Sexuelle Gewalt gegen Kinder stoppen
Sexuelle Gewalt gegen Kinder stoppen
„Sexuelle Gewalt ist die schlimmste Form der Gewalt, die Kindern angetan werden kann“, sagte der Kinderrechtsbeauftragte Charel Schmit bei der Vorstellung der vom Kanner an Jugendtelefon (KJT) und Ecpat Luxembourg, einer Vereinigung zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung, ins Leben gerufenen Kampagne „Stop aux violences sexuelles contre les enfants“.
„Im Internet sind immer mehr Bilder und Videos abrufbar, die sexuelle Gewalt gegen Kinder zeigen“, meinte die Direktorin des KJT, Barbara Gorges-Wagner. Die Zahlen von Europol belegen dies: Während des Lockdowns im Frühjahr vergangenen Jahres hat die Zahl der Klicks auf Seiten mit kinderpornografischen Material um 30 Prozent zugenommen.
Die Anzahl der illegalen Inhalte, die dem Center of Missing and Exploited Children (NCMEC) gemeldet wurden, ist im Jahr 2020, um 28 Prozent angestiegen. Europaweit sind eine Million URL-Adressen mit zweifelhaftem Inhalt gemeldet worden.
Zunahme von einem Drittel
„Eine URL beinhaltet in der Regel mehr als nur ein Bild“, erklärt Sally Stephany, Mitarbeiterin des KJT. Barbara Gorges-Wagner spricht von „bedrückenden Zahlen“ und einer besorgniserregenden Situation: „Hinter jedem Bild steckt ein realer Missbrauch.“
Seit 2016 kann jeder Internetnutzer in Luxemburg bei der Bee-secure Stopline zweifelhaftes Material melden. „Die Zahl der gemeldeten URLs hat sich seither jedes Jahr erhöht“, so Sally Stephany. „Im vergangenen Jahr ist sie um 32,3 Prozent angestiegen.“ 4 022 URLs waren es insgesamt. 2 410 davon stufte Beesecure als illegal ein und leitete die Fälle an die zuständigen Behörden weiter.
URLs melden
Bei drei Vierteln der Meldungen zeigten Bilder oder Videos Personen, die zwischen drei und 13 Jahre alt sind. „Luxemburg gehört zu den zehn Ländern, in denen die Einwohner die meisten URLs melden“, so Thomas Kauffmann, der Direktor von Ecpat.
Auch wie die Öffentlichkeit über das Thema spricht, war gestern Gegenstand der Pressekonferenz. „Der Sprachgebrauch soll die Realität nicht verharmlosen“, sagt Charel Schmit. Dazu gehöre es, den Gebrauch von bestimmten Begriffen zu überdenken.
Offline in ein paar Tagen
„Besonders das Wort Kinderpornografie bereitet mir Bauchschmerzen“, sagt Noémie Losch, Projektmanagerin bei Ecpat. Das Wort sei irreführend, sie bevorzuge den Ausdruck CSAM, eine Abkürzung für den Begriff „Child Sexual Abuse Material“, also Material, das den sexuellen Missbrauch von Kindern abbildet. „Pornografie zeigt eine legale Handlung von erwachsenen Personen, die ihr Einverständnis gegeben haben“, so Noémie Losch. „Dies ist bei CSAM nicht der Fall.“ Man solle das Verbrechen beim Namen nennen.
Wenn Internetnutzer auf Bilder oder Videos stoßen, die sexuellen Missbrauch von Minderjährigen abbilden, sollen sie diese melden. „Mit jeder Minute, die das Bild weiterhin online ist, wiederholt sich der Missbrauch“, so Sally Stephany. „Alles, was den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen dokumentiert, gehört gemeldet.“
Zweifelhafte Bilder
Der Besitz von kinderpornografischem Material ist strafbar. Falls man beim Surfen in den sozialen Netzwerken, auf zweifelhafte Bilder stößt, sollte man sie sich auf keinen Fall anschauen, sagt Thomas Kauffmann. „So macht man sich am Verbrechen mitverantwortlich.“ Ein Download der Daten sei illegal. „Ein wesentlicher Punkt der Stopline ist, dass man die Bilder anonym melden kann“, erklärt Barbara Gorges-Wagner. „Dann braucht man nicht zur Polizei zu gehen.“ In der Regel geht es dann relativ schnell. „Innerhalb von drei Tagen sind 73 Prozent der Bilder offline“, weiß Sally Stephany
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