Softwareprobleme führten zur Abwasserpanne
Softwareprobleme führten zur Abwasserpanne
Auch zwei Tage nach der Verschmutzung der Alzette durch kommunale Abwässer aus der Kläranlage Beggen bleiben eine ganze Reihe von Fragen offen. Am Montagnachmittag beschäftigte sich auch der hauptstädtische Schöffenrat mit der Fehlfunktion des betroffenen Schiebers. Die Probleme begannen dabei bereits am Freitagabend infolge einer Computerpanne.
„Nach dem Neustart der Steuerungsanlage wurde dieser Schieber automatisch geöffnet, ohne dass es den Mitarbeitern angezeigt wurde“, so Schöffin Simone Beissel. „Deshalb wurde auch kein Alarm ausgelöst. Wir können uns bisher nicht genau erklären, wieso dies passiert ist“. Laut Beissel flossen daraufhin während rund 18 Stunden Abwässer direkt in die Alzette. Diese hatten nur ein Sieb und einen Fettrückhalt durchlaufen.
„Sie können sich vorstellen, dass dieser Zwischenfall an der größten Kläranlage in Luxemburg uns sehr besorgt. Wir wollen Aufklärung und vor allem Garantien, dass dies sich nicht wiederholen kann“, so Jean-Paul Lickes, Direktor des Wasserwirtschaftsamtes. „Solange aber die Ursache nicht geklärt ist, kann sich der Vorfall eben wiederholen“.
Schieber stundenlang offen
Fest steht bisher nur, dass die Notdienste am Samstagnachmittag gegen 16.09 Uhr wegen toter Fische in der Alzette benachrichtigt wurden, dies auf Höhe des Fußballfeldes in Walferdingen. Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes waren gegen 17 Uhr zur Stelle und bestätigten eine starke Verschmutzung. Als Verursacher war sehr schnell die von der Stadt Luxemburg betriebene Kläranlage in Beggen ausgemacht. Erst um 19.20 Uhr konnte der betroffene Schieber wieder geschlossen werden. Er trennt die Abwässer von der Alzette und soll eigentlich nur im Notfall, zum Beispiel bei sehr starkem Regen, geöffnet werden.
„Die Abwässer müssen angesichts der Verschmutzung während Stunden in die Alzette geflossen sein“, so Lickes. „Der Fluss hatte sich gerade hier im Mittellauf wieder gut erholt, Fische und sogar Forellen hatten sich wieder angesiedelt. Wegen des akuten Sauerstoffmangels ging aber auf rund zehn Kilometer Länge sämtliches Wasserleben zugrunde.“
Post vom Ministerium
Lickes zeigt sich insbesondere darüber verwundert, dass sowohl ein sogenannter Wassernehmer, der die Qualität der abfließenden Wassermengen automatisch überprüft, als auch ein automatisches Warnsystem, welches den diensthabenden Mitarbeiter hätte benachrichtigen müssen, in diesem Fall versagten. „Diese Fragen müssen auf jeden Fall geklärt werden“, so Lickes. Umweltministerium und Wasserwirtschaftsamt fordern nun Antworten. Auch wenn die Verschmutzungsursache durch das Schließen der betreffenden Klappe noch am Samstagabend beseitigt werden konnte, so wird die Stadt Luxemburg per Arrêté ministeriel um Aufklärung gebeten und aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, die eine Wiederholung dieses Vorfalls unmöglich machen.
„Das ist eine Formsache und wird üblicherweise bei Umweltvergehen so gehandhabt“, erklärt André Weidenhaupt, Koordinator im Umweltministerium. „Wir hatten in diesem Sinne bereits konstruktive Gespräche mit den Vertretern der Stadt Luxemburg. Eindeutige Antworten gibt es momentan aber noch nicht. Zudem wird die Stadt Luxemburg im Rahmen der Umwelthaftung und des Wasserschutzgesetzes für den entstandenen Schaden aufkommen müssen.“ Weidenhaupt weist aber auch darauf hin, dass die Verschmutzung, so unglücklich sie auch sein mag, vom Fließgewässer abgebaut werden kann und keine bleibenden Spuren hinterlassen wird. „Es waren kommunale Abwässer und keine giftigen Industriechemikalien, der Fluss wird sich also mittelfristig wieder erholen“, so Weidenhaupt.
Jean-Paul Lickes verweist zudem auf den notwendigen Ausbau der Kläranlage Beggen: „Die Anlage funktioniert komplett am Anschlag und muss unbedingt erweitert werden.“ Die Stadt Luxemburg ihrerseits wollte am Montag noch nicht offiziell Stellung nehmen, am Dienstag sollen im Rahmen einer Pressekonferenz weitere Details bekannt werden.
Der Verband der Sportfischer hat sich am Montagabend zu dem Zwischenfall in Beggen geäußert und forderte Antworten auf die Frage, wie es zu einer Panne dieses Ausmaßes kommen konnte. Die Kläranlage in Beggen hätte in der Vergangenheit einen großen Teil dazu beigetragen, dass sie Alzette biologisch wiederbelebt werden konnte, deshalb sei der Zwischenfall vom Wochenende umso tragischer. Es müsse unbedingt geklärt werden, welche Auswirkungen die Verschmutzung auf den Unterlauf der Alzette und der Sauer haben wird.
