Spuerkeess-Schließungen: "So geht man nicht mit Gemeinden um"
Spuerkeess-Schließungen: "So geht man nicht mit Gemeinden um"
Der Ärger ist auch nach zwei Wochen noch groß über die Schließung von insgesamt elf Sparkassenfilialen. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Bürgermeister der Gemeinden Fels, Kopstal, Roeser, Rümelingen, Mertert, Winseler und Colmar-Berg (der Bürgermeister von Parc Hosingen ließ sich aufgrund einer Sitzung des Gemeinderats entschuldigen) wurde zunächst die Art und Weise kritisiert, mit der die BCEE ihre Entscheidung kommuniziert hat.
Tom Jungen, Bürgermeister der Gemeinde Roeser und LSAP-Generalsekretär, machte diesem Ärger stellvertretend für seine Amtskollegen Luft: "Wir haben von der Entscheidung der Spuerkeess über die Presse erfahren. Das hat uns enttäuscht und verärgert. So springt man nicht mit Gemeinden um. Es ist wohl richtig, dass die betroffenen Gemeinden nachmittags auch eine E-Mail von den Regionaldirektoren der Spuerkeess erhalten haben, aber in der war lediglich von einer Unterredung die Rede - von Filialschließung jedoch keineswegs."
Schnell sei man zum Schluss gekommen, dass die betroffenen Gemeinden zusammenarbeiten müssten, so der Bürgermeister von Roeser weiter. Nur die Gemeindeväter aus Esch, Differdingen, Bartringen und Petingen hätten sich entschlossen, sich der Initiative nicht anzuschließen, auch weil sie ja noch eine Filiale behalten würden.
In einem ersten Schritt fordern die betroffenen Gemeinden nun sowohl die Regierung und die Direktion der Sparkasse auf, den Dialog mit den Gemeinden aufzunehmen. Tom Jungen unterstrich diesbezüglich die Sonderstellung der Spuerkeess: "Bei einer Privatbank hätte man eine Schließung wohl in Kauf nehmen müssen, da es sich um eine reine Firmenentscheidung gehandelt hätte. Die Spuerkeess ist aber zu 100 Prozent in staatlicher Hand und hat einen Versorgungsauftrag zu leisten, der auch gesetzlich geregelt ist."
Für die Bürgermeisterin von Fels, Natalie Silva, steht die Entscheidung der Spuerkeess in einer Reihe mit anderen staatlichen Betrieben und Institutionen, die sich zunehmend aus dem ländlichen Raum zurückziehen: "Zuerst waren es die Postbüros, dann die Polizei und nun die Spuerkeess. Erst zwei Tage vor dem Bekanntwerden der Entscheidung wurde im Parlament über die Entwicklung des ländlichen Raums debattiert und die Dezentralisierung der staatlichen Institutionen - dann kam die Entscheidung. Das ist schon fast absurd."
Henri Haine (LSAP), Bürgermeister von Rümelingen, unterstrich die soziale Funktion einer Sparkassenfiliale: "Eine Sparkassenfiliale erfüllt eine wichtige Rolle in einer Gemeinde. In Rümelingen kommen auch Leute aus Frankreich in die Filiale und besuchen dann noch andere Geschäfte in unserem Ortskern. Auch für die Betriebe selbst ist es wichtig, eine Filiale vorzufinden; Restaurants nutzen etwa oft die Nachttresore in der Bank."
Umso unverständlicher sei die Schließung, da die Filialen laut der Direktorin nicht einmal unrentabel seien, fügte Tom Jungen den Erläuterungen seines Kollegen hinzu. Dass der Wirtschaftsminister betonte, er könne nicht in den Betrieb eingreifen, sei zudem schlicht falsch. Immerhin stelle die Regierung fünf Mitglieder des Verwaltungsrats, so Jungen weiter.
Bis zum 27. März - dem geplanten Datum der Schließungen - würden die Gemeinden alles tun, um die Schließung zu verhindern. Denkbar sei etwa, dass, ähnlich der Frances-services-Filialen in Frankreich, mehrere staatliche Institutionen an einem Ort gebündelt würden, so Henri Haine. "Man muss doch solche Synergie-Modelle zumindest mit uns diskutieren", forderte der Bürgermeister von Rümelingen.
Die Gemeindevertreter betonten zum Schluss, dass sie sich auch an das Gemeindesyndikat Syvicol wenden würden, um weiter an einer Lösung zu arbeiten. Zudem riefen sie Premierminister Xavier Bettel (DP) in einem Brief zum Handeln auf.
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