Voll im Wind
Voll im Wind
Die Windkraft hat in Luxemburg Zukunft: Zurzeit liegt der Anteil der Windkraft am Gesamtvolumen der erneuerbaren Energien bei 22 Prozent, 87 Prozent davon liefert Soler. Die Gesellschaft ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Société électrique de l'Our (SEO) und dem Stromlieferanten Enovos. Um das nationale Ziel von elf Prozent Anteil an erneuerbaren Energien bis zum Jahre 2020 zu erreichen, sollen jetzt neue Windanlagen ans Netz. „Die Soler-Projekte können einen großen Beitrag dazu leisten, die nationalen Energie- und Klimaziele zu erreichen“, so Paul Zeimet, Administrateur délégué von Soler.
Immerhin verfügt Soler heute bereits über eine Produktionskapazität von 90,55 Megawatt in seinen insgesamt sieben Windparks. Mit den 170 Gigawattstunden, die Soler 2017 produzierte, konnten 37 600 Haushalte oder 150 400 Menschen mit grünem Strom versorgen werden. Mit den neuen Projekten wird diese Kapazität noch einmal um 111,95 Megawatt aufgestockt.
Aus vier mach eins
Damit können bis 2020 jährlich zusätzlich bis zu 231 Gigawattstunden an Strom produziert werden. Das entspricht dem Verbrauch von rund 51 000 Haushalten. Zum Vergleich: Ein einziges Windrad der modernsten Generation kann Strom für 1 400 Vierpersonenhaushalte produzieren. Die Kosten sind nach acht bis zehn Jahren wieder eingefahren, die Anlage wird nach 20 Jahren außer Betrieb genommen und wieder vollständig abgebaut.
Interessant dabei ist vor allem der Umstand, dass der technische Fortschritt es erlaubt, vier Windräder der älteren Generation durch ein einziges modernes Rad zu ersetzen. Man spricht in diesem Fall von Empowering. So werden zum Beispiel die vier bestehenden Windräder bei Mompach durch eine einzige, leistungsstarke Anlage ersetzt.
Acht neue Projekte
Vier große Projekte sind zurzeit bereits weit fortgeschritten: der Windpark Garnich, der Windpark Harlingen-Tarchamps, der Windpark Dalheim sowie der Windpark Windpower im Osten des Landes. Vier neue Projekte entstehen mit dem Windpark Redingen, dem Windpark Sudwand, dem Windpark Mersch und dem Windpark Ernztal.
Die Verantwortlichen von Soler legen bei der Auswahl der Standorte großen Wert auf die Akzeptanz der Windräder: In den betroffenen Gemeinden werden Informationsversammlungen abgehalten, für die Bürger besteht die Möglichkeit der finanziellen Beteiligung an der Stromproduktion.
Lärm und Schattenwurf
Dem Bau voraus gehen langfristige Planungen, was die Rentabilität der Projekte und deren Impakt auf Mensch und Umwelt betrifft. „Zuerst müssen wir die nötigen Distanzen zu Straßen, Schienen und Wohngebieten einhalten. Da fallen dann schon viele Gebiete weg“, so Laurent Winkin, Conseiller de direction der SEO. „Dann schauen wir im Windatlas nach, ob die Standorte überhaupt geeignet sind.“ Es folgen Messungen vor Ort, Studien zu Schattenwurf, Geräuschentwicklung und Eisbildung. Auch die eventuellen Gefahren für größere Raubvögel und Fledermäuse werden unter die Lupe genommen.
Laut Soler gehören die luxemburgischen Auflagen und Grenzwerte zu den strengsten in ganz Europa. „Wir versuchen regional Projekte umzusetzen, die realistisch sind und im Konsens angenommen werden. Es geht nicht um ein Durchsetzen der Projekte um jeden Preis“, so Winkin.
Akzeptanz für Standorte
Wichtig ist deshalb auch die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und den Kommunen. So wird der Wandpark Miersch zusammen mit dem Stromlieferanten Electris aufgebaut, der Windpark Kanton Redingen zusammen mit dem Syndikat Réidener Kanton. Partner beim Windpark Sudwand wird hingegen der Gaslieferant Sudgaz sein. Auch nach der Inbetriebnahme bleibt der ständige Kontakt mit den Gemeindeverantwortlichen bestehen, um etwaige Probleme schnell zu lösen. Nur in einem Fall wurde der Bau eines neuen Parks bisher komplett blockiert: Die zahlreichen Fledermauspopulationen in der Region Rümelingen-Kayl machten den Planern einen Strich durch die Rechnung.
