete Lebensformen, die aber gerade in der Ökologie des Waldes eine große Rolle spielen“, erklärt Dieschbourg. Da nationale Naturschutzgebiete in vielen Fällen auch Kernzonen von Natura-2000-Gebieten sind, wird in diesem Fall auch das europäische Logo des Natura-2000-Netzwerkes angebracht. Auch der Name des Schutzgebietes wird auf den Tafeln zu finden sein. „Wer solche Gebiete besucht, wird dann auch verinnerlichen können, wo er sich aufgehalten hat“, so noch Dieschbourg.
Keine Käseglocke
Zusätzlich werden die für das Gelände geltenden Auflagen per Piktogramm in Erinnerung gerufen: Sei es das Führen des Hundes an der Leine, das Verbot, Pflanzen einzusammeln, das Gebot zur Ruhe oder aber das obligatorische Benutzen der angelegten Wege. Je nach Ausweisung des Schutzgebietes können diese Auflagen unterschiedlich sein. Sie sollen jedoch keinesfalls als Schikane verstanden werden. „Wir wollen hier keine Käseglocke mit Verboten, sondern öffentlich zugängliche Gebiete, die ihrer sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Rolle gerecht werden“, so Dieschbourg. Die Tafeln gelten denn auch eher als diskrete Erinnerung an die Auflagen denn als reine Verbotsschilder. Dass frei laufende Hunde zu Problemen für Wild und Schafe werden können und das Verlassen der Pfade die empfindliche Flora zerstört, kann Frank Wolff aus eigener Erfahrung bestätigen.
Regeln beachten
„Besonders in den Naturschutzgebieten im Süden des Landes, wo die Schafherden als natürliches Beweidungsmittel unterwegs sind, werden immer wieder Tiere von Hunden gerissen. „Wir setzen da aber prioritär auf den Respekt vor der Natur und den gesunden Menschenverstand“, betont Carole Dieschbourg. Die ersten Tafeln wurden im Naturschutzgebiet Schnellert bei Berdorf angebracht. Das 135,61 Hektar große Naturwaldreservat wurde am 22. März 2017 ausgewiesen. Die Waldbestände innerhalb dieses Schutzgebietes werden aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen und ihrer natürlichen Entwicklung überlassen. Neben dem Schaffen einer Genreserve und der Förderung der biologischen Vielfalt soll dem Menschen auch ein Naturerlebnis geboten werden. Deshalb spielt der Empfang der Besucher im Naturwald eine immer größere Rolle. Zugleich werden Freizeitmöglichkeiten angeboten, um einen sanften Tourismus im Einklang mit der Natur zu fördern.
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