Tanken, Banken und – Jean Claude Juncker
Tanken, Banken und – Jean Claude Juncker
Was verbindet der durchschnittliche Saarländer mit Luxemburg? Tanken, Banken und – Jean Claude Juncker. Der Dauerpremier aus dem Nachbarland verkörpert irgendwie all das, was man jenseits von Mosel und Sauer mit den Luxemburgern zuschreibt: stabil, zufrieden, wohlhabend.
Er hat vier saarländische Ministerpräsidenten und drei Bundeskanzler erlebt. Juncker ist in Deutschland ein beliebter, weil erfahrener und gewandter Interviewpartner; vor allem wenn es in Europa darum geht, der mürrischen Mutti Merkel mal lässig die Stirn zu bieten. Mister Euro eben.
Da rieben sich auch die Nachbarn in der Großregion verwundert die Augen, als im Frühsommer plötzlich ganz andere Schlagzeilen aus Luxemburg kamen: Geheimdienst-Affäre, Abhörskandal, Bombenleger. Und so mancher erfuhr zum ersten Mal, dass nicht alle Luxemburger glücklich mit ihrem Regierungschef sind.
Doch die Geheimdienst-Affäre transportierte auch eine viel tiefer gehende Erkenntnis über die Grenze: Den Deutschen wurde plötzlich klar, dass im angeblich so reichen Musterländchen längst nicht mehr alles zum Besten steht: Dass es neben sehr Reichen viele Arme gibt, dass auch Luxemburger Firmen (und sogar Banken) Personal entlassen, dass Wohnungen unerschwinglich werden – das alles kommt gerade uns Deutschen mächtig bekannt vor.
Jetzt haben die Luxemburger ein bisschen so gewählt wie wir: Zwar hat die CSV im Gegensatz zur CDU Stimmen verloren – sie bleibt aber wie ihre deutsche Schwesterpartei nach wie vor mit Abstand stärkste politische Kraft. Doch was heißt das übersetzt? Richtig zufrieden ist das Wahlvolk hüben wie drüben eigentlich nicht mit den konservativ geprägten Regierungen. Aber richtig Mut (und Wut) für Experimente und neue Konstellationen gibt es auch nicht. Man weiß, was man hat; man weiß nicht, was man bekommt.
Angela Merkel kann nicht zuletzt deshalb auf jeden Fall weiter regieren. Mag sein, dass auch Jean Claude Juncker für eine weitere Amtsperiode Regierungschef bleiben wird. Doch Mister Euro und Madame Merkel werden es schwerer haben als bisher, egal, mit wem sie zusammen regieren. Sie müssen – beide sind Ende fünfzig – sich bald auf die Suche nach einer geeigneten Nachfolgerin oder einem Nachfolger machen. Und sie müssen in den kommenden Jahren jede Menge heiße Eisen anpacken. Kein Spaziergang – nicht mehr in Deutschland und auch nicht mehr in Luxemburg.