Tornado mit zerstörerischer Kraft
Tornado mit zerstörerischer Kraft
Es waren schwere Gewitter mit starkem Wind, viel Regen und Hagel angekündigt worden. Dass es dann so schwerwiegend werden würde, war jedoch nicht abzusehen. Gegen 17.30 Uhr hinterließ am Freitag ein Tornado binnen weniger Minuten eine Schneise der Zerstörung von Rodange über Lamadelaine, Petingen, und Linger bis nach Niederkerschen.
Bei Windstärken weit jenseits der 100 km/h wurden zunächst sehr viele Dächer beschädigt – alleine in der Gemeinde Käerjeng sollen es mehr als 100 sein, rund 30 davon wurden teilweise oder ganz abgedeckt. In der Gemeinde Petingen wurden 60 Häuser schwer beschädigt. Trümmerteile wurden aufgewirbelt und umhergeschleudert. Teilweise glichen kurz nach 18 Uhr ganze Straßenzüge einem Schlachtfeld.
Krisenzelle aktiviert
Sofort wurden sämtliche verfügbaren Feuerwehr-, Rettungs- und Polizeikräfte aus dem Süden des Landes mobilisiert. Dabei war es dem Ausmaß der Katastrophe entsprechend lange Zeit eine besondere Herausforderung, sich eine Übersicht zur Lage zu verschaffen. Um die Rettungsarbeiten zu koordinieren, wurde die nationale Krisenzelle aktiviert. Binnen vier Stunden gingen über die Notrufnummer 112 mehr als 1.000 Anrufe ein.
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Verletzte mussten geborgen werden – insgesamt sieben, wie gegen 21.30 Uhr offiziell mitgeteilt wurde, davon einer schwer. Allesamt wurden sie im Centre Hospitalier Emile Mayrisch in Esch/Alzette behandelt. Kurz nach 23 Uhr verdoppelt sich diese Bilanz auf 14 Verletzte, davon zwei Schwerverletzte. Gegen 2.30 Uhr kam die Meldung, dass sich nur noch zwei Personen im Krankenhaus aufhielten.
Zudem wurden auch schnellstmöglich alle schwer beschädigten Häuser und Gebäude einzeln nach möglichen weiteren Verletzten abgesucht. Weiter galt es, Gefahrenquellen abzusichern.
So etwa musste ein Supermarkt in Niederkerschen evakuiert werden, weil mehrere Masten der 220-kV-Hochspannungsleitung nach Belgien eingeknickt und die Kabel auf dem Dach des Einkaufszentrums lagen. Auch wenn die Leitung abgeschaltet wurde, besteht weiterhin Gefahr und es gilt die ausdrückliche Warnung, sich den Leitungen nicht zu nähern.
Hilfskräfte aus allen Landesteilen
Kurz nach dem Unwetter brach auch das Verkehrsnetz im Südwesten des Landes völlig zusammen. Auf der N 5 blockierten gleich jenseits von Dippach mehrere umgestürzte Bäume die Fahrbahn und auch auf der A 13, der Collectrice du Sud, ging sehr lange Zeit gar nichts. Dies erschwerte auch den Rettungskräften, die der Corps grand-ducal d'incendie et de secours in weiten Landesteilen mobilisiert hatte, die Zufahrt zum Ort des Geschehens. Zudem waren auch Polizisten aus anderen Regionen abgezogen worden, um die Einheiten aus dem Süden des Landes tatkräftig zu unterstützen.
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Mit dem Beginn der Bergungs- und Räumungsarbeiten organisierten sich zudem neben den offiziellen Kräften auch die Bewohner ganz spontan untereinander, um die betroffenen Straßen wieder freizumachen und um Schäden soweit möglich und zumindest provisorisch zu beheben. Auch Privatunternehmen waren teils mit schwerem Gerät unterwegs, um dort zu helfen, wo Not am Mann war.
Darüber hinaus boten auch kommunale Dienste aus anderen Gemeinden den örtlichen Einsatzkräften Hilfestellung durch Mensch und Material an.
Zahlreiche Menschen in Notunterkünften
Wie viele Menschen gestern Abend anderweitig Unterkunft suchen mussten, weil ihre Häuser und Wohnungen unbewohnbar geworden waren, war bei Redaktionsschluss nicht abzusehen. Zudem waren auch in weiten Straßenzügen aufgrund der umfangreichen Zerstörungen Strom und Gas vorsorglich abgeschaltet worden.
Aber auch hier ließ Solidarität nicht lange auf sich warten. So wurden - sowohl in Niederkerschen als auch in Petingen - Anlaufstellen sowie Notunterkünfte für Betroffene eingerichtet. So im Hall sportif Bim Diederich in der Rue Pierre Hamer in Petingen sowie im Kulturhaus Käerjenger Haff an 54c in der Avenue de Luxembourg in Niederkerschen.
Hotline 8002 8080
Am Abend wurde zudem eine Hotline eingerichtet für Betroffene und für Bewohner, die sich eventuell derzeit im Ausland aufhalten, und Erkundigungen zur Lage vor Ort einholen. Diese Ansprechstelle ist über die Telefonnummer 8002 8080 zu erreichen.
Polizei verstärkt Kontrollen
Nach dem Unwetter und mit Einbruch der Nacht begann für die Sicherheits- und Feuerwehrkräfte eine weitere Einsatzphase. An vielen Häusern waren nämlich Türen und Fenster zu Bruch gegangen. Diese galt es zu verbarrikadieren, um den Besitz der geschädigten Bewohner nicht nur von Witterungseinflüssen, sondern auch vor unehrlichen Gesellen zu schützen.
Das genaue Ausmaß der Katastrophe wird wohl erst am Samstag bei Tagesanbruch erkennbar sein. Bereits kurz nach dem Unwetter war allerdings bereits offensichtlich: Der Schaden ist sehr hoch.
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